Grundlagenforschung in der Zahnmedizin

Forscher entwickeln KI gegen Parodontitis

Zähneputzen scheint schwieriger zu sein als gedacht. Denn trotz der täglichen Routine leidet ein Großteil der deutschen Bevölkerung an Entzündungen des Zahnfleisches oder des Zahnbettes. Abhilfe soll nun ein neues Forschungsgerät für die Zahnmedizin schaffen – und die KI spielt dabei eine wichtige Rolle.


KI Parodontitis

Mithilfe von KI entwickeln die Forscher ein Modell, das den Zahnputzvorgang abbildet. © RS-Studios – stock.adobe.com


Fast niemand putzt seine Zähne richtig. Denn mehr als 70 Prozent der Bevölkerung leiden an Entzündungen im Mundraum, erklärt Prof. Dr. Bernhard Sick, Leiter des Fachgebietes Intelligente eingebettete Systeme an der Universität Kassel. Mithilfe von künstlicher Intelligenz (KI) soll nun gegen Parodontitis und Gingivitis vorgegangen werden.

Interesse an der Forschung ist groß

Ein interdisziplinäres Forschungsteam der Universität Kassel, der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) und der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) entwickelt im Rahmen des Projekts „Brushalyze“ ein Forschungsgerät, das den Zahnputzvorgang besser analysieren soll.

Und das Interesse an dieser Grundlagenforschung in der Zahnmedizin ist groß. Denn nicht nur die Zahnmediziner sehen die Konsequenzen mangelhafter Mundhygiene. Auch die Kosten bei den Krankenkassen steigen und die Relevanz in der Altenpflege ist enorm.

KI unterstützt Bekämpfung von Parodontitis

Bisher konnten genaue Analysen nur Videoanalysen von geschultem Personal durch Beobachtungsmethoden liefern. Doch das sei zu zeitaufwändig und wichtige Details könnten bei einer rein visuellen Beobachtung nicht analysiert werden.

Aus diesem Grund entwirft das Forscherteam eine manuelle Zahnbürste, in die sie Sensoren integrieren, die die Bewegungsrichtung, Kraft und andere physikalische Größen messen. So seien erste Studien und Datenerfassungen möglich. Mithilfe von KI entwickeln die Forscher anschließend ein Modell, das den Zahnputzvorgang abbildet: Wird die Bürste kreisend oder horizontal bewegt? Welcher Druck wird aufgewandt und wurde der Zahnbelag erfolgreich entfernt? Das ersetze die Videoanalyse. Das auf die Beobachtung von Zahnputzvorgängen spezialisierte Team der Medizinischen Psychologie liefert wiederum Basisdaten und prüft die Plausibilität der automatisierten Auswertungen. So entsteht ein neues Forschungsgerät zur Grundlagenforschung in der Zahnmedizin. Vielleicht kann so in Zukunft KI bei der Bekämpfung von Parodontitis helfen.


Quelle: Universität Kassel