BDIZ EDI: 10. Expertensymposium

Entzündung am Implantat

Hochkarätige Referenten aus den USA, Schweden und Belgien, der Schweiz und Deutschland beleuchteten beim 10. Expertensymposium des Bundesverbandes der implantologisch tätigen Zahnärzte in Europa e.V. (BDIZ EDI) die Entzündung am Implantat. Kontrovers diskutiert wurde vor allem die Implantoplastik. Die Europäische Konsensuskonferenz hat diese invasive Implantatreinigung nicht in den neuen Praxisleitfaden, der aktuell erstmals auf der IDS präsentiert werden soll, aufgenommen.



Warum die Implantoplastik auf der Europäischen Konsensuskonferenz praktisch kaum diskutiert worden war, wunderte so manchen Teilnehmer des 10. BDIZ EDI-Expertensymposiums, zum Beispiel PD Dr. Hans-Joachim Nickenig, Köln. Auch auf dem 10. Expertensymposium selbst fand diese „Fünf-vor-zwölf-Maßnahme“ kaum Beachtung. Die Referenten rückten vor allem die frühzeitige Diagnostik in den Fokus. Prof. Dr. Ralf Roessler, Köln, vertrat die Ansicht, in Anlehnung an die Parodontologie müsse bei Nachsorge der Implantatpatienten die implantatspezifische Situation durch die Bestimmung von Biomarkern wie der aktiven Matrix-Metalloproteinase-8 (aMMP8) ergänzt werden. Darüber hinaus plädierte er dafür, sich mit innovativen Therapieoptionen auseinanderzusetzen, auch wenn die Daten aus Forschung und Lehre noch mangelhaft seien. Das gelte in der Frühphase vor allem für nichtchirurgische und chirurgisch-resektive Therapieverfahren.

Prof. Dr. Anton Sculean, Bern, stellte solch neue Denkansätze in Köln vor. Anhand von Ergebnissen einer kürzlich durchgeführten randomisierten klinisch kontrollierten Studie demonstrierte er, dass die Verwendung der antimikrobiellen photodynamischen Therapie (aPDT) bei Periimplantitispatienten durchaus eine Alternative zur Verabreichung lokaler Antibiotika sein kann. Die Studie habe zum ersten Mal bewiesen, dass die Anwendung der aPDT in Verbindung mit einer nichtchirurgischen Therapie zu vergleichbaren klinischen, mikrobiologischen und immunologischen Ergebnissen führe wie die nichtchirurgische Therapie gefolgt von der Anwendung von Minozyklin. Sculean hält diese neuen Daten für sehr vielversprechend und den Ansatz für einen Schritt in die richtige Richtung. Denn: Die Anwendung der aPDT sei nicht wie die Antibiotikagabe mit einem Anstieg von Resistenzen verbunden, unterstrich er.

Prof. Dr. Tom van Dyke aus Boston befasste sich intensiv mit dem therapeutischen Nutzen von entzündungshemmenden Medikamenten und Immunmodulatoren bei der Periimplantitisbehandlung. Nahrungsergänzungsmittel mit Omega-3-Fettsäuren plus Aspirin, erklärte er, hätten als Ergänzung zur Standardparodontal‧therapie einen erheblichen Einfluss auf das Ergebnis der klinischen Behandlung.

Prof. Dr. Marc Quirynen aus Leuven beantwortete die Frage, welchen Einfluss der allgemeine Gesundheitszustand auf das Risiko ausübt, eine Periimplantitis zu entwickeln. Danach hätten genetische Disposition, Lifestyle- und Umweltfaktoren einen deutlich größeren Einfluss auf die Entstehung von Periimplantitis als Faktoren wie Implantatdesign, Platform-Switching oder die Implantat-Abutment-Verbindung.

Hat sich eine Periimplantitis durch präventive Maßnahmen nicht vermeiden lassen, sind rekonstruktive Maßnahmen angesagt. Als Erfolgsfaktoren dafür nannte PD Dr. Jörg Neugebauer, Wissenschaftlicher Leiter des Sympo‧siums, die Art der Entfernung des entzündlichen Gewebes und die Desinfektion der Oberfläche sowie die Wahl des augmentativen Verfahrens. Ausgedehnten vertikalen Rekonstruktionen am Implantat räumte er in diesem Zusammenhang eher geringe Erfolgsaussichten ein. Bei einem schüsselförmigen oder trichterförmigen Defekt lasse sich das entzündliche Granulationsgewebe durchaus mit Küretten entfernen. Für die Desinfektion der bakteriell kontaminierten Implantatoberfläche und des infizierten Hart- und Weichgewebes empfiehlt er die antimikrobielle photodynamische Therapie.