Verzahnung von Theorie und Praxis

UKE Hamburg: Update fürs Zahnmedizinstudium

Am Hamburger UKE wird das Zahnmedizinstudium umfassend modernisiert. 2019 ist ein neuer Studiengang geplant, der vorklinische und klinische Fächer früh verzahnt und großen Wert auf psychosoziale Fähigkeiten der künftigen Zahnärzte legt.



Im zahnmedizinischen Alltag geht es darum, bedarfsgerecht und fachübergreifend zu behandeln, was ein interdisziplinäres Arbeiten zwischen Zahnerhaltung, Prothetik und Kieferorthopädie sowie anderen Fachbereichen erfordert“, sagt Prof. Dr. Bärbel Kahl-Nieke, Ärztliche Leiterin des Zentrums für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE). Mit der Entwicklung eines neuen Modellstudiengangs iMED DENT möchte der Fachbereich Zahnmedizin an der Universität Hamburg sein Curriculum modernisieren und unter anderem die Interdisziplinarität fördern.

Praxis von Anfang an

Als Vorbild dient der Medizin-Modellstudiengang iMED, der bereits vor vier Jahren am UKE an den Start ging. Der Studiengang ist vor allem durch die enge Verzahnung von Theorie und Praxis geprägt, die Möglichkeit, Wahlpflichtmodule zu wählen, eine neuartige Lernplattform, ein digitales Studienverwaltungssystem und ein vielfältiges Mentoringprogramm, das sich ebenso an Studierende mit Studienschwierigkeiten richtet wie an besonders talentierte.

Die Erfahrungen in der Entwicklung, Implementierung und Optimierung von iMED sollen genutzt werden, um den integrierten Modellstudiengang iMED DENT zu realisieren. Bereits vom ersten Semester an werden im Studiengang iMED die Lehrinhalte der vorklinischen und klinischen Fächer aufeinander abgestimmt. „Die frühzeitige Kombination von Grundlagenfächern und klinischen Fächern birgt das Potenzial für nachhaltigeres Lernen, da anatomische, physiologische oder biochemische Lerninhalte mit klinischen Symptomen verknüpft werden“, so Prof. Dr. Jens Kubitz, Klinik für Anästhesiologie.

KUMplusKOM

Ein weiterer Unterrichtsstrang, der die psychosozialen und klinischen Fähigkeiten der angehenden Ärzte im Patientenkontakt stärken soll, nennt sich KUMplusKOM. Er soll den Studenten klinische Untersuchungsmethoden, kurz KUM, und die richtige ärztliche Kommunikation (KOM) gleichermaßen nahebringen.

Vom zweiten bis vierten Semester können iMED-Studierende im Wahlpflichtbereich, auch Second Track genannt, in verschiedene Vertiefungsbereiche reinschnuppern. Ab dem fünften Semester müssen sie sich für einen Bereich entscheiden. „Neben der Profilbildung dient der Wahlpflichtbereich ganz wesentlich dem frühen Heranführen der Studierenden an die Forschungsschwerpunkte des UKE“, erläutert Prof. Dr. Andreas Guse, Prodekan für Lehre der Medizinischen Fakultät des UKE.

Digitalisierung nutzen

Auch die digitalen Angebote, die für den Medizinstudiengang iMED entwickelt wurden, sollen die Gestaltung des neuen zahnmedizinischen Studiengangs beeinflussen. Denn bei iMED wird den Studierenden die elektronische Lernplattform „iMED-Textbook“ zur Verfügung gestellt, mit der sie neben praktischen Fertigkeiten auch das theoretische Wissen erwerben können, das sie für das Medizinstudium brauchen. Das Textbook umfasst bis heute über 15.000 Seiten und soll im Lernalltag den Zugang zu möglichst vielen unterrichtsrelevanten Lehrbuchinhalten erleichtern. Erreicht wird dies durch eine maßgeschneiderte Zusammenstellung von Inhalten aus verschiedenen Lehrbüchern. Das digitale Studienverwaltungssystem „iMED Campus“ ermöglicht es den Studierenden beispielsweise, ihre Stundenpläne auf dem Smartphone abzurufen oder Lehrveranstaltungen untereinander online zu tauschen.

Vorbild für iMED DENT

Neben den Entwicklungen von iMED gelten auch andere innovative und auch internationale Zahnmedizinstudiengänge als Vorbild für den Modellstudiengang iMED DENT. Ein wesentliches Reformziel des Zahnmedizinischen Curriculums an der Universität Hamburg besteht darin, die Interdisziplinarität von Medizin und Zahnmedizin von Beginn an zu schulen, schildert Kahl-Nieke. Studenten sollen in der Lage sein, Zusammenhänge zwischen Parodontalerkrankungen und Diabetes oder Herzerkrankungen frühzeitig zu erkennen. Darüber hinaus sollen Kommunikationstrainings und früher Patientenkontakt die angehenden Zahnmediziner schon früh für die praktische Berufsausübung qualifizieren. Bereits ab dem fünften Semester, und nicht erst im siebten Semester wie bisher üblich, soll ein aktives, jedoch nicht invasives Arbeiten mit Patienten möglich sein. So sollen die erlernten Kommunikationsstrategien trainiert werden.

Zurzeit arbeiten Professoren, Hochschulmitarbeiter und Studenten daran, konkrete Lehrplanänderungen und Inhalte zu identifizieren. „Es ist wichtig, Studierende in den Gestaltungsprozess mit einzubeziehen, da wir mit der Entwicklung interprofessioneller Lehr- und Lernangebote nicht nur die Qualität des Studiums, sondern auch die Zufriedenheit der Studierenden steigern möchten“, sagt Prof. Kahl-Nieke. Die Behörde für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung fördert die Entwicklung des Modellstudiengangs iMED DENT mit 660.000 Euro.