Restaurative Zahnheilkunde

Superschnelles Polyether

Einzelne Implantatpositionen bzw. Stümpfe zur Herstellung von Abutments, Kronen, Inlays, Onlays und bis zu dreigliedrigen Brücken zügig und präzise abformen, lautet die Devise. Davon profitieren Zahnärzte und Patienten gleichermaßen.


Polyether Abformmaterial 3

Umspritzen des Abformpfostens mit 3M Impregum Penta Super Quick Medium Body Polyether Abformmaterial © Becker


In klinischen Fällen, in denen komplexe implantatprothetische Versorgungen herzustellen sind, war es für uns schon seit vielen Jahren ein Leichtes, das passende Abformmaterial zu wählen. Zum Einsatz kam grundsätzlich ein Polyethermaterial, das mit seiner präzisen Detailwiedergabe zu überzeugen weiß. In wenig komplexen Fällen – z. B. bei der Abformung einzelner Implantate – war die Entscheidung bislang schwieriger. Es war abzuwägen, ob die überlegene Präzision und Detailtreue eines Polyethers den Nachteil einer vergleichsweise langen Abbindezeit und die damit verbundenen Unannehmlichkeiten für den Patienten rechtfertigt.

Diese Problematik besteht dank der Einführung von 3M Impregum Super Quick Polyether Abformmaterial nun nicht mehr. Der Hersteller 3M wirbt damit, dass dieses Material die bewährten Polyethervorteile bietet und so rasch abbindet wie ein A-Silikon. Gleichzeitig ist auch der Geschmack besser. Dies waren für uns Gründe genug, den Neuling in der eigenen Praxis zu testen. Über die ersten Erfahrungen mit dem superschnellen Polyether wird im Folgenden berichtet.

Der konkrete Fall


Der 47-jährige Patient erschien mit einer frakturierten Krone aus einem Verbundwerkstoff auf seinem im April 2015 inserierten Implantat in regio 45 in der Praxis. Während die Krone umgehend zu ersetzen war, erschien das aus einer angießbaren Edelmetalllegierung bestehende konfektionierte Abutment (Friadent AuroBase D 3,8, Dentsply Sirona) noch intakt. Daher wurde entschieden, das Abutment wiederzuverwenden und lediglich eine neue Krone herzustellen. Diesmal bevorzugten wir ein Restaurationsmaterial mit höherer Festigkeit – die Wahl fiel auf 3M Lava Esthetic Fluoreszierendes Vollzirko‧niumoxid.

Für die Implantatabformung wurde eine Technik gewählt, bei der ein geschlossener, konfektionierter Löffel eingesetzt werden kann. Gründe dafür waren die relativ geringe Mundöffnung des Patienten und die Notwendigkeit, möglichst zeitsparend vorzugehen. Um die Voraussetzungen für eine hohe Genauigkeit zu schaffen, kam die Repositionstechnik mit Transferkappe zum Einsatz.
Dafür steckten wir ein TransferCap auf den Abformpfosten (Friadent Übertragungsaufbau Reposition mit TransferCap, Dentsply Sirona) und fixierten diesen auf dem Implantat (Abb. 1). Danach wurde der konfektionierte Abformlöffel aus Metall mit Löffeladhäsiv für Polyether behandelt (Abb. 2). Es folgte das Umspritzen des Abformpfostens mit 3M Impregum Penta Super Quick Medium Body Polyether Abformmaterial mithilfe der 3M Penta Elastomerspritze (Abb. 3). Anschließend wurde der Löffel mit demselben Abformmaterial befüllt und in den Mund eingesetzt. Das Abformergebnis – einmal mit Transferkappe und einmal mit reponiertem Abformpfosten – zeigen die Abbildungen 4 und 5.

