Zahnerhaltung

Allround-Talent

Mit Universaladhäsiven lassen sich selbst bei anspruchsvollen Indikationen mit minimalinvasiven Präparationen Versorgungen zuverlässig befestigen. Die vereinfachten Arbeitsabläufe haben sich im Praxisalltag fürs Befestigen von Oxid- und Glaskeramiken bewährt.



Der Patientenwunsch, ein perfektes Lächeln durch eine langfristig sichere und optisch nicht erkennbare Restauration der Frontzähne zu erhalten, kann durch die Anwendung unterschiedlicher Methoden und den Einsatz verschiedener Materialien erfüllt werden. Im Vordergrund des medizinisch-ethischen Handelns sollte dabei der maximale Erhalt der gesunden Zahnhartsubstanz stehen. Seit Etablierung der Etch-and-Rinse-Technik stellen Restaurationen aus Vollkeramik eine geeignete Möglichkeit für die minimalinvasive prothetische Versorgung im ästhetisch sichtbaren Bereich dar. Wichtig hierbei ist jedoch nicht nur die Verwendung hochwertiger keramischer Werkstoffe, sondern auch die Wahl eines leistungsstarken Adhäsivs, mit dem sich ein langfristig stabiler Verbund zwischen Restauration und Zahn erzielen lässt – auch dann, wenn keine Retentionskräfte unterstützend wirken. Im Folgenden wird anhand zweier Patientenfälle demonstriert, wie mit Scotchbond Universal Adhäsiv in Kombination mit RelyX Ultimate Adhäsives Befestigungscomposite (3M ESPE) Versorgungen befestigt werden, die in puncto Haftkraft besondere Anforderungen an die verwendeten Materialien stellen. Bei dem innovativen Haftvermittler handelt es sich um ein Material, das sowohl in der Etch-and-Rinse-Technik als auch selbstadhäsiv verwendet werden kann und insbesondere für keramische Restaurationen entwickelt wurde, bei denen eine ultimative Haftkraft Voraussetzung ist.

Fallbeispiel 1: Marylandbrücke

Der Patient stellte sich mit dem Wunsch einer Versorgung in regio 21 mit minimalinvasivem Eingriff in der Praxis vor. Eine implantologische Therapie war bereits alio loco begonnen worden, jedoch traten Probleme bei der Osseointegration auf. Das Implantat musste wieder explantiert werden. Einen weiteren operativen Eingriff lehnte der Patient ab.

Aus diesem Grund und mit dem Ziel, so wenig gesunde Zahnhartsubstanz wie möglich zu entfernen, wurde beschlossen, die Schaltlücke mit einer Marylandbrücke aus verblendetem Lava Zirkonoxid (3M ESPE) zu versorgen. Um den langfristigen Erfolg dieser Restauration sicherzustellen, bedarf es im Vorfeld einer exakten Planung der Position und Dimension der Attachments sowie des Konnektordesigns. Entscheidend ist hierbei, dass jeder Pfeilerzahn eine Flügelfläche von mindestens 8 mm2 und eine Konnektorstärke von 4 mm2 aufweist. Zudem muss der Kontakt mit dem Antagonisten während aller Funktionsbewegungen stets auf dem Flügel liegen, die volle Belastung darf niemals auf den Grenzbereich Flügel – Zahn einwirken. Im Team mit den Zahntechnikern ist diese Planung sehr leicht umsetzbar und somit das Behandlungsergebnis vorhersagbar.

Präparation und Fertigung

Für die Befestigung der Marylandbrücke wurden die Nachbarzähne 11 und 22 entsprechend der vorangegangenen Planung mit einem Finierdiamanten (gelbe Körnung) präpariert. Eine reine Schmelzpräparation ist hierbei ausreichend und zu empfehlen. Außerdem muss darauf geachtet werden, dass eine spannungsfreie Positionierung und einheitliche Einschubrichtung der Brücke durch parallele Flächen gewährleistet wird. Abbildung 1 zeigt das Gipsmodell, das auf der Grundlage einer konventionellen Abformung erstellt wurde. Mit der Lava Design Software 7 lassen sich bei Konstruktion der Versorgung die Mindestwandstärke der Flügel festlegen und die Konnektoren designen. Das Gerüst wurde anschließend in einem zertifizierten Lava Fräszentrum hergestellt und an das Labor geliefert. Hier erfolgte die individuelle Verblendung des Gerüsts, bei der auch farbliche Anpassungen vorgenommen wurden (Abb. 2). Nach Überprüfung des spannungsfreien Sitzes auf dem Modell wurde die Brücke in die Zahnarztpraxis geliefert (Abb. 3)

