Restaurative Zahnheilkunde

Abformtechniken im Fokus

Verschiedene Abformtechniken bieten sich im Rahmen einer prothetischen Rehabilitation des Ober- und Unterkiefers an: die Funktionsabformung, die Korrekturabformung und die Fixationsabformung. Wichtig dabei: Die verwendeten Materialien sollten aufeinander abgestimmt sein.


Panasil initial contact X-Light

Applikation von Panasil initial contact X-Light aus dem statischen Mischer direkt auf die vorbereitete Erstabformung © Kobisch


Die Patientin stellte sich mit einer vollkommen insuffizienten Oberkieferprothese in der Praxis vor. Nur durch einen stetigen Zungendruck gegen den Gaumen konnte die Prothese stabilisiert werden. Ohne Zungendruck löste sich die skelettierte Oberkieferprothese mit Lochplatte wegen der fehlenden Saugwirkung sofort von der Schleimhaut ab (Abb. 1). Für die Oberkieferversorgung wurde daher eine Vollprothese mit Ventilrand geplant. Auch die bestehende, bereits erweiterte Versorgung im Unterkiefer wurde als insuffizient bewertet (Abb. 2). Bei der Neuversorgung sollte die Unterkieferprothese mit Teleskopen auf dem Restzahnbestand 32, 31 und 43 verankert werden.

Die verschiedenen prothetischen Versorgungen im Unter- und Oberkiefer stellten unterschiedliche Anforderungen an die durchzuführenden Abformungen und Abformmaterialien. Bei der Wahl der Materialien entschieden wir uns für ein aufeinander abgestimmtes Abformsystem der Firma Kettenbach. Für die Funktionsabformung wählten wir das mittelfließende Produkt Identium Medium, um eine funktionelle Randgestaltung der Oberkieferprothese zu ermöglichen. Die genaue Erfassung der infragingival liegenden Präparationsgrenzen der präparierten Unterkieferfrontzähne sollte durch die Verwendung von Panasil binetics Putty Fast und Panasil initial contact X-Light in der Korrekturabformtechnik sichergestellt werden. Die höhere Härte von Identium Medium in Verbindung mit der hohen Präzision von Iden‧tium Light nutzten wir schließlich für die Fixa‧tionsabformung in der Doppelmischtechnik. Abschließend erfolgte die Verschlüsselung der Bissnahme mit Futar Fast.


1. Funktionsabformung OK

Auf dem Funktionslöffel wurden drei Stopps auf der Kieferkammmitte angebracht, um eine gleichmäßige Schichtdicke des Abformmaterials sicherzustellen. Für einen perfekten Halt zwischen dem Kunststofflöffel und dem Vinyl‧siloxan‧ether wurde der Haftlack Identium Adhesive gleichmäßig auf die Kunststoffbasis aufgetragen (Abb. 3). Der Funktionslöffel konnte anschließend aus der komfortablen Großkartusche mit Identium Medium befüllt und die Funktionsabformung durchgeführt werden (Abb. 4). Die Verarbeitungszeit beträgt zwei Minuten bei 23° C. Intraoral härtet das Material bei 35° C in 2,5 Minuten aus und die Abformung ließ sich danach einfach entnehmen.

2. Korrekturabformung UK

Im Unterkiefer erfolgte zunächst die Präparation des Restzahnbestands zur Aufnahme von Teleskopkronen. Zur besseren Darstellung der Präparationsgrenzen wurden danach in Orbat getränkte Retraktionsfäden in den Sulkus eingebracht.

Der Sulkus konnte so geöffnet und eine relative Blutstillung erreicht werden (Abb. 5). Mit zusätzlichen Watterollen wurde das Präpara‧tionsgebiet trocken gelegt. In den mit einem VPS-Haftlack vorbehandelten Rimlocklöffel konnte das Löffelmaterial Panasil binetics Putty Fast aus der Großkartusche homogen eingebracht werden (Abb. 6). Durch einen leichten Gegendruck beim Einbringen in den Löffel löst man die Strangform, die durch die gewünschte hohe Putty-Viskosität entsteht, auf und verhindert Lufteinschlüsse. Die Stümpfe wurden mit dem Luftbläser trocken gepustet und der Löffel wurde im Mund platziert.