Polyether: schnell und einfach

Das neue Abformmaterial zeigte ein sehr ähnliches Verhalten wie das in unserer Praxis häufig verwendete 3M Impregum Penta Soft Polyether Abformmaterial. Es lässt sich einfach applizieren und fließt zuverlässig an den Abformpfosten an. Positiv und entscheidend für das Arbeitstempo ist die in Tests bewiesene konstante Fließfähigkeit des Materials während der gesamten Verarbeitungszeit. Sie ermöglicht es, die für Impregum Super Quick Abformmaterial zur Verfügung stehenden 45 Sekunden Verarbeitungszeit komplett auszunutzen, ohne die Gefahr zu erhöhen, dass aufgrund vorzeitiger Abbindereaktionen im Material Verzüge etc. entstehen. Im Mund bindet das neue Material dann innerhalb von zwei Minuten vollständig ab.

Bei der Entnahme des Löffels aus dem Mund war die für Polyether typische Saugwirkung zu spüren. Das Abformresultat erfüllte unsere Erwartungen: Alle Details waren präzise abgebildet, und der Abformpfosten ließ sich exakt reponieren. Für die Überbrückung der Zeit bis zur Fertigstellung der finalen Versorgung wurde ein Gingivaformer auf das Implantat geschraubt (Abb. 6); das konfektionierte Abutment wurde mit der Abformung an das zahntechnische Labor gesendet.

Herstellung der Krone

Dort wurden Modelle hergestellt und unter anderem mit dem aufbereiteten (von Zementresten befreiten und sandgestrahlten) Abutment digitalisiert, um die Krone aus Lava Esthetic Zirkoniumoxid (Zahnfarbe A3,5) computergestützt konstruieren zu können. Das Design erfolgte vollanatomisch auf dem virtuellen Abutment. Es folgten die Fertigung der monolithischen Restauration, die Ausarbeitung der Oberfläche, das Sintern und schließlich die Charakterisierung mit Malfarben sowie die Glasur (Abb. 7). Zur Passungskontrolle wurde zunächst das Abutment und anschließend die fertige Krone auf das Modell gesetzt (Abb. 8 und 9). Der Sitz war optimal, und Anpassungen waren nicht erforderlich, sodass die Restauration gleich an die Praxis gesendet wurde.

Eingliederung

Im Patientenmund erfolgte nach dem Befestigen des Abutments auf dem Implantat (Abb. 10) eine Passungs- und Okklusionskontrolle. Letztere wurde sowohl mit blauer Artikulationsfolie (Arti-Fol Artikulations-Folie ultradünn 8 µ, Bausch) als auch mit rotem Okklusionspapier (Arti-Check mikrodünn 40 µ, Bausch) durchgeführt (Abb. 11 und 12). Da keinerlei Störstellen vorhanden waren, wurde die Krone umgehend mit dem semipermanenten dualhärtenden Zement implantlink semi Classic (Detax) auf dem Abutment befestigt. Die Abbildungen 13 und 14 zeigen das Behandlungsergebnis.

Fazit

Bei Impregum Super Quick Polyether Abformmaterial handelt es sich um ein Produkt, das die Herzen vieler Polyetherfans mit Sicherheit höher schlagen lässt. Endlich steht ein Material zur Verfügung, das die gewohnten Vorteile wie eine hohe Feuchtigkeitstoleranz und besondere Fließfähigkeit bietet und gleichzeitig ein effizientes Abformen ermöglicht und dem Patienten lange Wartezeiten mit dem Abformlöffel im Mund erspart. Wie viele Präparationen beziehungsweise Implantate sich mit dem neuen superschnellen Material abformen lassen, hängt stark von der Arbeitsweise des Zahnarztes ab. Der Hersteller empfiehlt seinen Einsatz im Rahmen der Herstellung von Einzelzahnrestaurationen, Implantaten mit bis zu zwei Einheiten und bis zu dreigliedrigen Brücken. Wer zügig arbeitet und den Löffel von der Assistenz befüllen lässt, kann durchaus auch mehr Stümpfe abformen. In unserer Praxis wird es sicher speziell für Implantatabformungen auch in Zukunft Verwendung finden.