Konditionierung für stabilen Haftverbund

Der Langzeiterfolg einer Marylandbrücke hängt in erster Linie von einem spaltfreien, hydrolysebeständigen adhäsiven Verbund zwischen der Restauration, dem Befestigungsmaterial und dem Zahn ab. Um diesen sicherzustellen, müssen alle Schritte der Befestigung unter absoluter Trockenlegung mittels Kofferdam exakt nach dem vom Hersteller empfohlenen Protokoll durchgeführt werden (Abb. 4, Abb. 5). Zunächst wurden die Flügel der Marylandbrücke unter 3 bar Druck und mit einem Abstand von 2 cm mit 30 µm Strahlsand (Rocatec Soft) silikatisiert. Durch diesen Prozess werden eine Mikroretention und eine zusätzliche chemische Konditionierung der Keramikoberfläche erzielt. Im Anschluss wurde in einem optionalen Arbeitsschritt ein aktiviertes Haftsilan (ESPE Sil) auf die Flügel appliziert und nach drei Minuten mit einem Bimsstein-Wasser-Gemisch und einer Mikrobürste (Ultradent) wieder entfernt. Diese Vorbehandlung kann optional erfolgen, da der Haftvermittler Scotchbond Universal Adhäsiv bereits Silan enthält und auch die Funktion eines Metall- und Keramikprimers übernimmt. Im vorliegenden Fall wurde aufgrund der hohen erforderlichen Haftkraft zusätzlich Silan aufgetragen. Nachfolgend wurden alle Schmelzareale, an denen die adhäsive Befestigung erfolgen sollte, mit 38-prozentiger Phosphorsäure für 40 Sekunden geätzt (Abb. 6) und danach 30 Sekunden mit Wasserspray gespült. Für die Trocknung wurde ein leichter Luftstrom eingesetzt.

Befestigung der Brücke

Anschließend wurden alle externen Lichtquellen gedimmt und die Klebeflächen an Zahn und Restauration mit einer gleichmäßig dicken Schicht Scotchbond Universal Adhäsiv bestrichen. Daraufhin erfolgten die Applikation von RelyX Ultimate Adhäsives Befestigungscomposite auf die Flügel der Marylandbrücke und die Eingliederung der Restauration unter Verwendung einer diamantierten Pinzette. Zementüberschüsse lassen sich einfach mit einem Schwamm oder Pinsel entfernen. Vor der Lichthärtung sollte Glyceringel auf allen Rändern aufgetragen werden (Abb. 7), um die Bildung einer Sauerstoffinhibitionsschicht mit deren negativen Folgen zu verhindern. Die Polymerisationszeit des dualhärtenden Befestigungskomposits beträgt bei einem leistungsstarken Gerät wie z. B. Elipar S10 LED-Polymerisationsgerät 20 Sekunden von okklusal und jeweils weitere 20 Sekunden für jede weitere Fläche. Nach erfolgreicher Aushärtung wurden die Klebefugen mit flexiblen Sof-Lex Ausarbeitungs- und Polierscheiben sowie diamantierten Gummipolierern geglättet und auf Hochglanz poliert. Zum Abschluss erfolgte eine Kontrolle der Okklusion und Artikulation. Abbildung 8 zeigt das Ergebnis direkt nach der Eingliederung.

Fallbeispiel 2: Frontzahnkronen

Die Patientin stellte sich in der Praxis mit dem Wunsch nach Erneuerung der bestehenden insuffizienten und ästhetisch nicht ansprechenden Frontzahnkronen 11 und 21 vor. Nach ausführlicher Beratung fiel die Wahl auf vollkeramische Kronen aus IPS e.max (Ivoclar Vivadent).

