Intraoralscanner: Das richtige System finden
Der Intraoralscanner legt den Grundstein für den gesamten digitale Prozess vom Scan bis zur Fertigung. Doch welches System soll es sein? Worauf gilt es zu achten? CAD/CAM-Experte Max Müller liefert Tipps für die Entscheidungsfindung.
Wenn ich als Praxisinhaber:in in einen Intraoralscanner investiere und im Dentallabor fertigen lasse, habe ich in der Regel zwei Ziele: Zum einen geht es darum, den Patienten mehr Komfort zu bieten – ein Selbstläufer im Vergleich zur Abformmasse – zum anderen möchte ich die Qualität und Effizienz meiner eigenen Arbeit steigern.
Egal, ob die Fertigung Chairside, im Praxislabor oder bei einem Partner erfolgt, wichtig ist immer die Frage, ob das Gerät die Indikationen, die ich scannen will, auch in der notwendigen Qualität abbilden kann.
Partner frühzeitig einbeziehen
Bei der Effizienz geht es aber um mehr: Der Intraoralscanner legt den Grundstein für den gesamten digitalen Prozess vom Scan bis zur Fertigung. Ich empfehle allen Praxisinhaber:innen, die in die Digitalisierung einsteigen wollen: Sprechen Sie mit Ihren Partnern und Dienstleistern, beziehen Sie Ihr Labor partnerschaftlich in die Planung des Workflows ein.
Erfolgt die Fertigung ausschließlich bei externen Partnern, gilt diese Empfehlung in besonderem Maße. Einstieg in die digitale Praxis bedeutet für diese Zahnärzte, dass sie alle Daten problemlos mit verschiedenen Partnern teilen möchten.
Bei der Auswahl des für die eigene Praxis passenden Systems ist es wichtig, nicht beim Gerät zu starten, sondern auf den Workflow zu blicken. Oberstes Ziel sollte sein, dass die Systeme des oder der Dentallabore, mit denen ich zusammenarbeite, mit meinem System harmonisieren und meine Laborpartner meine Daten problemlos und ohne zusätzlichen Aufwand weiterverarbeiten können. Nicht jedes System kann ich mit meinen bestehenden Partnern nutzen, viele Anbieter schränken die Freiheit in der Wahl neuer Partner und Dienstleister ein.
Ein offenes System ist noch kein Garant für einen problemlosen Datentransfer zu meinen Partnern. Max Müller
Was offene Systeme ermöglichen
Ein offenes System ist noch kein Garant für einen problemlosen Datentransfer zu meinen Partnern.
Wichtig ist es, genau zu schauen, was sich hinter einem Begriff wie „offenes System“ konkret verbirgt. Viele Systeme ermöglichen den Export von STL-Daten, viel mehr auch nicht. Deshalb sollte man wissen, welche Daten man teilen möchte. In der Regel sind das 3D-Daten, die zugehörigen Auftragsdetails und Daten wie die Oberflächentextur, Farbnahmen und Fotos. All das muss in einem sinnvollen digitalen Prozess an das Partnerlabor übertragen werden, ohne den Datenschutz zu verletzten. Besonders komfortable Vernetzungsmöglichkeiten und damit einen effizienten Workflow bieten die Cloud-Lösungen einiger Anbieter.
Ergonomie und individueller Bedienkomfort sind beim Intraoralscanner ebenfalls wichtig. Probieren Sie verschiedene Geräte aus und testen Sie diese ausführlich. So ist das kabellose Scannen unbestritten ein schönes Feature, das liegt sofort „auf der Hand“, wenn man es ausprobiert. Wie wichtig Ihnen dieses Feature aber tatsächlich ist, können nur Sie selbst entscheiden.
Doch nicht alle Vor- und Nachteile erschließen sich auf den ersten Blick: Beispielsweise sind einige Scanner größer im Mund, man muss sie aber auch weniger bewegen als andere Kameras im gleichen Segment, so dass man am Ende in der gleichen Zeit zum Ergebnis kommt.
Drei Extra-Tipps für die Entscheidungsfindung
- Vergleichen Sie die Kosten genau. Neben den Investitionskosten sollten Sie die Folgekosten genau ansehen. Diese Gebühren können je nach Anbieter sehr hoch sein, werden bei Wirtschaftlichkeitsberechnungen aber häufig vergessen.
- Achten Sie auf einen sehr guten Support nach dem Kauf. Sie benötigen fachkundige Hilfe bei der Einbindung in Ihre Prozesse und in Ihre IT– und eine umfassende Einweisung und Schulung, damit Sie das Gerät optimal bedienen und nutzen können.
- Behalten Sie die Zukunftsfähigkeit des Systems im Blick. Es ist sinnvoll, sich für eine Lösung zu entscheiden, die modular erweiterbar ist – auch wenn Sie derzeit ein klar eingegrenztes Einsatzszenario im Blick haben. Und mit einem Hersteller, der technisch als Vorreiter gilt, fahren Sie auf lange Sicht besser als mit einem Hersteller, der nur selten neue Geräte oder innovative Technologien vorstellt.
Der Experte
Max Müller
Senior Manager, Projektmanagement ConnectDental bei Henry Schein und CAD/CAM Spezialist
max.mueller@henryschein.de