Neue US-Studie zur Tröpfcheninfektion

SARS-CoV-2: Aerosole beim Sprechen fördern die Ansteckung

Speicheltröpfchen bleiben über längere Zeit in der Luft. Doch welche Rolle spielen eigentlich durch Sprechen freigesetzte Aerosole für die Übertragung des neuen Coronavirus SARS-CoV-2? Das haben US-Forscher jetzt mittels Laserlicht untersucht.


SARS-CoV-2 Aerosole

Die beim Sprechen produzierten Aerosole könnten ein unterschätzes Risiko für eine Infektion mit dem neuen Coronavirus SARS-CoV-2 darstellen. © Christoph Burgstedt – stock.adobe.com


Die Wissenschaftler um Dr. Valentyn Stadnytskyi vom National Institute of Diabetes and Digestive and Kidney Diseases (NIDDK) in Bethesda ließen für ihre Studie einen Probanden in einem geschlossenen Raum über einen Zeitraum von 25 Sekunden die Worte „Stay healthy“ wiederholen. Ein in den Raum projizierter Laser erfasste währenddessen die Anzahl und Größe der beim Sprechen entstandenen Aerosole. Auch die Verweildauer der Speicheltröpfchen in der Luft hielten die Forscher mit Hilfe der Lasertechnik fest.

Aerosole verbleiben mehr als acht Minuten in der Luft

Das Ergebnis: Beim lauten Sprechen entstanden mehrere Tausend Aerosole pro Sekunde, von denen viele aufgrund ihrer Größe relativ schnell zu Boden sanken. Kleinere Speicheltröpfchen dagegen schrumpften aufgrund von Dehydration rasch auf eine durchschnittliche Größe von vier Mikrometern zusammen. Sie waren deutlich länger in der Raumluft nachweisbar. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich in jeder Minute, in der ein Mensch laut in einem geschlossenen Raum spricht, rund 1000 Aerosol-Tröpfchen dieser Größe bilden, die durchschnittlich zwischen acht und 14 Minuten in der Luft verbleiben können.

Aerosole beim Sprechen unterschätzter Infektionsweg für SARS-CoV-2

„Unsere Beobachtungen bestätigen, dass die Wahrscheinlichkeit einer Virusübertragung durch normales Sprechen in geschlossenen Umgebungen hoch ist“, schlussfolgerte das Team um Dr. Stadnytskyi. Denn sowohl bei symptomatischen SARS-CoV-2-Patienten als auch bei symptomfreien Infizierten ist die Zahl der Viren im Speichel hoch: Erst kürzlich hatten Deutsche Wissenschaftler um Professor Christian Drosten vom Institut für Virologie der Charité Berlin in einer Untersuchung bei Infizierten eine Viruslast von rund sieben Millionen RNA-Kopien pro Milliliter Speichel nachweisen können. Auch diese Ergebnisse legen nahe, dass das Sprechen in Räumen ohne Luftaustausch einen nicht zu unterschätzenden Infektionsweg darstellt.



Maske und Frischluft schützen in der Praxis

Den Beobachtungen aus der Forschung hinsichtlich Aerosole und SARS-CoV-2 können auch Zahnmediziner in ihrem Praxisalltag Rechnung tragen: Etwa durch ein konsequentes Tragen der persönlichen Schutzausrüstung (Brille, Schutzvisiere, Mund-Nasen-Schutz, Handschuhe und ggf. Schutzkittel) während des Mitarbeiter- und Patientenkontakts, durch ein regelmäßiges Lüften der Praxisräume und eine hochvolumige Absaugung während der Behandlung.



Quelle:

Valentyn Stadnytskyi, Christina E. Bax, Adriaan Bax, Philip Anfinrud: The airborne lifetime of small speech droplets and their potential importance in SARS-CoV-2 transmission. Proceedings of the National Academy of Sciences May 2020, 202006874; DOI: 10.1073/pnas.2006874117