Digitalisierung in der Zahnarztpraxis
Warum die Digitalisierung auch in der Zahnmedizin ihren Weg gehen sollte, erläutern Sabine Zude, CGM Dentalsysteme, und Dr. Uwe Axel Richter, PLANiMED GmbH, im Experteninterview.
Wie groß ist das Potenzial der Digitalisierung bzw. digitaler Anwendungen in der Zahnarztpraxis?
Zude: Die Digitalisierung in der Zahnarztpraxis geht mit großen Schritten voran. Seit dem 01.01.2021 können gesetzlich Versicherte die ePA (elektronische Patientenakte) bestellen, in der sie z. B. Notfalldaten speichern lassen können. In Einführung ist auch der Kommunikationsdient KIM, mit dem Praxen und künftig auch der gesamte Gesundheitsdienst medizinische Dokumente elektronisch und sicher über die Telematikinfrastruktur (TI) versenden und empfangen können.
Richter: Entscheidend ist: Was nützt der Praxis, was macht sie zukunftssicher? Dieses Ziel ist ohne eine sinnvolle, das heißt die Patienten in den Mittelpunkt stellende Digitalisierung nicht mehr erreichbar. Unternehmerisch sind drei Bereiche wesentlich: die in der Versorgung von GKV-Patienten vorgegebene TI, die Praxisverwaltung und -organisation sowie die Patientenzentrierung. Natürlich greifen die Bereiche ineinander – ePA, eMP, eAU und e-Rezept stehen in der Anwendung nicht isoliert. Zahnarztbonusheft und Impfpass sind sinnvolle und arbeitserleichternde, zeitsparende Anwendungen, ganz abgesehen vom digitalen HKP. Dennoch ist alles ist top Praxisverwaltungssysteme nicht leistbar.
Welche Tools sind bereits jetzt erprobt und nutzbar?
Richter: Die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben die Veränderung der Verhaltensmuster in der Breite der Bevölkerung nochmals beschleunigt. Viele Patienten setzen mittlerweile voraus, dass sie neben der Videosprechstunde online einen Termin buchen können. Online-Terminplaner müssen jedoch mehr können, als nur einen Zeitpunkt zu reservieren – zum Beispiel automatisch den Behandler und den entsprechenden Raum zuweisen. Eine sinnvoll „durch-digitalisierte“ Praxis mit stimmigen Workflows entlastet das Personal und optimiert den Personalbedarf.
Zude: Bei der Einrichtung des Moduls CGM CLICKDOC kann die Praxis einmal bestimmen, welche Art von Terminen den Patienten bei der Online-Terminvereinbarung angeboten wird und welche Zeitslots freigegeben werden. Eine Prophylaxe-Behandlung wird dann automatisch einer Prophylaxe-Fachkraft zugeordnet. Da die Patienten sich bei CLICKDOC registrieren müssen, sind nicht wahrgenommene Termine die absolute Ausnahme. Die Patienten werden von dem System auch automatisch an ihren Termin erinnert.
Wie wird es mit der Digitalisierung in der Zahnarztpraxis weitergehen?
Zude: Eine wichtige Anwendung für Zahnarztpraxen und Patienten wird das elektronische Beantragungs- und Genehmigungsverfahren werden, welches in 2022 eingeführt wird. Außerdem werden Business Intelligence Tools zunehmen und können die Praxen immer besser unterstützen.
Richter: Das Digitalisierungspotenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft. Um dieses zu heben, kommt es nicht auf möglichst viele Tools an, sondern darauf, die richtigen, praxisspezifischen(!) digitalen Lösungen sinnvoll in den Workflow zu integrieren, um einen Mehrwert für die Praxis zu erzeugen. Der Übergang zu Anwendungen mit künstlicher Intelligenz wird fließend sein.
Die Experten
Dr. Uwe Axel Richter
Geschäftsführer und Inhaber der PlaniMED Gesellschaft
Sabine Zude
Geschäftsführerin der CGM Dentalsysteme, Vorstandsvorsitzende des VDDS (Verband Deutscher Dentalsoftware-Unternehmen e.V.)