Nach Entfernung der bestehenden Versorgungen erfolgte die keramikgerechte Präparation der Stümpfe. Um eine detailgetreue Wiedergabe der Präparationsränder zu ermöglichen, kam 3M ESPE Adstringierende Retraktionspaste zum Einsatz. Diese wurde in den Sulkus appliziert und nach der Einwirkzeit von zwei Minuten durch Spülen mit Wasser entfernt. Anschließend wurde die Doppelfadentechnik angewendet und nach Entfernung des oberen Fadens (Abb. 9) eine Abformung mit Impregum Penta H DuoSoft und Impregum Garant L DuoSoft Abformmaterialien von 3M ESPE in Doppelmischtechnik durchgeführt. Die Präparationsgrenzen konnten so exakt abgeformt werden. Die provisorische Versorgung erfolgte mit Protemp 4 Kronen- und Brückenmaterial (3M ESPE) und dem provisorischen Befestigungszement Temp Bond (KerrHawe). Nach individueller Zahnfarbbestimmung durch den Zahntechniker wurden die Kronen aus IPS e.max Lithiumdisilikat im Cut-Back-Verfahren hergestellt.

Vorbereitungen und Eingliederung

Das adhäsive Befestigen der Glaskeramikkronen erfolgt immer unter Kofferdam, um alle für den Verbund kritischen Phasen sicher zu gewährleisten. Aus diesem Grund wurde der gesamte Vorgang erst an einem und anschließend am zweiten Frontzahn durchgeführt. Der Zahnschmelz wurde für 40 Sekunden und das Dentin für zehn Sekunden mit 38-prozentiger Phosphorsäure konditioniert (Abb. 10) und im Anschluss für 40 Sekunden mit Wasserspray gespült. Der Zahnstumpf kann sehr leicht mit dem kleinen Ansatz des Speichelsaugers getrocknet werden, ohne das Dentin zu dehydrieren (Abb. 11). Danach wurde Scotchbond Universal Adhäsiv gleichmäßig auf den gesamten Zahnstumpf appliziert und 20 Sekunden einmassiert (Abb. 12). Währenddessen kann die Innenfläche der ersten Krone konditioniert werden. Hierfür ist die Verwendung von Flusssäure, die nach einer Einwirkzeit von 15 Sekunden entfernt wird, vorgeschrieben. Nach dem Abspülen der Flusssäure sollte die Krone noch einmal kurz in das Ultraschallbad gelegt werden, um alle Flusssäurepräzipitate sicher zu entfernen.

Als Restaurationsprimer und Silanalternative wurde lediglich Scotchbond Universal Adhäsiv auf die Innenfläche der Restauration aufgetragen und verblasen. Anschließend wurde eine dünne Schicht RelyX Ultimate appliziert und die Krone eingegliedert. Überschüssiger Zement wurde entfernt, Glyceringel appliziert (Abb. 13) und die Restauration mit einem Elipar S10 Polymerisationsgerät für 60 Sekunden lichtgehärtet. Die Vorgehensweise bei der zweiten Versorgung erfolgte analog zum beschriebenen Prozess. Abbildung 14 zeigt die beiden Kronen aus IPS e.max direkt nach der Eingliederung.

Fazit

Mit Scotchbond Universal Adhäsiv lassen sich selbst bei anspruchsvollen Indikationen beispielsweise mit minimalinvasiven Präparationen Versorgungen effizient und zuverlässig befestigen. Insbesondere in Kombination mit RelyX Ultimate sorgt der Haftvermittler für vereinfachte Arbeitsabläufe, da die zusätzliche Verwendung von Metall- und Keramikprimern sowie Silan nicht erforderlich ist. Das System hat sich in unserer Praxis für die adhäsive Eingliederung von Oxid- und Glaskeramiken bereits bewährt und wird den Bedürfnissen im Praxisalltag gerecht, da mit allen Adhäsivtechniken hervorragende Resultate erzielt werden können. Zudem lässt sich das Material für eine Vielzahl von direkten und indirekten Indikationen einsetzen und eignet sich somit als Allround-Talent für jede Zahnarztpraxis.[]

Autor:
Dr. Wolfram Olschowsky studierte Zahnmedizin in Jena und Erfurt und ist seit 1994 niedergelassen in eigener Praxis in Hörselberg-Hainich. Tätigkeitsschwerpunkte: Restaurative Zahnheilkunde, Parodontologie und Implantologie. Seit 1994 ist er als Autor und Referent national und international aktiv.

Kontakt: info@zahnengel.de