Schallinstrumente

Minimalinvasive Kronenverlängerung

Was bisher bei einer chirurgischen Kronenverlängerung mit aufwendiger Lappenbildung therapiert wurde, kann mit den Schallinstrumenten SFS120/121/122 fast „wie nebenbei“ umgesetzt werden. Wie beurteilen Anwender aus Praxis und Klinik das rot-weiße Ergebnis per Schall?


Kronenverlängerung

Ausgangssituation im Jahr 2005 © Striegel/Schwenk


Ein oder wenige Millimeter Disharmonie speziell im hochsensiblen Frontzahnbereich können die orale Harmonie empfindlich stören. Die Behandlung von ästhetischen Fällen beschränkt sich aber nicht allein auf das Wiederherstellen der weißen Ästhetik. Manchmal werden komplexe Fälle einfach nicht als solche erkannt und es wird lediglich die weiße Ästhetik korrigiert. Dr. Marcus Striegel, Nürnberg, nimmt dazu eine klare Position ein: „Meine Definition für rot-weiße Ästhetik lautet kurz und bündig: eine entzündungsfreie, blass rosa Gingiva mit symmetrischem Arkadenverlauf und perfekten Papillen. Es muss sich am Schluss der Behandlung ein Gesamtbild ergeben, das ich mit einem ‚Pink esthetic score‘ von 14 bewerte.

Nun, das sagt sich alles recht einfach, doch die Umsetzung in der täglichen Praxis kann zur echten Herausforderung werden. Wir sind dank Veneers, Eckzahnchips und Table-tops in der Lage, die weiße Ästhetik hervorragend zu bedienen. Doch alle diese Maßnahmen wirken nicht bei einem Gummy-Smile, Deckbiss oder einer hohen Lachlinie. Auch Zahnfehlstellungen oder alte prothetische Restaurationen können die rote Harmonie des Mundes empfindlich stören. Wir müssen die rote Ästhetik umfassend mit behandeln, sonst erhalten wir nur kurzlebige und ästhetisch unbefriedigende Ergebnisse.“

Kronenverlängerung

Kronenverlängerung an Zahn 11 intern unter Einsatz der SFS120 und Rezessionsdeckung an Zahn 21 mit FBGT aus dem Gaumen. © Striegel/Schwenk

Die klassische Methode mit Lappenbildung erfordert neben einer Gingivakorrektur ein Freilegen des bukkalen Knochens und eine modellierende Osteoplastik unter Sicht, um die genetisch festgelegte biologische Breite wieder zu etablieren. Das ist extrem techniksensitiv; es besteht ein Risiko zur Narbenbildung und das Patiententrauma ist nicht unerheblich. Striegel: „Das hat mich und meinen Kollegen Dr. Schwenk motiviert, gemeinsam mit Komet die Schallspitzen SFS120–122 zu entwickeln. Durch die minimalinvasive Reduktion von Knochen kann jetzt die biologische Breite sehr einfach und vorhersehbar wiederhergestellt werden. In unseren 2N-Intensivfortbildungen erlebe ich es bei den Konzeptionskursen immer wieder: Junge Assistenzärzte wie ‚alte Hasen‘ integrieren die Kronenverlängerung mit Schall gleichermaßen schnell in ihren Praxisalltag.“

Einzug in Universitäten

Die SFS120 hat inzwischen einen festen Platz in der Studentenausbildung gefunden. Prof. Dr. Petra Schmage, UKE Hamburg-Eppendorf: „Ich arbeite mit großer Begeisterung mit der SFS120 und setze sie auch gerne in meinen Kursen ein. Wenn man nicht massiv Knochen abtragen, sondern z. B. Bindegewebe durchtrennen oder eine schmale Knochenlamelle korrigieren möchte, dann klappt das wunderbar mit dieser Schallspitze. Solche lokalisierten Maßnahmen sind bei subgingivaler Defektausdehnung indiziert, um z. B. die Trockenlegung für Kompositrestaurationen oder die präzise Abformung bei indirekten Restaurationen zu ermöglichen und generell eine Verletzung der biologischen Breite durch den Restaurationsrand zu vermeiden.

Schallspitze

SFS120–122 sind indiziert, wenn es infolge einer Überpräparation zu einer Verletzung der biologischen Breite kommt oder im Rahmen der ästhetischen Zahnheilkunde ein asymmetrischer Arkadenverlauf und/oder ein Gummy-Smile behoben werden soll. © Komet Dental

In der Zahnerhaltung am UKE haben die Instrumente eine große Fangemeinde gefunden. Anders als bei der klassischen chirurgischen Kronenverlängerung mit Lappenbildung, bei der das OP-Gebiet erst einmal über mehrere Wochen ausheilen muss, kann ich bei Einsatz der SFS120 noch in derselben oder der Folgesitzung die Abformung vornehmen. Die Patienten nehmen den Eingriff gar nicht als unangenehme OP, sondern nur als kleine Korrektur wahr. Die Instrumentenspitze ist ganz kontrolliert und gezielt einsetzbar. Mir gefällt dieses minimalinvasive Prinzip!“

