Prophylaxe mit der Guided-Biofilm-therapie (GBT)

„Das System passt perfekt in unseren Praxisalltag!“

Das Team der Zahnarztpraxis White Line Dentistry in Tuningen wurde in diesem Jahr als „Deutschlands bestes Praxisteam“ mit dem ZFA-Award des PKV-Instituts, einem Fortbildungsdienstleister, ausgezeichnet. Eine systematische Organisation und ein hoher fachlicher Anspruch ziehen sich 
durch alle Praxisbereiche bis in die Prophylaxe. Wie engagiert das Team um Dr. Ha Vy Do die 
Guided Biofilm Therapie (GBT) von EMS, Schweiz, als zentralen Baustein der zahnmedizinischen Prävention in der Schwarzwälder Praxis durchführt, erläutern die Praxisinhaberin und 
die Dentalhygienikerin Heidi Zisterer.


Die Praxis White Line Dentistry ist GBT-zertifiziert und nimmt auch kontinuierliche Rezertifizierungen vor. „Es ist uns wichtig, dass unsere Praxis GBT-zertifiziert ist“, so Dr. Ha Vy Do, links im Bild mit ihrem Team, DH Heidi Zisterer (2. vr) und der Kollegin Zahnärztin Annett Kempf (re.). Bild: Dr. Ha Vy Do


Frau Dr. Do, in diesem Jahr wurde Ihr Team mit dem ZFA-Award des PKV-Instituts als herausragendes Praxisteam ausgezeichnet, Glückwunsch zu dieser Auszeich- nung. Für die Bewertung der Teams waren das Wissens- und Qualitäts- management, der Umgang mit Herausforderungen und vor allem der Teamgeist entscheidend – was ist nun das Besondere an Ihrem Team?
Dr. Ha Vy Do: Ich denke, dass wir eine sehr, sehr gut organisierte Praxis sind. Meine Mitarbeiterinnen haben dadurch, dass wir in einer relativ kleinen Praxis arbeiten, ein sehr enges familiäres Verhältnis zueinander. Da wir sehr systematisch arbeiten, nach Checklisten und nach Protokollen, läuft bei uns alles sehr geregelt ab. Dadurch haben wir kaum Reibungspunkte im Alltag. Die Zeit, die wir hier einsparen, nutzen wir, um unsere Mitarbeiterinnen zu stärken und fortzubilden.

Einem Team mit einer so struktu­rierten Arbeitsweise kommt das Kon­zept der GBT sicherlich entgegen …
Dr. Do: Ja, ganz genau. Aufgrund des klaren Aufbaus konnte GBT in unsere Praxisabläufe problemlos implementiert werden, das System läuft gut und passt perfekt in unseren Alltag.
Frau Zisterer, das GBT-Protokoll besteht aus 8 klar definierten Schritten. Eine besondere Bedeutung kommt dabei dem Anfärben der Zähne zu. Wie gehen Sie dabei vor?
DH Heidi Zisterer: Wenn ich Zähne anfärbe, nehme ich dies nicht in erster Linie zum Anlass, Patienten zu zeigen, dass sie nicht gut genug geputzt haben. Nebenbei kann ich meinem Patienten oder meiner Patientin zwar durchaus zeigen, wo er oder sie bei der Mundhygiene noch einen Zacken zulegen kann. Aber ich betone gegenüber den Patienten, dass ich anfärbe, weil ich ihre Zähne so wesentlich effektiver reinigen kann.

Wie führen Sie die Reinigung nach dem Anfärben durch?
Zisterer: Nach der individuellen Mundhygieneinstruktion des Patienten entfernen wir den angefärbten Biofilm mit dem Airflow MAX mit Plus Pulver, das ist Schritt 4. Dabei stellen wir das Gerät in der Regel auf Stufe 3 bis 4 ein und arbeiten systematisch nach dem immer gleichen Schema. Das Ergebnis kontrollieren wir mit einem Scaler oder einer Explorer-Sonde. Ich persönlich bevorzuge die Explorer-Sonde, um zu ertasten, ob es Stellen gibt, an denen ich Zahnstein mit der dünnen Sonde des Piezon PS Geräts entfernen muss, das ist dann Schritt 6.
In der UPT arbeiten wir mit der Perioflow Technologie, Schritt 5. Ab einer ­Taschentiefe von 5 Millimetern arbeiten wir mit dem Perioflow Nozzle. Dieser 
ist von EMS zuletzt optimiert worden und nun um 25 Prozent schlanker. Das ist für uns eine große Erleichterung, 
da die Tiefe der Taschen so leichter 
erreichbar ist.

Wir finden es gut, dass EMS solche Dinge so praxisnah anpasst.
Wie Sie gerade ausgeführt haben: Bei der GBT erfolgt erst die Reinigung der Zähne von Biofilm und danach die Entfernung der harten Konkremente. Worin liegen die Vorteile dieses Vorgehens?
Dr. Do: Wenn man zuerst den Biofilm entfernt, kann man den Piezon zielgenau an den festen Konkrementen ansetzen. Das bedeutet neben der Vermeidung einer Überinstrumentierung auch eine große Zeitersparnis.
Zisterer: Meinen Patienten erkläre ich das immer so: Im Herbst, wenn Blätter auf der Straße liegen, dann blase ich erst mal die Blätter weg und schaue dann, wo ich noch zusätzlich kehren muss.
Abschließend wird nach dem GBT-Protokoll kontrolliert, ob die Zähne vollständig sauber gereinigt sind und es erfolgt eine Fluoridierung – aber keine Politur, da diese nach aktuellen Studien nicht erforderlich ist [1].

