Komposit-Restauration

Wiederherstellung abradierter Schneidezähne

Die Injection Moulding-Technik mit Komposit ist ein semidirektes Restaurationsverfahren, das eine vorhersagbare Übertragung des diagnostischen Wax-ups bei Komposit–Restaurationen ermöglicht(1). Über die Ästhetik hinaus kann den funktionellen Aspekten von Restaurationen genüge getan werden.


Injektion von G-ænial Universal Injectable, Farbton A2


Ein 28-jähriger männlicher Patient besuchte die Zahnarztpraxis, weil er mit der äußerlichen Erscheinung seiner oberen Frontzähne unzufrieden war (Abb. 1). Die klinische Untersuchung zeigte eine alte Komposit-Restauration an Zahn 11 und einen übermäßigen Schneidezahnverschleiß aller oberen Schneidezähne und der Eckzähne mit Expositionen von Dentin an den Schneidekanten (Abb. 2). Die Labioversion von Zahn 41 störte die Okklusion und löste Interferenzen in der Statik und der Dynamik aus (Abb. 3).


Korrektur mit Aligner-Therapie

Zunächst wurde die Position des Zahnes 41 durch eine Alignertherapie korrigiert und mit einem lingualen Retainer fixiert. Danach wurden die Zähne mit dem Home-Bleaching-Verfahren und 6%igem Wasserstoffperoxidgel ca. drei Wochen lang gebleacht, um eine hellere und gleichmäßigere Farbwirkung zu bekommen (Abb. 4). Bei der Erstellung des diagnostischen Wax-ups (Abb. 5) wurden zuerst die Eckzähne modelliert und die zukünftige Eckzahnführung im Artikulator überprüft. Durch das Entkoppeln der Molaren, Prämolaren und der Inzisiven bei lateralen und protru‧siven Bewegungen werden diese zukünftig geschützt und einem erneuten übermäßigen Verschleiß an den Schneidekanten entgegengewirkt. Das diagnostische Wax-up wurde unter Verwendung eines klaren Vinylpolysiloxans (EXACLEAR, GC) in einen nicht perforierten Abformlöffel übertragen (Abb. 6), um eine transparente Form zu erzeugen. Nach dem Abbinden wurde das Silikon aus dem Löffel entfernt und Injektionskanäle an den Schneidekanten der Schneidezähne und Eckzähne gebohrt. An beiden mittleren Schneidezähnen wurde ein zusätzlicher Kanal als Entlüftungsöffnung bzw. zweiter Injektionskanal angebracht.

Vor Beginn der Rekonstruktion wurden die Schmelz- und die Dentinfarbe der Zähne mit Komposit-Proben (Essentia, GC) auf dem inzisalen bzw. zervikalen Drittel des Zahns und mithilfe eines kreuzpolarisierten gefilterten Bildes bestimmt (Abb. 7). Dies wurde nur für die Rekonstruktion der beiden mittleren Inzisiven gemacht, da hier zusätzlich zur Injektionstechnik eine individuelle Schichtung geplant war.

„Die zuverlässige Reproduktion des Wax-ups ermöglicht es uns, auf relativ einfache Weise ein Endergebnis mit einem korrekten Okklusions- und Artikulationsmuster zu erhalten.“

Die alte Komposit-Restauration an Zahn 11 wurde entfernt. Die Zähne wurden geätzt und das Adhäsiv gemäß den Anweisungen des Herstellers aufgetragen und ausgehärtet. Die Silikonform wurde eingesetzt und das Injectable-Komposit (G-ænial Universal Injectable, Farbton A2) Zahn für Zahn in die jeweiligen Injektionskanäle eingespritzt (Abb. 8) und durch die Abformung polymerisiert (Abb. 9). Die „Gusskanäle“ und Überschüsse wurden entfernt. Es war nicht notwendig, die Zähne voneinander zu separieren, da der transparente Silikonschlüssel exakt passte und somit keine Überschüsse an die approximalen Oberflächen gelangten.

An den mittleren Schneidezähnen wurde nun der inzisale Anteil im Cut-back-Verfahren reduziert (Abb. 10), um hier ein natürliches Erscheinungsbild mit verschiedenen Transluzenz- und Opazitätsgraden zu erreichen. Die Adhäsivtechnik wurde am Cut-back-Anteil wiederholt, und das Komposit in der anfangs ausgewählten Dentinfarbe (Essentia, Farbton MD) zur Modellation der Mamelons (Abb. 11) modelliert.


Die richtige Schichtstärke erarbeiten

Es sollte darauf geachtet werden, die richtige Schichtstärke zu erarbeiten. Eine zu dicke Dentinschicht lässt das Ergebnis opak und weniger natürlich erscheinen. Stellen Sie daher sicher, dass noch Platz für die Schmelzschicht vorhanden ist. Wenn die Dentinschicht jedoch zu dünn ist, ist der Effekt nicht sehr sichtbar und die Restauration wird zu transluzent und erscheint grau. Neben der Schichtdicke sollte man darauf achten, dass der Bevel zu ca. zwei Dritteln von der Dentinschicht bedeckt wird, um den Übergang vom Zahn zur Restauration unsichtbar zu machen.

Anschließend wurde mit der ausgewählten Schmelzfarbe (Essentia, Farbton LE) die vestibuläre Oberfläche vervollständigt und die Restaurationen fertiggestellt. Nach der Re-Hydration zeigten die Zähne eine gute Farbintegration und einen guten Oberflächenglanz (Abb. 12). Die palatinalen Oberflächen zeigen nun eine funktionelle Morphologie auf. Die extraorale Ansicht zeigt nun ein natürliches und ästhetisches Gesamtbild (Abb. 13), das den Patienten zufriedenstellte.

Zusammenfassend kann diese Technik als minimal invasive und vereinfachte Behandlungsalternative eingesetzt werden. Die zuverlässige Reproduktion des Wax-ups ermöglicht es uns, auf relativ einfache Weise ein Endergebnis mit einem korrekten Okklusions- und Artikulationsmuster zu erhalten.


Literaturhinweise

1. Mehta SB, Francis S, Banerji S. A Guided, Conservative Approach for the Management of Localized Mandibular Anterior Tooth Wear. Dent Update. 2016 Mar;43(2):106-8, 110-2.
2. Ash MM and Nelson S. Wheeler’s Dental Anatomy, Physiology and Occlusion. 10th ed. Philadelphia: Sounders Elsevier; 2015.
3. Klineberg I and Eckert S. Functional Occlusion in Restorative Dentistry and Prosthodontics. 1st ed. Maryland Heights: Mosby Ltd. Elsevier; 2015.