Umfrage zeigt Bilanz nach dem ersten Quartal

So beurteilen ZFA und MFA das E-Rezept


ZFAs und MFAs treffen häufig noch auf skeptische Patienten, wenn es ums E-Rezept geht.

ZFAs und MFAs treffen teilweise noch auf skeptische Patienten, wenn es ums E-Rezept geht. Grafik: PKV Institut


Im Prinzip ist das elektronische Rezept (E-Rezept) eine gute Idee, in der Praxis bringt es noch viele Herausforderungen mit sich: Dieses Stimmungsbild ergibt eine aktuelle Umfrage zum E-Rezept.

Das PKV Institut hat MFAs und ZFAs gebeten, nach drei Monaten verpflichtendem E-Rezept eine erste Bilanz zu ziehen. An der Online-Umfrage nahmen 169 MFAs und ZFAs teil.

Seit dem 1. Januar 2024 ist das E-Rezept verbindlich für alle gesetzlich Versicherten: Sie erhalten verschreibungspflichtige Arzneimittel von ihren Ärzten nur noch per E-Rezept. In der Theorie profitieren Patienten und ebenso das Praxisteam von dieser Digitalisierungsmaßnahme in der Gesundheitsversorgung: Patienten, auch chronisch Kranke, müssen nicht mehr eigens in die Praxis kommen, um ein (Folge-)Rezept abzuholen. E-Rezepte können auch nach einer Videosprechstunde ausgestellt werden, sofern der oder die Behandelte im laufenden Quartal bereits in der Praxis war.

Doch wie sieht es für die Praxisteams aus? Spart das E-Rezept wirklich Zeit? Immerhin knapp 20 % der Befragten antworten auf diese Frage mit einem klaren Ja. Rund 47 % gaben an, dass ihnen das E-Rezept im Moment „noch nicht wirklich“ Zeit erspare. Etwa jede dritte der befragten Personen beantwortet die Frage nach der Zeitersparnis mit einem rigorosen Nein.

In vielen Praxen erschweren IT-Probleme die Prozesse
Bei gut 30 % der Befragten hat die Umstellung von Papier auf elektronische Verordnung laut Umfrage problemlos geklappt. Ebenso viele Befragte (30,2 %) berichten von anfänglichen Stolpersteinen, die jedoch aus dem Weg geräumt werden konnten. Rund 38 % der Befragten haben technische Probleme bei der elektronischen Verordnung, die bis heute nicht gelöst sind: Übermittlungsverzögerungen, Probleme mit der digitalen Signatur, Probleme mit der Stornierung von derzeit nicht lieferbaren Medikamenten, eine regional bedingt langsame Internetverbindung und andere technische Schwierigkeiten stellen die Praxisteams vor teils immense Herausforderungen.

Wenn etwa ein Patient sein Medikament sofort braucht, in dem Moment aber die Zeit zum Signieren fehlt oder Patienten zu Folgeterminen ihre Versichertenkarte nicht dabei haben, werde das E-Rezept von der ursprünglich beabsichtigten Erleichterung zum zusätzlichen Stressfaktor im ohnehin schon anspruchsvollen Praxisalltag, sagt Praxismanagerin Karola Bommer: „Wir sind auch bei der Medikamentenverordnung offen für Digitalisierung. Aber Digitalisierungsmaßnahmen müssten näher an der Praxis sein und die dort bestehenden Prozesse berücksichtigen.“ Bommer empfiehlt Praxisteams, technische Neuerungen frühzeitig zu testen, um den Praxisbetrieb möglichst stressfrei zu halten: „Wer frühzeitig herausfindet, ob Veränderungen der Ausstattung und Infrastruktur der Praxis notwendig werden, kann Umstellungen entspannter gestalten.“ Mit Blick auf den bevorstehenden Sommer weist sie auf einen weiteren Vorteil des E-Rezepts hin: „Wenn jemand abreisebereit am Bahnhof steht und seine Blutdrucktabletten vergessen hat, dann reicht jetzt ein Anruf bei uns in der Praxis und die Medikamente können in jeder Apotheke deutschlandweit abgeholt werden.“

Information und Kommunikation fördern das Annehmen von Neuerungen
Die Zusammenarbeit mit Gesetzgeber, gematik und anderen Verantwortlichen fanden ein Viertel der Befragten (25,17 %) sehr gut und berichten von umfassender Information und professioneller Unterstützung bei Fragen. Fast zwei Drittel (61,9 %) hingegen waren nicht zufrieden mit der erhaltenen Unterstützung. Neben rein technischen Problemen als Hauptgrund für Probleme bei der Einführung des E-Rezepts (72,73 %) gaben etwa 17 % der Befragten an, nicht ausreichend gut informiert worden zu sein.

Die Umfrage legt nahe, dass auch die Aufklärung der Patienten zum E-Rezept oft erst in der Praxis passiert: 62,16 % der Befragten geben an, Patienten sehr häufig Auskunft zum E-Rezept geben zu müssen, weitere 23,65 % geben häufig Auskunft, lediglich 10,81 % nur ab und zu.

Zögerliche Patienten
52,70 % der Befragten gaben an, dass ihre Patienten dem E-Rezept gegenüber mehrheitlich aufgeschlossen sind, 33,78 % erleben mehrheitlich zögerliche Patienten. Jede zehnte Praxis hat mit Patienten umzugehen, die das E-Rezept völlig ablehnen – etwa, weil sie schlechte Erfahrungen gemacht haben, dem digitalen Prozess nicht trauen oder schlichtweg Angst haben, das Einlösen des Rezepts zu vergessen, wenn sie kein Papier in der Hand haben. Mehr als ein Viertel der Befragten (27,52 %) gab an, dass 25 % ihrer Patienten nach wie vor einen zusätzlichen Ausdruck auf Papier wünschen. „Information, Dialog und gute Erfahrungen fördern die Akzeptanz von Neuerungen“, sagt Karola Bommer. „Allen Startschwierigkeiten zum Trotz helfen MFAs und ZFAs Patienten, das E-Rezept zu verstehen und anzunehmen, und leisten damit einen sehr wertvollen Beitrag zum langfristigen Erfolg des E-Rezepts.“

Quelle: PKV Insitut