Kariesprogression im Gebiss

Lässt sich die Kariesaktivität durch Läsionen vorhersagen?

Geben einzelne Läsionen Aufschluss über die Kariesprogression im gesamten Gebiss? In einer Kohortenstudie gingen brasilianische Forscher dieser Frage auf den Grund.


Kariesaktivität vorhersagen

Der Status der Zahnoberfläche ist ein wichtiger Faktor bei der Vorhersage. © SergeyKuchugurny- stock.adobe.com


Für ihre Studie zur vorhersagbaren Kariesaktivität untersuchten die Forscher insgesamt 801 Kinder im Alter von circa 12 Jahren. Zu Beginn erhielten die Eltern einen Fragebogen, anschließend wurden die Kinder klinisch untersucht.

Kariesprogression erfassen

Anhand der Auswertungen nahmen die Wissenschaftler eine Unterteilung in drei Gruppen vor:

  1. In der ersten Gruppe befanden sich nur kariesfreie Kinder.
  2. In der zweiten Gruppen befanden sich Kinder, die nur inaktive Kariesläsionen aufwiesen.
  3. In der dritten Gruppe fassten sie die Kinder zusammen, bei denen mindestens eine aktive Kariesläsion vorlag.

Der gesamte Untersuchungszeitraum betrug durchschnittlich zweieinhalb Jahre. An erster Stelle wollten die Forscher die quantitative Kariesprogression erfassen. Dazu konnte eine Kavitation, eine erkennbare Dentinkaries bei intaktem Schmelz, eine Füllung oder Extraktion des Zahnes zählen.

Kariesaktivität lässt sich vorhersagen

Dabei war der Status der Zahnoberfläche ein wichtiger Faktor bei der Vorhersage der Kariesaktivität und -progression. Die Ergebnisse zeigen, dass die Neubildung von Karies bei gesunden Zahnoberflächen nur bei einem Prozent lag. Bei inaktiven Läsionen lag die Progression bei neun Prozent, bei aktiven Läsionen bei 12,6 Prozent. Demnach ergab sich insgesamt eine Progressionsrate von 0,6 Prozent (Gruppe 1), 1,1 Prozent (Gruppe 2) und 2,2 Prozent (Gruppe 3). Lagen bereits aktive Kariesläsionen vor, war zudem das Risiko größer, dass auch bei gesunden Schmelzoberflächen eine Karies auftrat.

Die Forscher kommen anhand ihrer Ergebnisse zu dem Schluss, dass sich die Kariesaktivität anhand von Läsionsmerkmalen vorhersagen lässt. Voraussetzung dafür sei aber auch, dass keine engmaschige Prophylaxe mit Kontrolle und Fluoridierung in Anspruch genommen werde.


Quelle: Maltz M., Leal F.L., Wagner M.B., Zenkner J.E.A., Brusius C.D., Alves L.S.: Can We Diagnose a Patient’s Caries Activity Based on Lesion Activity Assessment? Findings from a Cohort Study. Caries Res 2020; 54: 218–225. https://doi.org/10.1159/000509871