Tipps aus der Praxis

Die rote Ästhetik im Rahmen einer chirurgischen Kronenverlängerung erfordert die Einhaltung bzw. Schaffung der biologischen Breite. Die klassische Osteoplastik stellt einen relativ invasiven Vorgang dar. Deshalb ist die SFS120 mit ihrem minimalinvasiven Eigenschaften auch in Praxen so beliebt. Dr. Kianusch Yazdani, Münster: „Wir arbeiten seit 15 Jahren mit den Schallinstrumenten der SonicLine. Durch die Schalltechnologie kann die Invasivität an der Gingiva deutlich minimiert werden. Nach Messung der Taschentiefe mit der Parodontalsonde erfolgt die Korrektur/Reduzierung des Knochenverlaufs zirkumferent ohne Bildung eines Mukoperiostlappens. Der Knochen wird kontrolliert durch die speziellen Schallspitzen modellierend abgetragen. Diese besitzen unterschiedliche Abwinkelungen. Mit der schmalen und dünnen Schallspitze SFS120 mit dem fein auslaufenden abgerundeten Arbeitsende lässt sich der Knochen perfekt remodellieren, bis die biologische Breite erreicht ist. Druck, Intensität und Einstellungen lassen sich am Schallhandstück SF1LM (Komet) optimal steuern.

Die Feinkorrektur erfolgt im Modus 1 des SF1LM. Die feine Diamantierung der Schallspitze SFS120 am crestalen Arbeitsende lässt eine sehr gute Konturierung und Ausdünnung zu. Durch die Politur des Ansatzes sind Zahn und Gingiva geschützt. Dem Behandler stehen verschiedene Ansätze zur Verfügung. Falls die Arbeit in den approximalen Bereich führt, wählt man die um 90° gedrehte Ausführung SFS121 oder SFS 122. Alle Ansätze gibt es in zwei Größen bzw. Breiten; die feinere Größe dient eher der Konturierung und Ausdünnung des Knochens.“ Primär ist also die Erreichung der biologischen Breite entscheidend. Ebenso ist die prothetische Rehabilitation mit einer hohen Erfolgsprognose maßgebend.

Kronenverlängerung

Juli 2006: Nach sechs Monaten lagen stabile und gesunde parodontale Verhältnisse vor und die vollkeramische definitive Versorgung konnte inseriert werden. © Striegel/Schwenk

Doch jeder Zahnarzt weiß: Wenn man eine Technik nicht kennt, sieht man die Möglichkeiten auch nicht. So erging es auch Dr. Jürgen Benz, Bielefeld: „Heute bin ich einfach nur dankbar, dass ich meinen Patienten mit der SFS120 eine minimalinvasive Lösung anbieten kann und diese mit der entspannten Einstellung ‚Das machen wir mal eben mit!‘ praktiziere. Man muss sich die Schallspitzen wie eine abgeflachte Kugel vorstellen. Sie sind zum Zahn und auch zur Gingiva hin glatt poliert und nur am dünnen krestalen Ende diamantiert. Das erzeugt eine sehr effektive knöcherne Reduzierung und ich kann eine kontrollierte Osteoplastik am bukkalen Knochen vornehmen, ohne die Weichteile dabei zu traumatisieren. Nachdem ich die biologische Breite gemessen habe, erfolgt die Planung mittels Mock-up, Wax-up oder Schablone. Für den eigentlichen Eingriff zeichne ich mir den geplanten Verlauf mit wasserfestem Filzstift direkt auf die Gingiva. Nach der Gingivakorrektur nehme ich die Osteotomie durch leichtes Schwenken der Schallspitze nach mesial und distal vor. Der Griff zu den Schallspitzen geschieht in unserer Praxis inzwischen fast beiläufig, sie sind schnell auf alle gängigen Schallhandstücke gesteckt. Ehrlich gesagt, nehmen die Patienten die Maßnahme per Schall während der Behandlung fast nicht wahr. Wenn ich das Provisorium vorab vernünftig geplant habe, kann ich meinen Patienten gleich nach der Sitzung ein eindrucksvolles Ergebnis zeigen. Besonders wenn der Gingivaverlauf im Frontzahnbereich vorher extrem stufig war, fließen spätestens zu diesem Zeitpunkt oft die Freudentränen. Menschen, die nicht mehr daran glaubten, dass eine solche Ästhetik bei ihnen möglich ist, können jetzt wieder befreit lachen.“

Kronenverlängerung

2017: Nach elf Jahren immer noch ein ästhetisch ansprechendes Ergebnis © Striegel/Schwenk

Fazit

Ästhetik ist nicht einfach nur weiß – also nicht nur die beste Keramik vom fähigen Techniker. In vielen Fällen ist die rote Ästhetik entscheidend für den Behandlungserfolg, vor allem im sensiblen Frontzahnbereich. Durch minimalinvasives Vorgehen wie mit der SFS120–122 werden Narbenbildungen vermieden und parodontale Strukturen geschont.