Für diesen Vorgang ist die Verarbeitungszeit von 1,5 Minuten vollkommen ausreichend. Nach 2,5 Minuten wurde der Rimlocklöffel mit der Vorabformung aus dem Mund des Patienten entfernt und überschüssiges Material im Mundboden- und dorsalen Randbereich zurückgeschnitten. Im Anschluss erfolgte die Reposition im Mund. Erst nach Überprüfung der Vorabformung im Mund begannen wir mit der Korrekturphase. Es erfolgte die Entfernung der Retraktionsfäden und anschließend die Trocknung der Stümpfe. Das extradünn fließende hydrophile Panasil initial contact X-Light wurde zunächst blasenfrei in die Vorabformung appliziert (Abb. 7). Das gleiche Material wurde anschließend aus dem statischen Mischer mit aufgesetztem Intraoral Tip im Sulkus von zervikal nach koronal appliziert. Dabei soll die Spitze des Tips immer im Material verbleiben, um Lufteinschlüsse zu vermeiden (Abb. 8).

3. Fixationsabformung UK

Nach einer Woche erfolgten die Anprobe der Primärteleskope und die Bissnahme. Zunächst erfolgte das Anpassen der beiden Wachsschablonen. Nachdem die Bisshöhe eingestellt war, wurden die beiden Schablonen mittels Futar Fast verschlüsselt. Dafür wurde Futar Fast mithilfe der Applyfix Dosierpistole und eines statischen Mischers auf die Unterkiefer-Bissschablone gleichmäßig appliziert, und der Patient biss für eine Minute zu (Abb. 10). Danach ließen sich die verschlüsselten, vorbereiteten Wachs-Bissschablonen leicht entfernen. Auf den individuellen Löffel brachten wir in den beiden dorsalen Dritteln jeweils einen Kerr Stopp an und probierten den Sitz des Löffels. Danach wurde das spezielle Identium Adhesive aufgetragen. Damit erhält man eine perfekte Haftung des Vinylsiloxanethers auf der Kunststoffbasis des individuellen Löffels. Die Primärteleskope wurden mit Identium Light umspritzt. Auf den statischen Mischer wurde dafür zusätzlich ein Intraoral Tip aufgesetzt (Abb. 11). Zeitgleich erfolgte das Einbringen des Vinylsiloxan‧ethers Identium Medium in mittlerer Konsistenz aus dem Misch- und Austraggerät in den individuellen Löffel. Die Verarbeitungszeit beträgt zwei Minuten, und die Aushärtung erfolgt innerhalb von 1 Minute und 20 Sekunden. Die Entnahme der Abformung ist wesentlich angenehmer als bei Polyätherabformmassen, die eine geringere Elastizität besitzen.

Fazit

Für alle durchgeführten Abformtechniken stellten die verwendeten Materialien abgestimmte Systeme zur Verfügung. Die Patientin empfand die geschmacksneutralen Materialien als angenehm und die Abformungen ließen sich nach der Aushärtung leicht entnehmen. Trotz unvermeidbarer Restfeuchte in den Sulkusbereichen sorgte die Hydrophilie des dünnfließenden Korrekturmaterials für eine gleichmäßige Benetzung der Stumpfoberfläche. Das unter Druck sehr dünnfließende Panasil initial contact X-Light bleibt ohne Druck an Ort und Stelle und trägt damit zu einem hervorragenden Ergebnis bei (Abb. 9). Die Fließfähigkeit der beiden Vinylsiloxanether Identium Medium und Identium Light ist entsprechend ihrer Viskosität hoch, und dennoch zeigen sie eine hohe Standfestigkeit, wenn kein Druck auf die Materialien ausgeübt wird. Auch bei ihnen wurde die Mundentnahme sowohl von der Patientin als auch vom Behandler als angenehm empfunden. Abschließend konnte die prothetische Versorgung zur Zufriedenheit der Patientin eingegliedert werden (Abb. 12).