Zahnerhalt

CAMLOG Competence Tour „Wir retten eigene Zähne“

Auch bei Implantologen rangiert der Zahnerhalt an erster Stelle. Das machte PD Dr. Michael Stimmelmayr bei der dritten Auflage der CAMLOG Competence Tour in Frankfurt unmissverständlich klar. Im Gespräch mit dem DENTAL MAGAZIN skizzierten Stimmelmayr und CAD/CAM-Leiter Martin Steiner, wann welche Implantat-Abutment-Verbindung Vorteile bringt und was in puncto Implantatprothetik up to date ist. 



Herr Dr. Stimmelmayr, Ihr gesamtes Team zieht Butt-Joint-Verbindungen konischen Verbindungen vor, warum?
Stimmelmayr: Anschlagverbindungen, speziell das CAMLOG-System, haben sowohl für uns Zahnärzte als auch für die Zahntechniker bei der Erstellung implantatgetragener Suprakonstruktionen deutliche Vorteile.

Was konkret ist einfacher?

Stimmelmayr: Die Abdruckpfosten rasten perfekt ein, man hat praktisch keinen Höhenversatz durch die Butt-Joint-Verbindungen. Die verschraubten Abdruckpfosten lassen sich auch bei divergierend inserierten Implantaten verblocken, was bei großspannigen verblockten Arbeiten wissenschaftlich belegt zur Passgenauigkeit beiträgt (Stimmelmayr et al. 2012).

Statt alle Zähne zu extrahieren, wie es etwa bei All-on-4-Konzepten Usus ist, versuchen Sie alle erhaltungswürdigen Zähne zu „retten“ …
Stimmelmayr: All on 4 ist für mich bei der unvermeidlichen Extraktion aller Restzähne oder beim zahnlosen Kiefer eine Op‧tion. Zähne, die erhaltungswürdig sind, und sei es noch so aufwendig, lassen wir in situ. Im Fallbeispiel haben wir sechs Implantate im OK und vier im UK inseriert, aber keineswegs für die „große Brücke“ an einem Tag. Wir haben strategisch wichtige Zähne erhalten. Sie wurden parodontologisch vorbereitet, dann haben wir strategische Pfeiler dazu implantiert. Die festsitzenden Arbeiten erstrecken sich nun nur über kleine Sequenzen. Das ist zwar deutlich langwieriger, aber wir retten eigene Zähne. Und das ist aus meiner Sicht die Aufgabe von Zahnärzten und Parodontologen.

Wie hilft Ihnen der DEDICAM-Service bei solch komplexen Fällen?
Stimmelmayr: Wir haben in diesem Fall mit DEDICAM individuelle Gingivaformer erstellt, die das Zahnfleisch bereits ausformen, bevor wir „richtig“ in die Prothetik gehen. Perfekte Weichgewebsausformung startet damit bereits zwischen der Chirurgie und der Prothetik. Das macht das Arbeiten leichter.

In welchen Fällen würden Sie dennoch auf eine konische Innenverbindung, also auf CONELOG, wechseln?

Stimmelmayr: Bei einer 7-mm-Knochenhöhe. Für diese Fälle sind CAMLOG-Implantate nicht erhältlich, man muss auf CONELOG zurückgreifen. Eventuell würde ich auch in der Oberkieferfront ein CONELOG-Implantat wählen, vor allem, wenn wir während der Implantatinsertion digital abformen und bei der Freilegung sofort die Krone einsetzen (Münchner Implantatkonzept).

Welchen Vorteil bringt das?
Stimmelmayr: Mehr Spielraum zwischen Abutment und Knochen. Dank des integrierten Platformswitch und der schmaleren Abutments auf Implantatniveau lässt sich leichter eine Krone auf ein subcrestal eingesetztes Implantat bringen, ohne interproximal Knochen abtragen zu müssen.

Aber die Abformung bei konischen Systemen ist schwieriger?
Steiner: Nicht unbedingt. CONELOG ist ein wenig anders konstruiert als die meisten konischen Systeme. Wir schalten den Konus frei während der Versorgung mit dem Gingivaformer. Das heißt, der Gingivaformer hat keinen Kontakt zur Konusfläche, sondern stützt sich auf der horizontalen Schulter des Implantats ab. Den gleichen Weg wählen wir für die Abformung. Auch dabei hat der Abformpfosten keinen Kontakt zur Konusfläche, sondern nur zur horizontalen Schulter des Implantats. Und dadurch haben wir die Vorteile einer Butt-Joint-Verbindungskonstruktion auch für konische Implantatsysteme übernommen. Wir haben dadurch den Fehler, der vermeintlich entstehen könnte durch den Höhenversatz des Konus, ausgeschaltet – sowohl bei der Abformung vom Mund zum Modell als auch bei der Übertragung zurück in den Mund.

Bei welchen Indikationen würden Sie einem CAMLOG-Fan ein CONELOG-Implantat empfehlen?
Steiner: Wir als Hersteller halten uns da zurück.

Warum?
Steiner: Jeder, der mit CAMLOG super Erfahrungen gemacht hat, wird aufgrund der prothetischen Einfachheit wahrscheinlich dabei bleiben. Jemand, der per se auf eine konische Verbindungskonstruktion setzt, aus verschiedenen Gründen, wird sich automatisch beim CONELOG mehr zu Hause fühlen.

Sie möchten also einfach beide Lager bedienen?
Steiner: Aber jedes Mal mit Herz und Verstand. So haben wir die CAMLOG-Philosophie und das Implantatinnenleben – die Rotationssicherung mit der Nut-Nocken-Verbindung und clevere Detaillösungen für die Abformung – transferiert.

CAMLOG-Fan Stimmelmayr würde bei bestimmten Indikationen aber doch heute auch auf eine konische Verbindung wechseln …
Steiner: Sicher, es gibt Situationen, in denen es kurze Implantate braucht. Da ist das CONELOG mit seinen 7-mm-Implantaten natürlich prädestiniert.

Gibt es keine kurzen „CAMLOGs“?

Steiner: Nein, das ist technisch nicht möglich.

Stichwort Implantatprothetik, wo geht aus Ihrer Sicht die Reise hin?

Steiner: Wir gehen weg von Titan- hin zu Zirkonhybridaufbauten. Im Kommen sind auch digital konstruierte monolithische Hybridabutmentkronen, speziell e.max-Kronen. Sie lassen sich in kürzester Zeit herstellen und funktionieren auf Implantaten einfach, schnell und sicher.

In zwei Wochen finden Sie die Vorträge der CAMLOG Competence Tour auf www.dental-online-college.de