Lamellen statt Bürsten
Wie gut die mechanische Plaqueentfernung bei der häuslichen Zahnpflege funktioniert, hängt auch vom Anwender selbst ab. Eine Untersuchung des Ormed-Institut an der Universität Witten-Herdecke zeigt, dass bei einer neuen elektrischen Lamellenzahnbürste mit einem U-förmigen Mundstück die Geschicklichkeit des Anwenders weniger Einfluss auf die Zuverlässigkeit des Putzergebnisses hat.
Eine regelmäßige mechanische Plaqueentfernung ist unbestritten sehr wichtig für die Prävention von entzündlichen Zahnfleischerkrankungen. [13] Dazu gehört die häusliche Zahnpflege, bei der verschiedene Hilfsmittel eingesetzt werden – von Handzahnbürsten über elektrische Schallzahnbürsten bis zu sogenannten Rundumzahnbürsten.
Effektives Zähneputzen
Es konnte gezeigt werden, dass der Erfolg des Zähneputzens zu einem hohen Anteil von der Anwendung abhängt. [2] Sowohl Handzahnbürsten als auch herkömmliche elektrische Zahnbürsten müssen sorgfältig in die vier Quadranten geführt werden, im richtigen Winkel und mit den richtigen Putzbewegungen. Experten erreichen sowohl mit Handzahnbürsten als auch mit elektrischen Zahnbürsten die besten Ergebnisse. [1] Bei anderen – normalen – Anwendern sieht das deutlich anders aus: Die meisten putzen eher so, wie sie es als Kind gelernt haben. [3] Oftmals wird mit zu viel Druck geputzt und besonders die lingualen Bereiche werden vernachlässigt. [4]
Daher ist im Zuge der Prävention die professionelle Zahnreinigung für Zahnarztpraxen eine wichtige Aufgabe, und damit verbunden die individuelle Mundhygieneschulung für die Patienten. Diese ist auch ein wesentlicher Bestandteil der UPT, der erhaltenden Parodontitis-Therapie. [13] Neben der individuellen Mundhygieneschulung durch ausgebildete Fachkräfte gab und gibt es weitere Ansätze zur Verbesserung der Ergebnisse häuslicher Mundhygiene:
Zusätzliche Hilfsmittel stehen zur Verfügung, etwa Interdentalraumbürsten und Zahnseide für die Reinigung der Zahnzwischenräume. Sogenannte Einbüschel-Zahnbürsten helfen dabei, versteckte Ecken zu erreichen. Diese Instrumente, ebenso Zahnbürsten, müssen sachgerecht angewendet werden. Einmal mehr landen wir bei der individuellen Mundhygieneberatung durch geschulte Fachkräfte.
Zusätzlich wird versucht, über verbesserte Technologien
zu einem verlässlicheren Putzergebnis zu kommen, etwa durch besondere Putzprogramme oder Apps zur Anwendung bei elektrischen Zahnbürsten. In einer aktuellen
Metaanalyse (Thomassen et al 2022) wurde ein leichter
Vorteil für elektrische gegenüber manuellen Zahnbürsten festgestellt. [12]
Hingegen erscheint eine Steigerung der Putzdauer nicht sinnvoll. Denn das Putzergebnis nach der üblichen Zahnputzzeit von zwei Minuten wird auch durch eine Steigerung, etwa auf drei Minuten, nicht maßgeblich verbessert. [9]
Vor-und Nachteile verschiedener Zahnbürsten
Mit manuellen Zahnbürsten können bei zu kräftigem Putzen sogenannte Putzschäden entstehen. Freiliegende Zahnhälse können dann zu weitergehenden Problemen führen, zum Beispiel Dentinhypersensibilität oder Wurzelkaries. Bei genauerem Hinsehen stellt man fest, dass sogar eine elektrische Zahnbürste oft wie eine manuelle Zahnbürste angewendet wird. [10]
Ein anderer Ansatz sind sogenannte Rundumzahnbürsten. Sie sollen möglichst alle Zähne, also den ganzen Kiefer, erreichen und so weniger abhängig von der individuellen Geschicklichkeit funktionieren. Rundumzahnbürsten arbeiten mit Borsten oder Lamellen und werden zumeist elektrisch angetrieben. Damit Plaque überhaupt entfernt werden kann, muss für die Borsten oder Lamellen während des Putzvorgangs ein entsprechender Kontakt zu den Zahnflächen bestehen. Das ist eine technische Herausforderung.
