Strategien zur Periimplantitisvermeidung
Weichgewebige Strategien zur Perimplantitisvermeidung, Maßnahmen zur Rettung nicht erhaltungswürdiger Implantate sowie Möglichkeiten zur Periimplantitisbekämpfung standen im Fokus des Geistlich-Workshops auf dem 33. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Implantologie (DGI). Die Themen werden auf der 5. Geistlich Konferenz in Baden-Baden erneut aufgegriffen. Dem Thema Reparatur-Chirurgie wird sich Geistlich Biomaterials dauerhaft widmen, wie Geschäftsführer Dr. Thomas Braun ankündigte.
„Nach wie vor tun wir uns ein bisschen schwer mit der Definition der Periimplantitis.“ Das betonte PD Dr. Dr. Markus Schlee, Forchheim, zum Auftakt des Geistlich-Workshops zum Thema „Implantate retten“ auf dem DGI-Kongress in Hamburg.
„Nicht jedes eiternde Implantat ist ein Periimplantitisimplantat“, stellte er klar. Entzündungen am Implantat seien häufig auf Fehlpositionierungen, Fehlbelastungen und auf Zementreste zurückzuführen. Ein so induzierter Knochenabbau mit anschließender Infektion der freiliegenden Implantatoberfläche schaue klinisch genau so aus wie eine Periimplantitis, die durch eine Disbalance zwischen bakterieller Belastung und unangemessener Wirtsantwort entstanden sei. Beide Infektionen nenne man Periimplantitis, obgleich es sich um völlig verschiedene Entitäten handele.
Auch deshalb differieren Angaben zur Prävalenz so stark. Als Anhaltspunkt für eine Periimplantitis definierte Schlee Sondierungstiefen größer/gleich 6 mm und einen Knochenabbau von 3 mm apikal der Plattform.
Ist ein Implantat infiziert, plädiert er für die elektrolytische Reinigung (GalvoSurge), um eine vollständige Entfernung des Biofilms zu erreichen. Mechanische Verfahren wie Kratzen, Bürsten, Schleifen erübrigten sich dann. Nach elektrolytischer Reinigung sei in vielen Fällen eine komplette Reosseointegration möglich.
Strategien gegen Periimplantitis: Welche Rolle spielt das Weichgewebe?
Weichgewebe spielt eine entscheidende Rolle für den Implantaterfolg. Das unterstrich Prof. Dr. Michael Stimmelmayr, Cham. Linkevicius et al. hätten als erste gezeigt, dass zu dünne Mukosa Knochenverlust verursacht, führte er aus. Der zirkuläre periimplantäre Knochenverlust bei einer Weichgewebsdicke unter 2 mm könne nach dieser Untersuchung zirka 1,35 mm betragen.
Stabile Weichgewebsverhältnisse um Implantate sind seiner Ansicht nach für die Funktion und die Ästhetik ebenso relevant wie ausreichender Knochen. Bis maximal 4 mm Gingiva um Implantate hält er für erstrebenswert.
„Nicht alles, was wie Periimplantitis aussieht, ist auch Periimplantitis.“ PD Dr. Markus Schlee
Eine Weichgewebsverdickung lasse sich mit autologen Bindegewebstransplantaten, aber auch mit porcinen Weichgewebsmatrices erreichen. Für die Verbreiterung der keratinisierten Gingiva empfiehlt er freie Schleimhauttransplantate und – indikationsbedingt – porcine Weichgewebsmatrices.
Detailliert beschrieb er den Einsatz von Fibro-Gide. Die Weichgewebsmatrix reduziere Entnahmemorbidität, vor allem bei größeren Augmentationen, bei denen größere Transplantate nötig seien.
Späten Implantatverlust vermeiden
Eine akribische Anamnese hält Dr. Dr. Markus Tröltzsch, Ansbach, für eine der besten Strategien gegen Periimplantitis und einen späten Implantatverlust. Dabei gelte es auch die Erwartung des Patienten abzufragen. Neben der Defektart (Größe etc.) seien der Gesundheitszustand des Patienten, die Compliance, die Fähigkeit des Chirurgen, aber auch die Materialauswahl von großer Bedeutung. Sollten nämlich Zweifel bestehen oder das Risiko einfach zu groß sein (schwere Infektion, kaum vorhandenes Gewebe, medizinische Risikofaktoren), sei die Implantatextraktion indiziert.
Ist bei bestehender Infektion noch Restknochen vorhanden und zeigt sich der Patient compliant, empfiehlt er den Kieferkammerhalt mit Deproteinized Bovine Bone Mineral (DBBM), resorbierbarer Kollagenmembran und PRF. Eine Kieferkammaugmentation hält er für indiziert, wenn ein großer nicht infizierter Defekt vorliegt, der Patient gesund ist und sich kooperativ (compliant) verhält. Als Augmentationsmittel der Wahl nannte er das individuelle Titangitter oder die Schalentechnik mit KEM, partikulärem Material & resorbierbarer Kollagenmembran & Platelet-rich Fibrin (PRF). Bei einem entzündlichen Prozess sei es immer die sicherste Variante, erst einmal abheilen zu lassen und erst dann zu augmentieren, sagte er. Aber mit entsprechender klinischer Erfahrung nehme er bei Nicht-Risikopatienten auch kleinere augmentative Maßnahmen wie Ridge Preservation (mit xenogenen Materialien mit hohen Kollagenanteilen) in gering entzündetem Gebiet vor.