Taktgeber IDS

Beeinflusst die IDS den Produktionsrhythmus der Industrie?

Alle zwei Jahre blickt die dentale Welt nach Köln. Die Internationale Dental-Schau (IDS) ist die weltgrößte Messe der Zahnmedizin. Bereits im Vorfeld der 36. Auflage im Jahr 2015 ist klar, dass einige Rekorde gebrochen werden. Doch in welchem Ausmaß beeinflusst die IDS den Produktionsrhythmus der Industrie?



Die Aussagen der Industrievertreter der Dentalbranche bezüglich der IDS haben eins gemeinsam: Alle stufen die Messe als eines der wichtigsten Events des gesamten Veranstaltungsjahres ein. „Die IDS ist für Implant Direct die absolute Launch-Plattform für Neuprodukte“, sagt Stephan Weber, General Manager Europe bei Implant Direct. Innerhalb der Firmengruppe werde alles daran gesetzt, den Besuchern der Messe die neuesten Entwicklungen und Innovationen vorzustellen.

Die Akquise von Neukunden zählt auch zu den Zielen der Firmen. „Auf der IDS in Köln möchten wir neuen Kunden die Möglichkeit geben, sich von unserem hohen Qualitätsstandard und unserem ausgeprägten Servicegedanken selbst zu überzeugen“, sagt Müserref Stöckemann, Geschäftsführerin bei dentaltrade.

Ideale Plattform für den Austausch

Als ideale Plattform, um sehr komprimiert und intensiv mit den Kunden aus der ganzen Welt zu sprechen und Experten sowie Meinungsführer zu erreichen, beurteilt Klaus Rübesamen, Geschäftsführer bei Komet, die Leitmesse. Auch André Mügge, Senior Marketing Manager Health & Wellness DACH und Marketing Manager OHC DACH bei Philips, hebt den direkten Kontakt zu einem breiten internationalen Publikum hervor: „Wir wollen unsere Produkte für die Praxisteams und für die Patienten erlebbar machen. Darauf arbeiten wir alle zwei Jahre hin – und freuen uns schon sehr darauf, im März den IDS-Messebesuchern unsere Innovationen live vorzuführen.“ Das Feedback der Nutzer beurteilt Frank Bartsch von Carestream als wichtigsten Faktor für den Erfolg der Entwicklungen: „Unsere Produkte können technisch noch so ausgefeilt sein – wenn sie an den Anwendern vorbei entwickelt werden, haben wir unser Ziel verfehlt.“ Ein aufregendes Kribbeln verspürt Jörg Weis, Direktor Marketing bei COLTENE, auf der IDS: „Es ist immer ein ganz besonderer Moment, wenn Zahnärzte unsere ausgeklügelten Neuheiten im Hands-on am COLTENE-Stand ausprobieren!“

Der Austausch mit den Anwendern ist auch Jürgen-Richard Fleer, General Manager J. Morita Europe GmbH, ein großes Anliegen: „Wir ziehen aus diesen Gesprächen schließlich wichtige Anregungen für die Produktentwicklung und -optimierung.“ Das Unternehmen GC stellt das Wohl des Patienten in den Mittelpunkt und bietet entsprechend dieser Mission fortwährend intelligente Innovationen an. Frank Rosenbaum, Geschäftsführer bei GC, schätzt vor allem die Möglichkeit zum „Austausch unter Gleichgesinnten“. Das Feedback auf der IDS habe großen Einfluss auf die Neuentwicklungen.

Bestimmt die IDS die Produktion?

Bei der Planmeca Vertriebs GmbH ist die Produktentwicklung auf den zweijährigen Rhythmus der IDS eingestellt, sagt Geschäftsführer Dieter Hochmuth. Die Internationale Dental-Schau sei für das finnische Unternehmen der wichtigste Rahmen zur Präsentation neuer Produkte und Konzepte. Dr. Ernst Wühr, Geschäftsführer Dental für Deutschland, Österreich und die Schweiz bei Kuraray Noritake, sieht die Entwicklung von Produkten jedoch nicht auf diesen Zweijahresrhythmus festgelegt: „Produkte zu entwickeln heißt für uns nicht, von einer IDS zur nächsten zu denken. Es ist vielmehr eine permanente Verpflichtung.“ Komet-Chef Rübesamen stimmt zu: „Taktgeber für Neuheitenvorstellungen im klassischen Sinn ist die IDS für uns nicht.“ Aufgrund des Direktvertriebs habe das Unternehmen über eigene Vertriebsgesellschaften in wichtigen Märkten und über Handelspartner die Möglichkeit, immer gezielt und bedarfsgerecht Produkte einzuführen. Daher nutze Komet gerne die IDS, um Innovationen und das Leistungsspektrum zu präsentieren, richte den Innovationsprozess aber nicht an dem IDS-Termin aus, sondern an den Rahmenbedingungen und Märkten. Auf stetige Weiterentwicklung und damit auch auf den eigenen Rhythmus setzt Sirona. Dr. Jürgen Serafin, Vice President Corporate Marketing, erklärt: „Mit unserem Team aus rund 300 Wissenschaftlern und Ingenieuren in unserem Bensheimer Innovationszentrum und an anderen Standorten arbeiten wir kontinuierlich daran, bewährte Lösungen weiter zu verbessern. Wenn wichtige Produktentwicklungen zur Marktreife gelangt sind, präsentieren wir diese auch unabhängig von der IDS.“

Roland Gruber, Marketingleiter bei W&H Deutschland, gibt zu, dass es einen Motivationsfaktor gibt, spannende Neuheiten bis zur IDS fertigzustellen: „Wenn wir mit einem Produkt allerdings noch nicht so weit sind, dann würden wir es nicht um jeden Preis präsentieren.“ Die Dentalisten von VOCO geben ebenfalls ihren ganz eigenen Rhythmus vor: „Wir bringen alle sechs Monate neue Produkte auf den Markt und warten somit nicht auf die IDS“, erklärt Geschäftsführer Olaf Sauerbier. Auch bei medentis hat die IDS nur einen marginalen Einfluss auf den Entwicklungszyklus. „Sicherlich entwickeln wir keine Produkte speziell für die IDS, aber wenn es sich zeitlich anbietet, versuchen wir schon, Markteinführungen terminlich mit der IDS zu koordinieren“, sagt Torsten Knieps, International Affairs & Relations bei der medentis medical. „Obwohl die IDS ein sehr wichtiges Forum ist, um unsere Innovationen dem Fachpublikum vorzustellen, entwickeln wir unsere Produkte kontinuierlich und unabhängig von der IDS“, bestätigt auch John Binet, Marketing Manager Sensodyne & Pronamel bei GSK.