Kieferorthopädie

Bezahlbare Aligners

Mit der Übernahme von ClearCorrect in den USA trat Straumann 2017 ins Geschäft mit transparenten Alignern ein. Die internationale Expansion hat sich mit der IDS einen großen Schritt nach vorne getan. ClearCorrect besticht vor allem durch seine Unkompliziertheit, wie Peter Zihla, Head of Digital Business Unit, Straumann, im Interview erläutert. Der Clou: ClearCorrect wird von einem Telemonitoringdienst begleitet, mit dem Zahnärzte den Fortschritt von kieferorthopädischen und dentalen Behandlungen verfolgen können, ohne dass der Patient die Praxis besuchen muss.



Herr Zihla, seit rund zwölf Jahren wächst ClearCorrect in den USA kontinuierlich, in Brasilien beginnt das Unternehmen seit Anfang des Jahres Fuß zu fassen, jetzt startete das Roll-out in Europa. Was ist der Erfolgsgarant? Inzwischen gibt es ja eine ganze Menge Aligneranbieter …
Zihla: … und jeder positioniert sich anderes. ClearCorrect setzt ganz bewusst auf Anwenderfreundlichkeit, ist also auch für den allgemeinen Zahnarzt konzipiert. ClearCorrect-Aligner werden momentan vor allem zur Behandlung von kleineren bis mittleren Fehlstellungen eingesetzt. Das Wachstum ist enorm. Die Zahl der Fälle bei ClearCorrect stieg 2018 um 61 Prozent, was vor allem auf den Boom in den USA zurückzuführen ist.

Was macht die Aligner-Behandlung so attraktiv für den Anwender?
Zihla: Zum einen sind die Margen für den Behandler attraktiv, zum anderen reicht ein Investment in einen offenen intraoralen Scanner für zwei Geschäftsbereiche. Der Zahnarzt deckt nicht nur den prothetischen, sondern auch den Orthodontic-Workflow ab. Zudem ist die Handhabung unkompliziert, von der Falleinreichung bis hin zur Produktion. Wir haben ein besonders anwenderfreundliches Case-Management-Portal, und der professionelle Customer Support unterstützt den Kunden sehr. Das Unternehmen ist sehr nahe am Kunden und erhält dafür auch hervorragende Beurteilungen.

Dank einer perfekten angepassten Apparatur können Patienten ihre intraorale Situation optimal ausgeleuchtet von zu Hause aus aufnehmen. © Pixa

Muss es ein spezieller Scanner sein?
Zihla: Nein, ClearCorrect ist grundsätzlich offen für alle Scanner. Sowohl für iTero, für 3Shape als auch für unseren eigenen Dental Wings-Scanner, den wir übrigens in der dritten Generation anbieten.

Reicht der Dental Wings-Scanner denn für den Orthodontic-Workflow?
Zihla: Auf jeden Fall, das ist ein gutes Einsteigermodell. Er ist inzwischen übrigens doppelt so schnell wie das Vorgängermodell. Und vor allem deutlich kostengünstiger.

Was muss der Zahnarzt dafür investieren?
Zihla: Der DentalWings-Scanner liegt einige Tausend Euro unter dem 3Shape-Einstiegsmodell …

Inwieweit ähnelt ClearCorrect Invisalign Go?
Zihla: Ich vergleiche uns ungern mit Marktbegleitern. Im Gegensatz zu Invisalign Go richten wir uns mit unserem Angebot und transparenter Preisgestaltung an Allgemeinzahnärzte und Kieferorthopäden gleichermaßen.

Clear Correct zeichnet sich duch eine gerade Trimlinie aus, die oberhalb des Zahnfleischsaums verläuft. Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass diese Trimlinie eine deutlich bessere Retention bewirkt. So lässt sich die Zahl der Befestigungselemente reduzieren, die Aligner sitzen enger am Zahn.

Läuft ClearCorrect unter der Marke Straumann oder unter eigenem Brand?
Zihla: ClearCorrect behält seinen eigenen Auftritt. Das Unternehmen ist zwar eine hundertprozentige Straumann-Group-Tochter, tritt aber wie Neodent und Medentika unter der eigenen Marken‧identität auf.

Anders also als botiss?
Zihla: Ja, botiss ist ja eine 30-Prozent-Beteiligung, also eigenständig. ClearCorrect ist ein Tochterunternehmen, kommt aber mit eigener Markenidentität daher.

Warum?
Zihla: Konkurrenz belebt das Geschäft. Und unsere Kunden sollen die Auswahl haben, denn sie wünschen sich Alternativen im Alignermarkt.

Stichwort „künstliche Intelligenz“. Auch in diesem Bereich stellt sich die Straumann-Group neu auf. Inwieweit unterstützt „DenToGo“ den Zahnarzt zum Beispiel bei der Alignertherapie?
Zihla: Eine strategische Partnerschaft mit dem Unternehmen Dental Monitoring, Paris, erlaubt es uns, Zahnärzten und deren Patienten eine einfach anzuwendende Smartphone-App zur Überwachung des Verlaufs seiner Aligner-Behandlung anzubieten. Mit einer App auf dem Smartphone fotografiert der Patient seine Zähne; die Bilder werden in das System von Dental Monitoring hochgeladen und mittels künstlicher Intelligenz, die selbst kleinere Veränderungen erkennt, analysiert. Falls Handlungsbedarf besteht, informiert das System den Zahnarzt, der so zeitnah eingreifen und effiziente Behandlungsanpassungen vornehmen kann. Unnötige Kontrollvisiten lassen sich damit vermeiden. Indem das System den Zeitpunkt vorschlägt, an dem der Patient für den nächsten Korrekturschritt bereit ist, kann die Behandlung beschleunigt werden. Mittels künstlicher Intelligenz kann auch nach der Behandlung langfristig die Zahnstellung und -gesundheit beobachtet werden. Weitere Vorteile sind Zeiteinsparungen für den Patienten und Behandler, ein verbesserter Behandlungsstandard sowie Komfort und Sicherheit für den Patienten.

DenToGo ist eine der ersten mobilen Apps für das kieferorthopädische Remote-Monitoring und ermöglicht eine effizientere Terminplanung, eine verbesserte Patientencompliance und das Versenden personalisierter Mitteilungen. © Pixa

DentToGo kann aber noch mehr …
Zihla: Richtig, zukünftig könnte die Zahngesundheit zusätzlich von zu Hause überwacht werden, ohne dass der Patient dafür die Praxis besuchen muss, ein echtes zusätzliches Präventionstool.

Was kostet das Ganze?
Zihla: Die Nutzung der App sowie der Smartphone-Aufsatz werden für Kunden und Arzt sehr attraktiv gestaltet werden. Je nach Geschäftsmodell wird dabei eine Gebühr pro Scan oder pro Patient pro Monat anfallen, die Preise liegen noch nicht final fest. Das System wird stetig weiterentwickelt. Unsere Algorithmen können schon heute über 180 Mundsituationen feststellen, z. B. allgemeine Mundhygiene, Entzündungen oder Zahnfleischschwund, und wir arbeiten unter Hochdruck daran, das Spektrum noch zu verfeinern und zu erweitern. Zusätzliche Anwendungsmöglichkeiten – zum Beispiel in Verbindung mit Intraoralscannern in der Zahnarztpraxis oder zur Kontrolle von Zahnimplantaten – sind der nächste Schritt. Künstliche Intelligenz könnte so das gesamte Spektrum der Aktivitäten von Straumann unterstützen, einschließlich der korrektiven, präventiven, restaurativen und prothetischen Zahnmedizin.