Front- und Seitenzahnbereich

Schichten ade dank Universalkomposite?

Universalkomposite behaupten sich in immer mehr Indikationen. Neueste Entwicklungen machen es möglich. Ist das Schichten bald Geschichte? In Standardfällen ja, meint Dr. Michael-Kurt Prüfert.


Universalkomposite

Situation vor der Füllungstherapie © Elsayed


Moderne Universalkomposite, also chromo-adaptive Komposite für den Front- und Seitenzahnbereich, setzen sich mehr und mehr durch. Wann sind sie indiziert und wo sehen Sie die Grenzen?

Prüfert: Moderne Universalkomposite, wie zum Beispiel die Clearfil Majesty ES-2 Universal Produkte von Kuraray Noritake sind für alle Kavitätenklassen geeignet. Begrenzt wird deren Einsatz, meiner Meinung nach, nur durch große Hartsubstanzdefekte, an denen auch kautragende Höcker beteiligt sind.

Im Frontzahnbereich liefern transluzente Universalkomposite bekanntlich keine gute Ästhetik. Wie kommt das?

Prüfert: Das liegt daran, dass der Versuch, einen Farbton für alle Seiten- und Frontzahnrestaurationen und für alle Zahnfarben anzubieten, sehr zu Lasten der Ästhetik geht. Mit anderen Worten: Wenn man ein Material mit sehr hoher Transluzenz verwendet, das zu allen Restaurationen und Farbtönen passen soll, wird das zu einem störenden optischen Eindruck führen – im Hinblick auf andere Bereiche im Mund wie etwa bei Zunge oder Zahnfleisch.

Die bereits erwähnte Produktlinie verfügt aus diesem Grund über zwei Farbvarianten für den Frontzahnbereich und eine Farbe für den Seitenzahnbereich, deren Transluzenz auf die jeweiligen Anwendungsbereiche abgestimmt ist. Das vereinfacht den Arbeitsablauf. Denn pro Restauration ist so nur eine Farbe nötig. Mit den klassischen Kompositen gab es dagegen ästhetische Probleme. In solchen Fällen habe ich mit speziellen Opakerfarben gearbeitet.

Universalkomposite

Situation nach der Füllungstherapie mit Clearfil Majesty ES-2Universal © Elsayed

Reichen drei Farben auch bei Verfärbungen am Kavitätenboden aus oder braucht es einen Opaker?

Prüfert: Bisher habe ich persönlich noch keine ästhetischen Probleme bei Verfärbungen am Kavitätenboden feststellen können. Ich bin da ganz ehrlich, so viele Fälle mit ausgeprägten Verfärbungen habe ich mit den neuen Universalkompositen noch nicht behandelt – ich möchte daher Probleme mit großflächigen Verfärbungen nicht generell ausschließen.

Wechseln Sie überhaupt noch zur Schichttechnik? Wenn ja, nur auf ausdrücklichen Patientenwunsch?

Prüfert: Da bin ich tatsächlich halb-konservativ, ich habe immer noch ein besseres Gefühl bei tiefen Kavitäten zu schichten, auch wenn es vielleicht nicht unbedingt erforderlich ist.

Ihr Fazit?

Prüfert: Für mich spielen die Materialeigenschaften bei der Verarbeitung eine große Rolle. Clearfil Majesty ES-2 Universal ist einfach zu verarbeiten, klebt nicht an den Instrumenten und ist leicht zu modellieren, wobei auch keine Risse entstehen, wie bei manchen Konkurrenzprodukten. Die Ästhetik ist wirklich sehr gut, und die Endhärte hat mich überzeugt.

Universalkomposite ermöglicht ein unkompliziertes, zeitsparendes Verfahren. Es muss kein exakter Farbton ausgewählt werden. Daher sind Fehler in dieser Hinsicht ausgeschlossen. Zudem reduziert sich der erforderliche Materialbestand. Aus all diesen Gründen eignet sich dieses Produkt für die meisten Fälle im Praxisalltag.


Der Experte

Universalkomposite

Foto: Privat

Dr. Michael-Kurt Prüfert
Zertifizierter Endodontologe (ZÄK HH) und Spezialist für restaurative Zahnheilkunde, niedergelassen in eigener Praxis in Altenholz.
info@zahngesundheit-altenholz.de