Biokeramische Sealer für Einstift-Technik
Biokeramische Sealer liefern unter den Wurzelkanalsealern eine neue Dimensionsstabilität, Biokompatibilät und Verarbeitungsqualität – Zeit für eine neue Bewertung der Wurzelfülltechniken.
Grundsätzlich haben Wurzelkanalsealer die Aufgabe, die Hohlräume zwischen Wurzelkanalwand und Wurzelfüllung ideal aufzufüllen. Dies sind natürliche, sowie durch die Wurzelkanalbehandlung künstlich geschaffene Hohlräume, in denen sich Bakterien befinden. Im Idealfall sollte ein Wurzelkanalsealer also langfristig abdichten, bakterizid wirken, möglichst biokompatibel und für den klinischen Einsatz röntgensichtbar sowie gut verarbeitbar sein. Diese Eigenschaften versucht die Forschung seit Jahrzehnten in einem Material zu vereinen. Trotz zahlreicher Entwicklungsschritte blieben selbst bei den als Goldstandard etablierten Epoxidharz-basierten Sealern zwei Hauptprobleme bestehen: die fehlende Dimensionsstabilität und Biokompatibilität. Abhilfe können biokeramische Sealer schaffen.
Kompensation durch aufwendige Techniken
Eine Abbindereaktion ist im Fall der Epoxidharze mit einem Schrumpfprozess des Materials verbunden, was kontraproduktiv zu dem ist, was eigentlich gewünscht ist. Das Schrumpfen ermöglicht es Bakterien, den Wurzelkanal neu besiedeln zu können. Um diesen Nachteil auszugleichen, bedient man sich heute zweier spezieller Wurzelfülltechniken: der lateralen Kondensation und der warm-vertikalen Obturation. Diese sind jedoch sehr technik- und zeitintensiv. Bleibt die leichter umsetzbare Einstift-Technik. Werden dabei Epoxidharz-basierte Sealer eingesetzt, ist die Dimensionsstabilität der Wurzelkanalfüllung jedoch in Frage gestellt. Epoxidharze zeigen zudem eine schlechte Biokompatibiltät.
Biokeramische Sealer: dimensionsstabil und biokompatibel
Biokeramische Sealer finden in der Medizin bereits seit den 60er Jahren Verwendung, z. B. bei der Fixierung von Gelenk- oder Cochlea-Ersatz. Sie bestehen aus Kalziumsilikat, Zirkoniumoxid, Kalziumphosphat und Füllstoffen. Anders als bei Epoxidharz-basierten Sealern ist bei biokeramischen Sealern der Abbindeprozess mit der Aufnahme von Wasser, also mit einer geringen Expansion verbunden. Dies führt zu einer sehr guten Versiegelung zwischen Dentin und Guttapercha. Biokeramische Sealer gewährleisten also einen positiven Effekt in der Abbindereaktion. Sie erzielen für einen bakteriendichten Verschluss vergleichbare Ergebnisse wie bei Anwendung der viel komplexeren warm-vertikalen Obturation.
Auch in Fragen der Biokompatibilität zeigen sie eindeutige Ergebnisse. So wirkte sich z. B. CeraSeal (Komet Dental) nicht negativ auf das zelluläre Überleben aus – ganz im Gegenteil zu den Epoxidharzen. Gegenstand der aktuellen Forschung ist es nun, inwieweit biokeramischen Sealern wie CeraSeal vielleicht sogar eine bioaktive – also wachstumsfördernde – Eigenschaft zugeschrieben werden kann. In-Vitro Studien weisen momentan zumindest darauf hin.
Optimierung gelungen
Zahnärzte kritisierten lange die zu schwache Röntgenopazität der biokeramischen Sealer im Vergleich zu Epoxidharzen. CeraSeal hat diesen Vorwurf durch seine angepasste Rezeptur versucht zu adressieren. Durch den erhöhten Anteil an Zirkoniumoxidpartikeln ist es in der Opazität den Epoxidharz-basierten Sealern ähnlich und besser als andere biokeramische Sealer. Außerdem erzielt CeraSeal im Abbindevorgang einen sehr hohen pH-Wert (pH 12,7), der über mindestens sieben Tage, also über einen substanziell langen Zeitraum wirkt. Jeder endodontisch tätige Zahnarzt weiß, dass zur Wurzelkanalmedikation zwischen den Behandlungsschritten Calciumhydroxid mit ähnlich hohem pH-Wert eingesetzt wird. Ein weiterer Vorteil liegt in der Anwendung: Bei Epoxidharzen ist ein trockener Kanal sicherzustellen, CeraSeal hingegen ist hydrophil und das Behandlungsergebnis somit unabhängiger von der umgebenden Feuchtigkeit. Hier gibt es deutlich weniger Technik-Anfälligkeit oder drop-outs aufgrund nicht suffizienter Wurzelfüllungen. Mittels der beigelegten Applikationsspritzen ist es einfach einzubringen – ein großer Zeitvorteil gegenüber Epoxidharzen.
Resümee
Biokeramische Sealer im Allgemeinen liefern eine neue Dimensionsstabilität und Biokompatibilität, CeraSeal im Speziellen besticht durch Röntgenopazität, einen hohen pH-Wert und den attraktiven Preis. Es bedeutet eine massive Erleichterung des Workflows und ist damit nicht mehr allein den Endodontie-Experten vorbehalten. Damit bietet CeraSeal eine absolute „Massentauglichkeit“ für den Einsatz in jeder Praxis. Man bekommt mit CeraSeal ein wenig technik-sensitives Produkt an die Hand, das Behandlungsergebnisse bietet, die bisher nur mit aufwendigen Obturationsmethoden erreicht werden konnten. CeraSeal ist diesen aufwendigen Methoden absolut ebenbürtig.
Der Experte
Dr. David William Christofzik
Zahnmedizinstudium in Kiel, Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Kiel, 2018 Gründung der DDC – Digital Dental Consulting
d.christofzik@googlemail.com