Reden Sie mit Ihren Patienten darüber, weshalb nicht mehr poliert wird?
Zisterer: Ja, ich erkläre ihnen, wie unsere Prophylaxe grundsätzlich abläuft, und warum wir nicht mehr polieren. Die Politur füllt nur die Rillen und Riefen am Zahn für kurze Zeit mit einer Schmierschicht auf. Meine Patienten akzeptieren diese Erklärung.
Nur ein einziger möchte trotzdem eine Politur – und ich habe ungefähr 300 Patientinnen und Patienten.

Wie beurteilen Ihre Patienten die GBT im Vergleich zu vorherigen konven- tionellen Prophylaxesitzungen?
Zisterer: Früher wurde der Zahnstein erst einmal von 7 bis 7 entfernt. Diese Zeiten sind bei uns vorbei. Das klirrende Geräusch und das kratzende Gefühl des Ultraschallscalers am Zahn mochte niemand wirklich gerne. Die linearen Schwingungen des Piezon sind für unsere Patienten einfach sehr viel angenehmer. Manche unserer neuen Patienten sind nach der GBT geradezu erleichtert, weil sie sich die Reinigung viel unangenehmer vorgestellt hatten. Manche von ihnen sagen uns beim folgenden Besuch, dass sie in den Tagen danach keine Schmerzen hatten. Damit hatten sie nach ihren bisherigen Erfahrungen gerechnet.

Frau Dr. Do, Sie haben die GBT 2018 in Ihrer Praxis eingeführt. Hat Ihr Team eine Fortbildung oder ein Praxistraining der Swiss Dental Academy zum Kennenlernen der GBT erhalten?
Dr. Do: Ich habe 2018 den Airflow Prophylaxis Master auf der Stuttgarter Dentalmesse erworben und die GBT-Fortbildung mitgebucht. Diese erfolgte bald danach, damals noch in unserer kleineren Praxis. Wir sind erst seit einem Jahr in unseren neuen Praxisräumlichkeiten.

Hat das GBT-Training den Start erleichtert?
Dr. Do: Das Training hat den Start sehr, sehr erleichtert. Zumal sich die GBT stark vom vorherigen System unterscheidet und sich meine Prophylaxemitarbeiterinnen daran gewöhnen mussten.
Durch die Einführung der GBT-Trainerin waren meine Mitarbeiterinnen leichter vom neuen System zu überzeugen, als wenn ich das Gerät und die Vorgehensweise selbst vorgestellt hätte. Dadurch, dass jemand von extern kam und ein sehr intensives Training durchgeführt wurde, standen meine Mitarbeiterinnen schnell hinter dem neuen System. Hilfreich waren auch die praktischen Übungen, die direkt gemacht werden konnten. Es war ein ganz toller, intensiver Austausch.
Wir wollen auch weiter am Ball bleiben: Das zweite Training hatten wir 2021 und das nächste ist für Januar 2024 gebucht. Es ist uns wichtig, dass unsere Praxis GBT-zertifiziert ist. Daher lassen wir auch kontinuierliche Rezertifizierungen vornehmen, um damit zu zeigen, dass wir den Standard erfüllen. Die Fortbildungen decken verschiedene Themenbereiche ab: Beim ersten Mal absolvierte das Team ein Grundseminar, danach kam die Kinder- und Jugendprophylaxe und im Januar wird Periimplantitis das Thema sein.

Welche Patientengruppen kommen in Ihrer Praxis zur GBT?
Zisterer: Alle Patientengruppen. Wir bieten Individualprophylaxe ab dem 6. Lebensjahr an. Jungen Patientinnen und Patienten erklären wir unser Vorgehen kindgerecht, also spielerisch: Wir sagen den Kindern, dass wir eine Zahndusche mit Shampoo für die Zähne haben und einen Sauger, unseren „Schlürfi“, der alles wieder aufsaugt. Ich lasse die Kinder den Pulverstrahl am Finger fühlen. Die Stärke des Strahls stelle ich bei Kindern niedrig ein, ungefähr auf Stufe 3.
Wir betreuen auch viele Teenager mit fester Zahnspange. Die Behandlung mit dem Airflow MAX ist dabei eine Erleichterung, weil ich mit dem Strahl auch an schwer erreichbare Stellen komme. Ich kann mich noch an meine eigene Zahnspange erinnern. Damals wurden Zähne und Zahnspange mit Bürstchen gesäubert. Das war wirklich nicht schön. Darauf kann man heutzutage verzichten. Zumal man mit Bürstchen an den Drähten einer Spange hängen bleiben und diese beschädigen kann. Diese Gefahr wäre übrigens auch beim Polieren gegeben. Mit dem Airflow von EMS ist man da auf der sicheren Seite.

Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg.

Heidi Zisterer
arbeitet im Team von White Line Dentistry als
Dentalhygienikerin, Praxismanagerin und Qualitätsmanagementbeauftragte.
Foto: privat

Dr. Ha Vy Do
ist die Gründerin der Zahnarztpraxis White Line Dentistry in Tuningen.
Mit ihren Kollegen ist sie spezialisiert auf Ästhetische Zahnheilkunde,
Kinderzahnheilkunde & Aligner-Therapie.
www.wl-dentistry.de
Foto: privat

Literatur
  1. Camboni S, Donnet M. Tooth Surface Comparison after Air Polishing and Rubber Cup: A Scanning Electron Microscopy Study. J Clin Dent. 2016