Eine sinnvolle Scanner-Ergänzung

Lohnt sich ein 3D-Drucker in der Zahnarztpraxis?

Der Intraoralscanner eröffnet über die additive Fertigung mit einem 3D-Drucker neue Möglichkeiten für die Zahnarztpraxis, entweder als Alternative zur Fräseinheit oder ergänzend.


3D-Drucker Zahnarztpraxis

Mit einem 3D-Drucker lässt sich das Indikationsspektrum erweitern. © Juan – stock.adobe.com


Ob sich die Investition in einen eigenen 3D-Drucker in der Zahnarztpraxis lohnt, hängt vor allem an zwei zentralen Faktoren: die Indikationen und die personellen Ressourcen.

Wichtigste Indikation für den Chairside-Einsatz von 3D-Druckern ist nach wie vor der Modelldruck in der digitalisierten Praxis. Wurde vorher konventionell abgeformt und die Abdrücke im Praxislabor ausgegossen, um Modelle herzustellen, benötigen diese Praxen nun eine Alternative zur Fertigung von Modellen.

3D-Druck für die digitale KFO

Der Drucker ist in der digitalen Praxis der einfachste und schnellste Weg zum physischen Modell. Eine Modellfertigung in der Fräsmaschine ist dagegen in der Regel weder effizient noch wirtschaftlich. Alternative zum eigenen 3D-Drucker ist die Fertigung von Modellen im Partner-Labor.

Besonders wichtig ist der 3D-Druck für die digitale KFO. Neben der Fertigung der weiterhin benötigten physischen Modelle ermöglicht der eigene Drucker in kieferorthopädischen Praxen und Zahnarztpraxen mit kieferorthopädischen Leistungen die In-house-Fertigung 3D-konstruierter Schienen, die ganz ohne physische Modelle auskommt.

Auch für Zahnarztpraxen mit digitaler Abformung, die den Zahnersatz weiterhin im Labor fertigen lassen, kann ein 3D-Drucker je nach Indikationen eine lohnende Investition sein. Sind vor der Digitalisierung viele Modelle im Praxislabor entstanden, oder werden in einer implantologischen Praxis regelmäßig Bohrschablonen oder individuelle Abformlöffel benötigt, kann ein Drucker die Effizienz und Wirtschaftlichkeit steigern. Neben den Indikationen sollte sich ein Praxisinhaber aber die Kapazitäten und Kompetenzen in der Praxis genau ansehen.

Additive Fertigung: Provisorien und permanenter Zahnersatz

Weniger verbreitete Indikationen für den Einsatz von 3D-Druckern ist die Chairside-Fertigung von Provisorien oder sogar permanenten Kronen. Die Auswahl und die Qualität der angebotenen Druckmaterialien haben sich enorm entwickelt. Gedruckte Provisorien sind inzwischen gerade für Praxen ohne eigene Fräseinheit eine Überlegung wert. Grundsätzlich wären auch gedruckte permanente Kronen eine kostengünstige Alternative. Allerdings ist in Deutschland eine Kostenübernahme von permanenten Versorgungen aus Kunststoff über die GKV schwierig, so dass sich diese Indikation unter den gegebenen Rahmenbedingungen kaum durchsetzen wird.

Gedruckte Provisorien sind inzwischen gerade für Praxen ohne eigene Fräseinheit eine Überlegung wert. <span class="su-quote-cite">Marc Fütterer</span>

Die Auswahl der passenden Software ist entscheidend

Anders als bei den Fräs- und Schleifmaschinen spielen Kompatibilitäten bei der Auswahl eine geringere Rolle, denn für den 3D-Druck benötigt man die STL-Daten – und das können alle 3D-Drucker. Wichtiger für die Entscheidung ist dagegen die Frage, ob das Materialangebot und die Software zu den benötigten Indikationen passen. Praxisinhaber sollten sich bei der Auswahl herstellerübergreifend beraten lassen, welche Software ihren Anforderungen am besten entspricht, bevor sie sich für ein Modell entscheiden.

Einfache Lösungen für den Modelldruck sockeln den gescannten Kiefer, ohne dass eine zusätzliche Modelbuilder-Software notwendig ist – für viele Praxislabore reicht das vollkommen aus. Wer allerdings bei seinen Modellen herausnehmbare Einzelzähne benötigt, sollte sich für eine Software entscheiden, die mehr leisten kann.

Andere Softwarelösungen setzen auf spezifische Indikationen und bieten einen komplett abgestimmten Workflow vom Scanner bis zum Druck, wie zum Beispiel die Systemlösung OrthoConnect für Kieferorthopäden von Scheu Dental. Hier sind viele sinnvolle Optionen bereits integriert, wie die Platzierung von Dehnschrauben und die Anbindung an die Patientenkartei.

Grundsätzliche Überlegungen zum 3D-Drucker in der Zahnarztpraxis

  • Sie bieten in Ihrer Praxis ein breites Leistungsspektrum an, haben aber kein Praxislabor? Dann sollten Sie überlegen, ob die Kapazitäten für die Umsetzung des 3D-Drucks bei Ihnen im Team vorhanden sind.
  • Sie haben ein kleines Praxislabor, das nicht ganz ausgelastet ist? Mit einem 3D-Drucker lässt sich das Indikationsspektrum eines Praxislabors deutlich erweitern. So bleibt die Wertschöpfung dieser Laborarbeiten bei Ihnen, die externen Kosten sinken.
  • Sie begeistern sich für den 3D-Druck und haben nicht primär eine möglichst hohe Rentabilität im Sinn? Dann sollten Sie die Idee eines Druckers für Ihre Praxis auf jeden Fall weiterverfolgen. Denn das Interesse an etwas Neuem und der Spaß bei der Arbeit sind nicht in Geld aufzuwiegen – und führen nicht selten zu einer erfolgreichen Weiterentwicklung der eigenen Praxis.

Der Experte

3D-Drucker Zahnarztpraxis

Foto: Christian Bruch

Marc Fütterer

Produktmanager ConnectDental Labor bei Henry Schein

marc.fuetterer@henryschein.de