Ärger über Zuzahlungen

IGeL: Portal für verärgerte Patienten

Patienten haben seit September die Möglichkeit, bei den Verbraucherzentralen ihren Ärger über den Umgang von Arztpraxen mit individuellen Gesundheitsleistungen – kurz IGeL - loszuwerden. Innerhalb einer Woche sind auf www.igel-ärger.de rund 300 Beschwerden eingegangen. Ärzte, die negativ auffallen, sollen abgemahnt werden.


Die Verbraucherzentralen wollen ermitteln, welche Zusatzleistungen Ärzte offerieren und wie sie über die Kosten der IGeL-Leistungen informieren. Foto: Andreas Hermsdorf / pixelio.de


Konzipiert und betreut wird das Internetforum www.igel-ärger.de von den Verbraucherzentralen NRW, Berlin und Rheinland-Pfalz. Finanziert wird es durch das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz.

Seit dem Start im September sind rund 300 Beschwerden von Patienten eingegangen. Die meisten betreffen die Messung des Augeninnendrucks zur Glaukom-Früherkennung bei Augenärzten, gefolgt von extra angebotenen Ultraschall-Untersuchungen bei Gynäkologen. Beim Zahnarzt gibt es hingegen keine IGeL-Leistungen, darauf weist die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung auf ihrer Website hin.

IGeL-Ärger: Ärzte, die negativ auffallen, sollen abgemahnt werden

Auf der Beschwerdeplattform können Betroffene ihren Ärger auch anonym schildern. Die Verbraucherzentralen wollen so ermitteln, welche Zusatzleistungen Ärzte offerieren, wie sie über die Kosten der IGeL-Leistungen informieren, ob das jeweilige Angebot in eine schriftliche Vereinbarung mündet und wie auf Beschwerden von Patienten reagiert wird. Ärzte, die negativ auffallen, sollen abgemahnt werden.

Auf der Beschwerdeplattform finden sich auch weitere Informationen und Tipps zu IGeL und Wahlleistungen sowie ein Forum zur Klärung persönlicher Nachfragen, um Patienten besser für den Umgang mit kostenpflichtigen Extras in der Arztpraxis zu wappnen.

“Patienten fühlen sich häufig von Ärzten unter Druck gesetzt”

Olesja Jäger von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz bemängelt, dass Ärzte in ihren Praxen häufig den Erfolg und Nutzen medizinischer Extras anpreisen, ohne ausreichend über die Risiken zu informieren. Viele Patienten erhielten bereits vor der Behandlung ein Formular, in dem sie die gewünschte Leistung ankreuzen sollen. Oder sie müssten unterschreiben, wenn sie diese IGeL nicht in Anspruch nehmen wollen.

“Patienten fühlen sich daher häufig von Ärzten unter Druck gesetzt. Viele Patienten fühlen sich dadurch verunsichert, nehmen die Leistung in Anspruch und bezahlen auch für die Extras, obwohl sie überhaupt nicht wissen, ob diese Leistung sinnvoll ist. Diese Verunsicherung schlägt nach dem Verlassen der Arztpraxis oft in Frust und Ärger um.”

IGeL: Was ist das?

Auf der Plattform wird IGeL so definiert: Individuelle Gesundheitsleistungen sind ärztliche, zahnärztliche und psychotherapeutische Leistungen, die Patienten grundsätzlich selbst bezahlen müssen, weil sie nicht zum festgeschriebenen Leistungsumfang der gesetzlichen Krankenversicherungen gehören.