Chicago Dental Society Midwinter Meeting 2016
Rund 30.000 Besucher kamen zum 151. Midwinter Meeting nach Chicago. Das Treffen gilt als internationales Branchenhighlight mit mehr als 600 Ausstellern. Dentsply Sirona nutzte den Event, um einen weiteren CEREC-Meilenstein zu präsentieren: eine Technologie, mit der sich CAD/CAM-gefertigte Vollzirkonkronen und -brücken chairside fertigen lassen. Die Markteinführung in Deutschland startet am 1. Mai.
Das Chicago Dental Society Midwinter Meeting zählt zu den bedeutendsten internationalen Events der Branche. Jahr für Jahr treffen sich im Februar rund 30.000 Besucher in der „Windy City“. Nicht nur die Produktschau selbst mit mehr als 600 Ausstellern stand vom 25. bis 27. Februar im Fokus, sondern auch ein umfangreiches Fortbildungsprogramm. Zahnärzte und ihr Praxispersonal können zwischen mehr als 230 Kursen wählen, die Hälfte davon läuft in parallelen Sessions. Den Start machte am ersten Midwinter Meeting Day ein sechsstündiger Kurs zum Thema „Lasern in der Praxis“ (mit 725 $ eines der teuersten Fortbildungsangebote).
Weiter ging es mit Produkt-Updates aus allen zahnmedizinischen Bereichen von der Prophylaxe über die Endodontologie und Implantologie bis hin zur Prothetik und Workshops rund um CAD/CAM-gefertigte Restaurationen und Suprakonstruktionen. Aber auch die kostenlosen Vortragsreihen begeisterten, vielfach unterstützt von Herstellern und dem „American College of Prosthodontists“.
Kontroversen in der Zahnmedizin
Besonders gut kommen die schon traditionell von DDS Gordon Christensen moderierten Panels zu Kontroversen in der Zahnmedizin an. Für den Kölner Zahnarzt Dr. Olaf Schenk, der als „Associate Member“ der Chicago Dental Society seit mehr als 20 Jahren die Midwinter-Meeting-Fortbildungen besucht, sind „Controversies in Dentistry“ der Höhepunkt. Christensen bezeichnet Schenk gern als „Oprah Winfrey der Zahnmedizin“
Für Dentsply Sirona war das Midwinter Meeting jedenfalls der perfekte Ort für die Präsentation eines neuen CEREC-Highlights. Mit CEREC Zirconia können CEREC-Zahnärzte ihren Patienten nun auch Vollzirkonkronen und -brücken in nur einer Sitzung von zirka 90 bis 120 Minuten anbieten. Der „Umweg Labor“ entfällt.
Möglich macht dies die Kombination des neuen Sinterofens CEREC Speedfire mit CEREC Zirconia. Aufgrund der hohen Sintergeschwindigkeit erlaubt dieser Ofen auch das Glasieren. Die CEREC-Zirkonblöcke gibt es in zehn klassischen Farben in Anlehnung an den VITA Classic Shade Guide. Alle CEREC-Schleif- und -Fräseinheiten sind nun zum Nass- und Trockenschleifen geeignet.
Trockenfräsen ist allerdings klar die bevorzugte Methode für Zirkon: Der Trocknungsschritt vor dem Sintern entfällt, was den Zeitaufwand um 15 Minuten reduziert. Das Sintern für Kronen nimmt damit gerade einmal 10 bis 15 Minuten, für dreigliedrige Brücken 25 Minuten in Anspruch. Der gesamte Prozess wird von der neuen CEREC-Software 4.4.1 geführt, unkompliziert, da die Sinter- und Glasierinformationen von der Software an den Ofen übermittelt werden. Das Praxisteam braucht den Ofen nicht einmal zu programmieren – die Software kümmert sich automatisch darum.
Vollzirkon
Vollzirkon ist sehr hart und hinreichend klinisch dauerbelastbar, wie Studien belegen. Chippingprobleme, die bei konventioneller Schichtkeramik durchaus vorkommen, sind kein Thema. Darüber hinaus ist das Material biokompatibel und kostengünstiger zu fertigen. Der größte Vorteil für Zahnärzte aber ist die Zuverlässigkeit. Der Werkstoff ist fast unverwüstlich. Und: Die Zahnpräparationsmethode oder der Zementierungsplan muss nicht geändert werden – für viele Zahnärzte „ein weiterer Grund für CEREC“, ist sich Vice President Dental CAD/CAM-Systeme Roddy MacLeod sicher.
