Porträt

Nach dem ITI-Stipendium: Dr. Frederic Kauffmann zurück aus Michigan

Lebenserfahrung, Freiheit und vor allem ein großes berufliches und privates Netzwerk – Dr. Frederic Kauffmann schwärmt von seiner Forschungszeit in Ann Abor. Jetzt ist er wieder im Lande und startet im April an der Uni Freiburg.


ITI-Stipendium Kauffmann

Dr. Frederic Kauffmann vor der School of Dentistry. © Kauffmann


Wie lange waren Sie insgesamt an der University of Michigan in Ann Arbor?

Kauffmann: Insgesamt waren es zum Schluss fast zwei Jahre – Zeit, die ich sehr genossen habe. Es war sehr intensiv in allen Bereichen, an der Uni in den verschiedenen Forschungsgruppen, in der Lehre der Zahnmedizinstudenten sowie in der Zusammenarbeit mit den Postgraduierten. Ganz wichtig für mich war, dass meine Familie mit in den USA war. Das hat die Zeit hier und das ITI-Stipendium natürlich zusätzlich ganz besonders gemacht – und dafür bin ich meiner Frau sehr dankbar.

Sie haben verlängert, wie war das möglich? Ging das ITI-Stipendium weiter, hat die Uni Sie bezahlt?

Kauffmann: Die Verlängerung war von Beginn an geplant und verlief unproblematisch. Das ITI-Stipendium endete allerdings nach zwölf Monaten. Wir haben die Kosten für die Verlängerung selbst getragen.

Augmentationen mit Allografts sind anders als in Deutschland in den USA gang und gäbe. Wie beurteilen Sie das nach zwei Jahren USA-Erfahrung?

Kauffmann: Ich finde es schade, dass die zellfreie Matrix AlloDerm auf dem deutschen Markt nicht zugelassen ist. Allografts haben ein enormes Potenzial. Ich habe zwar auch in Deutschland viel mit Allografts gearbeitet – doch wie unterschiedlich die Patienten auf humane Ersatzmaterialien reagieren – das ist schon erstaunlich.

Deutsche Patienten bevorzugen häufig xenogene Materialien …

Kauffmann: … in den USA ist das exakt umgekehrt. „Gibt es denn nicht auch etwas vom Menschen?“, lautet die Standardfrage der Patienten, wenn es um die Wahl des KEM geht.

ITI-Stipendium

V. l.: Dr. Elliot Hill, ITI Program Director Dr. Sunčica Travan, Dr. Frederic Kauffmann, Dr. Andrea Ravidà, Dr. Jeff Wang. © Kauffmann

Würden Sie noch ein zweites ITI-Stipendium wünschen?

Kauffmann: Sofort! Und auch wieder an die University of Michigan. Ann Arbor war meine erste Wahl, nicht weil andere Unis weniger gut sind, sondern weil die University of Michigan im Bereich Grundlagenforschung optimale Voraussetzungen bietet. Da ich bis dato primär klinisch tätig war, war die Forschung mein Ziel. Und dafür ist die University of Michigan das ideale Zentrum. Ich war in kürzester Zeit in diverse kleinere und größere Projekte integriert – und zwar bis zum Ende.

Würden Sie rückblickend etwas anders machen?

Kauffmann: Ich würde früher, aber länger ins Ausland gehen und empfehle dies auch jüngeren Kolleginnen und Kollegen. Abseits der Komfortzone eröffnen sich ungeahnte Möglichkeiten.

Weil man nicht an seine Karriere denken muss …

Kauffmann: … das sicherlich auch. Man genießt einfach die Freiheit, sich auf wenige Dinge konzentrieren zu dürfen, die einen wirklich interessieren.

Worauf sollten Stipendiaten achten?

Kauffmann: Sie sollten ihr Zentrum mit Bedacht ausgewählen, aber auch nicht enttäuscht sein, wenn die Wahluni nicht zur Verfügung steht. Egal in welchem Zentrum man landet, der Gewinn an Lebenserfahrung ist enorm

Wo genau starten Sie nun in Deutschland?

Kauffmann: Nach meiner Rückkehr nach Deutschland werde ich am Uniklinikum Freiburg anfangen. Ich bin darüber sehr glücklich und freue mich schon auf die neuen Herausforderungen und Chancen, die sich dort ergeben werden. Aber auch darüber, eine neue Heimat zu finden.

Werden Sie sich nach dem ITI-Stipendium mit den US-Kollegen weiter austauschen? Wird es gemeinsame Projekte geben?

Kauffmann: Derzeit sind zwei spannende Projekte geplant, und ich hoffe sehr, dass diese auch realisiert werden. Aber viel wichtiger als einzelne Projekte sind die Freunde, die ich hier gewonnen habe. Es ist ein richtiges Netzwerk entstanden – und das nicht nur beruflich. Ich freue mich schon darauf, den einen oder anderen Kollegen in Deutschland empfangen zu dürfen.

Ich möchte mich an dieser Stelle beim ITI bzw. den Menschen bedanken, die solche Projekte möglich machen und uns Stipendiaten während unserer Zeit im Ausland betreuen. Mein besonderer Dank geht an Prof. Dr. Stefan Fickl. Ohne ihn wäre dieser Weg nicht möglich gewesen.


Der Experte

© privat

Dr. Frederic Kauffmann
studierte Zahnmedizin in Würzburg, war war anschließend dort in der Abteilung für Parodontologie tätig, 2018 bis 2020 University of Michigan, School of Dentistry, ab April 2020 Uniklinikum Freiburg.