Vermischtes

Moderne Behandlungseinheiten für Zahnärzte

Rund 70 Prozent der Zahnmediziner haben es im Kreuz, vor allem Endobehandlungen gelten als Strapaze für den Rücken. Mit modernen Behandlungseinheiten lassen sich spätere Schäden vermeiden.



Die Wirbelsäule von Zahnärzten ist täglich besonderen Strapazen ausgesetzt. Denn den größten Teil unserer Arbeitszeit sitzen wir in ergonomisch nicht optimaler Position. Die Folge: Wir überlasten unseren Halteapparat. Wenn diese Belastung dauerhaft ausgeübt wird, führt das zu schmerzhaften und teils irreparablen Schäden. In Deutschland leiden Schätzungen zufolge rund 70 Prozent aller Zahnärzte an Rückenschmerzen und zwei von drei Zahnärzten werden bis zu ihrem Ruhestand zeitweise oder zum Teil auch dauerhaft berufsunfähig. Besonders strapaziös sind endodontische Behandlungen. Sie stellen im laufenden Praxisalltag eine außerordentliche organisatorische und technische Herausforderung dar: Aufgrund der oft komplexen Kanalmorphologie sind diese Therapien zeitlich schwer zu kalkulieren – das gilt umso mehr, wenn es sich um eine Revision oder Stiftentfernung handelt. Der entstehende Zeitdruck gefährdet die Qualität der Therapie, die Ergonomie für das Team und mitunter auch die Hygiene.

Ergonomischer Workflow

Wollen Behandler diese Schwierigkeiten vermeiden, liegt der Schlüssel zum Erfolg in der Behandlungseinheit. Wichtige Funktionen, die den Zahnarzt in seiner Arbeit unterstützen, sind automatische Arbeitsabläufe, eine handfreie Bedienung sowie die Integration ganzer Therapiesysteme in der Endodontie und Implantologie – und das alles hygienisch anspruchsvoll.

Als Allgemeinpraxis mit dem dominanten Tätigkeitsschwerpunkt Endodontie benötigen wir ein Konzept, das unsere Endodontie zu einem hoch effizienten Therapiebereich macht, der sich mit vorhersagbaren Ergebnissen stressfrei in den Terminalltag einfügt. Die Antwort auf diese komplexen Ansprüche haben wir in der Behandlungseinheit TENEO (Sirona, Bensheim) gefunden. Zentraler Dreh- und Angelpunkt für ergonomisch anspruchsvolle Positionierungen ist hierbei die motorische Kopfstütze, die sich in jeder Therapiesituation mit dem Kreuzfußschalter an der rückseitigen Stuhlbasis nachjustieren lässt. So kann der Zahnarzt nicht nur die horizontale Hochlagerung des gesamten Stuhls jeweils für Ober- und Unterkiefer ergonomisch programmieren, sondern er kann den Wurzelkanal in aufrecht entspannter Behandlerposition jederzeit handfrei optimal einstellen – im Oberkiefer zum Teil indirekt mit Spiegel. Die richtige Positionierung des Patientenkopfs ist deshalb wichtig, weil sie die konkrete Belastung für die Bandscheiben und den Halteapparat des Behandlers bestimmt.

Der ergonomische Workflow und die Bedeutung der Integration für das technische Vorgehen mit dem TENEO-System werden im Folgenden anhand eines Praxisfalls beschrieben.

Fallbeispiel

Eine 47-jährige Patientin stellte sich mit akuten Schmerzen im rechten Oberkiefer im laufenden Praxisbetrieb vor. Nach allgemeiner Anamnese konnte Zahn 14 aufgrund deutlicher Klopfempfindlichkeit schnell als Ursache identifiziert werden – das bestätigte auch das daraufhin angefertigte Röntgenbild (Abb. 1). Um die Patientin von ihren Schmerzen zu befreien, wurde eine Revision der vorhandenen Metallstifte und Wurzelfüllungen vorgenommen. Der folgende Behandlungsablauf ist exemplarisch für viele Revisionsfälle in unserer Praxis:

Zu Beginn der Behandlung wird die Patientin mittels Funkfußschalter in die programmierte Oberkiefer-Position gefahren. Die Kopfstützen-Auszugslänge hatte die Assistenz zu Beginn des Termins bereits eingestellt. Ist die SIDEXIS-Software installiert, wird die Auszugslänge für jeden Patienten individuell gespeichert und bei einem Folge‧termin automatisch wieder aufgerufen und eingestellt. Dank der ergonomisch hohen Horizontallagerung kann der Behandler mit beiden Beinen gerade unter dem Behandlungspunkt aufrecht sitzen. Ist die Turbine mit dem Kronentrenner am Zahn angesetzt, wird die Kopfstützenneigung so individualisiert, dass die zu bearbeitende Fläche seitengleich aufrecht sitzend eingesehen werden kann. Dieser Vorgang wiederholt sich immer dann, wenn ein anderer Winkel für die Einsicht erforderlich ist (siehe Abb. 3 und 4). In der Regel verschieben und drehen wir zudem das formstabile Kopfstützenkissen auf seiner Magnetauflage leicht, hier nach links. So ist der Patientenkopf scheinbar zufällig und bequem für längere Zeit zur Seite gerollt und fixiert. Nach dem Auftrennen der alten Krone wird der vorhandene Metallstift dicht umfahren und mit dem Sirosonic TL Scaler so lange von allen Seiten senkrecht in Schwingungen versetzt, bis er sich löst und herausgedreht werden kann.

Mit verschiedenen Kanalbohrern wird der zweite, tief reichende Silberstift seitlich parallel angebohrt, in der Tiefe mit Ultraschall gelockert und herausgezogen. Wir bereiten die Kanäle unter individuellem Wechsel zwischen verschiedenen Hand- und maschinellen Instrumenten lege artis auf. Dabei steuern wir alles über den Funkfußschalter: die Anpassung der Kopfstütze, die direkte Umschaltung der Mikromotor-Programmebenen sowie den integrierten ApexLocator. Die erforderlichen Feilenparameter sind in einer persönlichen Feilen-Bibliothek hinterlegt und lassen sich einfach mit dem Fußschalter durchscrollen, dabei sind Apex-Grafik und Bohrparameter groß‧flächig auf dem Touchscreen visualisiert. Die Messelektrode hängen wir auf der Gegenseite in den Mundwinkel ein; das Endowinkelstück ist automatisch über den Motor durchkontaktiert. Die Messergebnisse des TENEO-ApexLocators sind so genau, dass wir in der Regel auf Messaufnahmen verzichten. Das Entscheidende für die zuverlässige Vorhersage unseres Behandlungserfolgs ist aber die hohe Leistung des Sirosonic TL Handstücks im Endomodus. Naturgemäß ist sie ohne Kühlung geringer, reicht aber noch immer sehr gut, um unser indirektes PUI(passive ultrasonic irrigation)-Verfahren wirkungsvoll einzusetzen.

Im Anschluss werden die Wurzelkanäle mit einem dezidierten PUI-Spülprotokoll aufbereitet, bevor sie nach Abklingen der Beschwerden zumeist mit lateraler Kondensation lege artis gefüllt werden (Abb. 2). Dabei schieben wir das Lentulo zunächst ohne Rotation und unter ApexLocator-Kontrolle bis zum Apex vor und ziehen es dann minimal zurück, bevor wir es starten. Mittlerweile ist der Zahn mit einer Glasfaser-Komposit-Technik adhäsiv rekonstruiert worden und nach Abschluss aller konservierenden Maßnahmen ist eine neue prothetische Versorgung vorgesehen.

Für eine Revision und Kanalaufbereitung benötigen wir mit diesem Konzept in der Regel zirka 30 Minuten. Die Wurzelfüllung wird in einem solchen Schmerzfall bei einem getrennten Termin vorgenommen.

Fazit

Moderne Behandlungseinheiten können Zahnärzte dabei unterstützen, Rückenschmerzen und Haltungsschäden wirksam vorzubeugen, indem sie ergonomische Kopfpositionen abspeichern, Therapiesysteme integrieren und Arbeitsabläufe automatisieren. Der besondere Vorteil des TENEO-Bedienkonzepts liegt in der schnellen und direkten Fußsteuerung der motorischen Kopfstütze und des integrierten ApexLocators. Diese Funktionalitäten sichern nicht nur auf ergonomische Art und Weise unser Therapieergebnis, sondern machen auch einen großen Teil unseres Praxiserfolgs aus.

 ZA Thomas Senghaas
studierte Zahnmedizin in Münster und ist seit 1990 niedergelassener Zahnarzt, zunächst in Waltrop, seit 2002 in einer Gemeinschaftspraxis in Hamburg. Schwerpunkte: die Endodontie, speziell die Therapie entzündeter Wurzelspitzen ohne chirurgischen Eingriff und thermoplastische Wurzelfüllungen.
Kontakt: mail@desenghaas.de