Zudem belegt eine aktuelle Umfrage – im November 2015 wurden deutschlandweit 717 Patienten befragt –, dass 83 Prozent der Patienten die Behandlung in nur einer Sitzung vorziehen, zwei Drittel würden dafür sogar den Zahnarzt wechseln.
150 nationale und internationale CEREC-Trainer
Der neue Sinterofen CEREC Speedfire schlägt mit rund 10.000 Euro zu Buche. Sirona hofft, auch in Deutschland künftig noch mehr Zahnärzte für CEREC begeistern zu können. Ab Mitte April finden Termine bei den autorisierten CEREC Fachhändlern statt, bei denen Kunden sich den SpeedFire und den neuen Zirconia Workflow anschauen können. Termine können direkt bei den Depots angefragt werden. Darüber hinaus wird der neue Workflow auch auf der Fachdental in Hamburg am 30.4.2016 präsentiert werden.
150 nationale und internationale CEREC-Trainer und CEREC-affine Zahnärzte erhielten bereits bei einem dreitägigen Workshop vom 10. bis 12. März 2016 bei Dentsply Sirona in Bensheim die Möglichkeit, den neuen CEREC-Zirconia-Workflow live zu erleben. Durch das Programm führte Mike DiTolla, Clinical Director Dentsply Sirona CAD/CAM.
US-Praxis: Produktivität verdoppelt
Eher schlicht wirkt sie, die typische amerikanische Zahnarztpraxis, für deutsche Kollegen schon ein bisschen wie ein „Kulturschock“: Keine stylische Inneneinrichtung, unspektakuläre Behandlungseinheiten, keine geschlossenen Behandlungszimmer – nicht einmal fürs Implantieren. Konzentration aufs Wesentliche, lautet die Devise, Pragmatismus statt Wohlfühlatmosphäre. Investiert wird zurzeit noch lieber in Equipment, das Return on Investment garantiert. Und da ist CEREC für viele der richtige Weg. Dr. Richard Cooper hat die Produktivität seiner Praxisklinik „West Loop Dental Associates“ in Chicago dank CEREC seit 2010 verdoppeln können, wie er vor Ort berichtete. Bis zu 40 Patienten pro Tag behandelt er heute, ein deutlich höherer „Patientendurchlauf“ als zuvor. Seit er auf das Konzept „Single Visit Dentistry“ setzt, „verdient mein Labor 5000 bis 6000 Dollar weniger im Monat“. Nur noch umfassende Restaurationen lagert er aus.
Kennengelernt hat Cooper CEREC bei einer Live-Demonstration eines Kollegen. Das Wichtigste an dem neuen Workflow ist für ihn, die Kontrolle über den gesamten Prozess zu behalten und seinen Patienten alle Vorteile der Single Visit Dentistry anbieten zu können. Inzwischen ist er CEREC-Trainer und einer der Mentoren auf www.cerecdoctors.com.
Nur vier Monate, nachdem Cooper sich für CEREC entschieden hatte, investierte er in ein DVT-Gerät, den ORTHOPHOS XG 3D. Die 3D-Sicht macht nicht nur implantologische Eingriffe planbarer, sondern erlaubt in Kombination mit CEREC eine Planung von der Prothetik her.
Behandlung von Schlafapnoe
Mit SICAT AIR stellte SICAT GmbH & Co. KG (eine Tochter von Dentsply Sirona) eine weitere Innovation vor: eine 3D-Lösung für die Behandlung der obstruktiven Schlafapnoe. Die Atemwege des Patienten können im Röntgenvolumen genau visualisiert und die obstruktive Schlafapnoe dem Patienten mithilfe der Software einfach veranschaulicht werden. Basierend auf den 3D-Daten und optischen Abdrücken kann der Zahnarzt in Bonn eine Therapieschiene im volldigitalen Workflow bestellen.
