Implantate bei Immunsuppression: Das rät die neue S3-Leitlinie
Wie können Patienten mit Immunsuppression oder Immundefizienz angemessen implantologisch versorgt werden? Die neue S3-Leitlinie „Implantate bei Immunsuppression/Immundefizienz“ der Deutschen Gesellschaft für Implantologie im Zahn-, Mund- und Kieferbereich (DGI) und der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) liefert Zahnmedizinern Handlungsempfehlungen für die Praxis.
Immer öfter finden sich unter den Patienten mit der Indikation einer implantatgetragenen dentalen Rehabilitation auch solche, die immunsupprimiert oder immundefizient sind. Teils leiden diese Patienten unter einem primären angeborenen Immundefizit, teils ist dieses sekundär erworben – etwa durch eine HIV-Infektion. Bei anderen Patienten ist eine medikamentöse Behandlung mit Steroiden oder Chemotherapeutika der Grund für die Schwächung der körpereigenen Abwehrkräfte. Experten rechnen zukünftig mit einer weiteren Zunahme dieses sehr heterogenen Patientenkollektivs. Denn die Lebenserwartung der Bevölkerung steigt ebenso wie die Qualität der Gesundheitsversorgung stetig an. Die neue S3-Leitlinie zur Immunsuppression/Immundefizienz, soll helfen, die implantologische Versorgung dieser Patienten zu verbessern.
Immunsystem entscheidend für Implantationserfolg
Eine adäquate Funktion des Immunsystems ist ausschlaggebend für die postoperative Wundheilung nach Implantation, die Osseointegration der Implantate oder auch das spätere Auftreten einer Periimplantitis. Um auch für Patienten mit Immundefiziten eine implantologisch angemessene Versorgung sicherstellen zu können, haben die DGI und die DGZMK nach den Regularien der AWMF (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften) eine eigene S3-Leitlinie „Implantate bei Immunsuppression/Immundefizienz“ erstellt.
S3-Leitlinie zu Immunsuppression als Entscheidungshilfe
Die Arbeitsgruppe um Leitlinienkoordinator Prof. Dr. Dr. Knut A. Grötz möchte damit unter anderem Zahnmedizinern, Oralchirurgen und Implantologen eine Hilfestellung bei der Indikationsfindung bieten. Auf Grundlage der S3-Leitlinie soll künftig besser entschieden werden können, bei welchen Patienten mit Immunsuppression der Betroffene von einer implantatgetragenen Rehabilitation profitiert. Auch das individuelle Komplikationsrisiko eines Implantatverlusts durch Entzündung, gestörte Osseointegration und mögliche negative Folgen für die anatomische Nachbarschaft oder die systemische Gesundheit berücksichtigen die Autoren in ihrer Veröffentlichung.
Empfehlungen von der Vorbehandlung bis zur Nachsorge
Auf insgesamt 33 Seiten legen sie dazu in der Langfassung der S3-Leitlinie mögliche Risikofaktoren dar, gehen auf die präoperative Vorbehandlung und Diagnostik ein und liefern Empfehlungen zur Aufklärung der Patienten. Auch das perioperative Management und das Vorgehen bei der Implantatinsertion thematisieren die Leitlinienautoren. Mit den Besonderheiten der prothetischen Versorgung und der adäquate Nachsorge für diese Patientengruppe schließt die Publikation ab.
Quelle: DGZMK