Orale Entzündungen

Entamoeba gingivalis fördert Gewebezerstörung bei Parodontitis

Erstmals konnten Forscher die Beteiligung eines einzelligen Parasiten an Gewebezerstörungen belegen. Die Amöbe Entamoeba ist oft in Mundhöhlen mit Entzündungen zu finden und verwandt mit dem im Darm vorkommenden Amöbenruhr verursachenden Parasiten Entamoeba histolytica.


Entamoeba gingivalis protozoan

Eine 3D-Illustration der Amöbe Entamoeba gingivalis, die an der Gewebezerstörung bei der Parodontitis beteiligt ist. © Kateryna_Kon / stock.adobe.com


Die Parodontitis ist eine der weit verbreitetsten chronischen Erkrankungen des Zahnhalteapparates und steht in Verbindung mit weiteren Erkrankungen wie Arthritis, Herz-Kreislauf oder Krebserkrankungen. Forscher der Charité Berlin fanden nun heraus, dass ein Parasit, Entamoeba gingivalis, erhöht bei dieser oralen Entzündung vorkommt.

In den Untersuchungen fanden die Forscher um das Team von Prof. Dr. Arne Schäfer, Leiter der Forschungsabteilung für Parodontologie, den Parasiten bei 80 Prozent der Patienten mit entzündeten Zahnfleischtaschen, aber nur bei 15 Prozent der gesunden Patienten. E. gingivalis ist verwandt mit der Darmamöbe E. histolytica, wodurch sich das krankheitserregende Potenzial bereits gut einschätzen lässt. Eine der weltweit häufigsten Todesursachen durch Parasiten ist die Amöbenruhr, verursacht von E. histolytica.

Förderung der Gewebezerstörung

Das Vorgehen von E. gingivalis konnte das Forschungsteam nun erstmals beschreiben. „Wir haben nachgewiesen, dass auch eine die Mundhöhle besiedelnde Amöbe wie E. gingivalis in die Schleimhaut eindringt und dort das Gewebe zerstört. In der Folge können vermehrt Bakterien eintreten und die Entzündung und Gewebezerstörung weiter verstärken“, erläutert Prof. Schäfer.

Entamoeba gingivalis bewegt sich dafür in das Zahnfleisch und tötet die Wirtszellen, indem es den Inhalt dieser in sich aufnimmt. Durch diesen Prozess ähnelt diese Amöbe stark E. histolytica, da sie aktiv zur Zerstörung des Gewebes beiträgt. Somit positioniert sich E. gingivalis als möglicher Verursacher schwerwiegender oraler Entzündungskrankheiten. Sie wird durch Tröpfcheninfektion übertragen.

Da Behandlungserfolge der Parodontitis bisher meist nur von kurzer Dauer blieben, erhoffen sich die Forscher bessere Heilungschancen nach Entdeckung dieser Amöbe. „Bislang werden weder die Infektion noch die erfolgreiche Eliminierung dieses Parasiten in der Therapie einer Parodontitis berücksichtigt,“ erläutert Prof. Schäfer und erhofft sich nach Entdeckung der Amöbe einen neuen Ansatz zur Behandlung der Parodontitis zu entdecken. Eine klinische Studie soll dies untersuchen.

Quelle: Journal of Dental Research