CAD/CAM-KompositBlöcke
Seit Anfang März 2016 bietet COLTENE mit „BRILLIANT Crios Reinforced Composite Blöcken“ eine Alternative zur Keramik für die definitive Chairside-Versorgung an, obwohl CEREC-typisch ja eigentlich keramische CAD/CAM-Blöcke zum Einsatz kommen, wie COLTENE-CEO Martin Schaufelberger einräumt. Doch er ist sich sicher: „Wenn die Zahnärzte erst einmal die Vorteile des innovativen Submicron-Hybrid-Composite-Werkstoffs bei der computerunterstützten Herstellung von Restaurationen in der Praxis erfahren, wird seine Bedeutung in der Chairside-Versorgung deutlich zulegen.“ Dank der sehr guten mechanischen Eigenschaften sei BRILLIANT Crios ein ideales Material für die ästhetische und schnelle Produktion von Einzelzahnrestaurationen ohne separaten Brennvorgang, meint Schaufelberger. Wegen der hohen Biegefestigkeit ist das Komposit besonders widerstandsfähig, und das dentinähnliche E-Modul wirkt stoßdämpfend. Dadurch ist diese Chairside-Versorgung elastischer und weniger spröde als Keramik.
„Wie spröde Keramik ist, stellt man ja fest, wenn man nur eine Tasse fallen lässt“, sagt Schaufelberger. Die Biegefestigkeit und das dentinähnliche E-Modul der neuen BRILLIANT Crios Kompositblöcke verringerten Spannungsspitzen und reduzierten die Gefahr von Rissbildungen und Abplatzungen sowohl bei der Herstellung als auch in situ deutlich, betont er.
Befestigungstechnik entscheidend
Schaufelberger: „Ganz wichtig in diesem Zusammenhang ist allerdings, die Befestigungstechnik perfekt auf das Komposit auszurichten.“ Dies zu unterstützen sei die Stärke von COLTENE.
„COLTENE steht für Komposit. Als Pionier haben wir die Entwicklung der Komposite über Jahrzehnte maßgeblich vorangetrieben und geprägt. Heutzutage gibt es keinen Restaurationswerkstoff, dessen Eigenschaften so dicht an den natürlichen Zahn heranreichen wie die von Komposit.“ Weiterer Vorteile: Komposit ist verschleißfest, glanzbeständig, aber dennoch sehr antagonistenschonend. Die CAD/CAM-Kompositblöcke werden in neun Low- und vier High-Transluzenzstufen angeboten. Auch Farbindividualisierungen oder Reparaturen sind mithilfe von Kompositen wie etwa dem Brilliant EverGlow einfach zu realisieren.
Definitive Inlays, Onlays, aber auch Kronen oder Veneers lassen sich schnell und einfach herstellen und in Kombination mit One Coat 7 Universal Bond und BRILLIANT EverGlow auch einfach und sicher befestigen. Mit diesem abgestimmten Produktpaket setzt COLTENE gezielt auf den Werkstoff Komposit und die digitale Zukunft der restaurativen Zahnmedizin. „Digital Dentistry wird in immer mehr Bereichen der Zahnmedizin Fuß fassen.“ Da ist sich Schaufelberger sicher. Das 152. Midwinter Meeting findet vom 23. bis 25. Februar 2017 statt.
DENTSPLY SIRONA
Die im September vergangenen Jahres bekanntgegebene Fusion von DENTSPLY International und Sirona ist nun auch rechtlich endgültig unter Dach und Fach. Das wurde bereits in Chicago bekannt und am 29. Februar offiziell bestätigt.
Jeffrey T. Slovin agiert nun als Chief Executive Officer des fusionierten Unternehmens Dentsply Sirona und ist Mitglied des Aufsichtsrats. Gegenüber dem DENTAL MAGAZIN betonte er bereits auf dem Event 30 Jahre CEREC in Las Vegas, dass es sich um „eine Fusion, keine Übernahme“ handele. Der Zusammenschluss der beiden weltweit führenden Unternehmen, die eine gemeinsame Kultur der Innovation teilen, fördere die Entwicklung von differenzierten, integrierten Lösungen für Zahnmediziner, Zahntechniker und Spezialisten, insbesondere in den stärksten Wachstumssegmenten der Dentalindustrie, stellte er auch in Chicago noch einmal klar.
Bret W. Wise, Chairman und Chief Executive Officer von DENTSPLY, ist neuer Executive Chairman des fusionierten Unternehmens. Der globale Hauptsitz liegt in York, PA (USA), dem aktuellen Hauptsitz von DENTSPLY. Der internationale Hauptsitz befindet sich in Salzburg, Österreich.
Das Interview mit Roddy MacLeod, Group Vice President Dental CAD/CAM Systems bei Dentsply Sirona, über das Potenzial des neuen CEREC Zirconia Workflows, die Abgrenzung zu Kompositblöcken und die Aussichten auf eine „Single Visit Implantology” finden Sie hier.