Studie zu Patientenbewertungen

Hübsche Praxen werden weniger weiterempfohlen

Je schicker desto besser? Auf Zahnarztpraxen scheint das nicht zuzutreffen. Die Studie „Ärzte im Zukunftsmarkt 2019“ fand heraus, warum gerade hübsche Praxen für weniger Weiterempfehlungen von Patienten sorgen.


hübsche Praxen weniger Weiterempfehlungen

Piekfein macht skeptisch. Patienten ist der Zahnarzt als Person wichtiger als das Erscheinungsbild der Praxis. © iStock: tulcarion


Das Internet ist mittlerweile für Patienten das erste Mittel der Wahl, um nach einem neuen Zahnarzt oder Arzt zu suchen. Dabei lassen sie sich durch das sogenannte Schwarmwissen anderer Patienten beeinflussen, die auf einschlägigen Portalen Bewertungen zu den Ärzten und Empfehlungen abgeben. Besonders hübsche Praxen scheinen dabei weniger Weiterempfehlungen zu bedeuten. Doch woran liegt das?

Der Arzt als Person ist der wichtigste Faktor

Die Stiftung Gesundheit führte eine Analyse von mehr als 150.000 Arztbewertungen von Patienten sowie Arzt-Arzt-Bewertungen durch. Ziel war es herauszufinden, welche Faktoren die Weiterempfehlungsbereitschaft der Patienten beeinflussen.

Fakt ist zunächst, dass der wichtigste Faktor für eine Weiterempfehlung der Arzt selbst ist. Ist die Bewertung des Arztes positiv, empfehlen Patienten ihn auch besonders oft weiter. Wichtige Punkte sind Patienten darüber hinaus eine gute Organisation der Praxis und freundliches Praxispersonal. Fällt die Bewertung in diesen Bereichen gut aus, steigt auch die Bereitschaft zur Weiterempfehlung.

Hübsche Praxen bekommen weniger Weiterempfehlungen

Ist das Personal gut, führt das in der Regel zu einer guten Organisation und die wiederum sorgt für einen guten Eindruck beim Patienten. Anders verhält es sich allerdings mit dem Erscheinungsbild einer Praxis. Denn hier ist die Wirkung negativ. Je besser die spezifische Bewertung des Erscheinungsbilds ausfällt, desto niedriger ist die Weiterempfehlungsbereitschaft. Das bedeutet: Gerade hübsche Praxen bekommen weniger Weiterempfehlungen von Patienten.

Die Gründe dafür können vielfältig sein. „Vielleicht spielen dabei Elemente des sozialen Unbehagens, des Neids oder einer tief sitzenden Skepsis gegenüber Äußerlichkeiten eine Rolle – oder auch schlichtweg die Befürchtung, dass Hochglanz mit höheren Selbstzahlerkosten einhergeht“, beschreibt Prof. Dr. Dr. Konrad Obermann, Forschungsleiter der Stiftung, die Ergebnisse.

Eine andere Möglichkeit könnten auch Ausstrahlungseffekte zwischen einzelnen Bewertungskomponenten sein. Patienten könnten vermuten, dass eine „opulent“ gestaltete Praxis ein eher kaufmännisches Verhalten von Ärzten bedinge, was für die Patienten möglicherweise die Eigenkosten erhöhe.

Quelle: Stiftung Gesundheit