Wissenschaftlich geprüft sind leider nur die wenigsten dieser Systeme. Wenn, dann sind die Ergebnisse ernüchternd: Nieri et al (2020) konnten in einer randomisierten klinischen Studie an 22 Patienten zeigen, dass eine U-förmige Zahnbürste (verwendet wurde V-White) nicht effektiv war in der Plaqueentfernung. [8] Schnabl et al (2022) prüften in einer randomisieren klinischen Crossover Studie die Reinigungs-Effizienz eines ähnlichen Produkts (verwendet wurde amabrush). Die unzureichende Wirksamkeit führten sie auf den schlechten Kontakt der Borsten zu den Zahnflächen zurück. [11]
Elektrische Lamellenzahnbürste: kürzere Putzdauer und einfachere Handhabung
Seit Ende 2021 gibt es unter dem Namen Uniqe eine elektrische Lamellenzahnbürste mit einem ähnlichen Ansatz (Abb. 1). Die Zahnbürste wird über einen Vibrationsmotor angetrieben. Das Mundstück mit Lamellen aus Silikon gibt es in drei Größen. Es wird ein eigens für die Lamellenzahnbürste entwickeltes Zahngel oder Zahnschaum verwendet. Bei Anwendung passt sich das flexible Mundstück mit den Lamellen an die Kieferform an.
Die Entwicklung dieser neuen elektrischen Zahnbürste wurde wissenschaftlich begleitet. [6] So wurde die Putzleistung der Uniqe-Zahnbürste vom Ormed-Institut an der Universität Witten-Herdecke untersucht. Das Institut ist spezialisiert auf die Prüfung von Zahnputzsystemen. Entsprechend der Anleitung der jeweiligen Hersteller werden dort klinisch validierte Robotertests durchgeführt. Dabei wird die jeweilige Zahnbürste genauso angewendet, wie vorgeschrieben. Da für
Uniqe kein ähnliches System mit nachgewiesener Funktion zur Verfügung stand, wählten die Experten für den Vergleich eine führende Schallzahnbürste.
Die Untersuchung durch das Ormed Institut hat ergeben: Mit dem Uniqe-System aus Lamellenzahnbürste und Zahngel oder Zahnschaum war das Putzergebnis nach 60 Sekunden hochsignifikant besser als mit der Schallzahnbürste nach zwei Minuten. [7] In einer randomisierten klinischen Studie wurde die häusliche Anwendung von Uniqe zudem untersucher-verblindet ausgewertet. Die Autoren bestätigen, dass Probanden mit Uniqe im Alltag effizient die Zähne putzen können. [5] Da alle Zähne während der Putzdauer anhaltend erreicht werden, hat die Geschicklichkeit des Anwenders weniger Einfluss auf die Zuverlässigkeit des Resultats.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es unterschiedliche Technologien für ein effizientes Zähneputzen gibt, darunter auch die elektrische Lamellenzahnbürste (zum Beispiel Uniqe). Es bleibt zu betonen, dass für den Erfolg jeder Technologie die korrekte Anwendung notwendig ist. Kein System putzt „von selbst“ richtig. Bei allen Zahnbürsten ist eine individuelle Mundhygieneinstruktion zusätzlich wichtig, um die individuelle Mundhygiene zu optimieren.
Sabrina Dogan, Dentalhygienikerin: „Individuelle Beratung und Betreuung in der dentalen Prävention stehen im Vordergrund meiner beruflichen Prinzipien. Aus meiner Sicht ist Uniqe eine interessante Alternative für die Zahnpflege im Home-Care-Bereich. Wichtig ist die zielführende Anwendung in der Mundhöhle – mit leichten Kaubewegungen und aktivem Führen des Mundstücks, wie in der Video-Anleitung gezeigt.“ (Video unter: https://youtu.be/-R7aA7PLUgc)