Prophylaxe

So funktioniert moderne Biofilmkontrolle

Die regelmäßige Entfernung der Beläge zu Hause und in der Praxis stellt nach wie vor die zentrale Maßnahme zur Gesunderhaltung der Zähne dar. Denn in nur einem Milligramm dentaler Plaque verbergen sich mehr als 200 Millionen Bakterien.



In den letzten Jahren wird der Prophylaxe sowohl in professioneller als auch in häuslicher Hinsicht ein steigender Stellenwert beigemessen. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Zum Beispiel setzt der allgemeine Trend zu schonenden, minimalinvasiven Therapiekonzepten in der Praxis konsequenterweise auch die Förderung von „Kontroll- und Inspektionsmaßnahmen“ sowie eine konsequente Nachsorge nach parodontologischen, implantologischen oder prothetischen Behandlungen voraus – schließlich werden damit die Vorhersagbarkeit und der Langzeiterhalt restaurativer Behandlungen in der Zukunft verbessert.

Auf häuslicher Seite ist die wachsende Aufmerksamkeit gegenüber der täglichen Oralprophylaxe ebenfalls nachvollziehbar: Gestiegenes Gesundheitsbewusstsein allgemein und der fest etablierte Wunsch nach einem attraktiven Erscheinungsbild inklusive strahlender Zähne zählen ebenso dazu wie auch die drohenden Folgekosten für den Patienten im Fall einer mangelhaften Mundhygiene.

Die Forschung legt vor

Plaque, heute wird zunehmend von Biofilm gesprochen, ist in den letzten Jahren verstärkt Gegenstand wissenschaftlicher Forschung geworden. Schließlich stellt die Entfernung der Beläge bzw. die Kontrolle des Biofilms nach wie vor die zentrale Maßnahme zur Gesunderhaltung der Zähne dar. Umso wichtiger ist es, das „Wesen“ der Plaque zu verstehen. Diese ist, Forschungsergebnissen zufolge, sehr viel komplexer aufgebaut, als es selbst Experten erwartet hätten. Aktuell geht man davon aus, dass sich in einem Milligramm dentaler Plaque rund 200 Millionen Bakterien aus bis zu 500 verschiedenen Arten verbergen.

Dazu kommunizieren und interagieren diese Mikroorganismen im Biofilm miteinander – Plaque ist also keineswegs eine statische Ablagerung auf den Zahnoberflächen, sondern vielmehr eine sich dynamisch verändernde, lebendige Materie. Im Zuge der Reifung des Biofilms verschiebt sich das ökologische Gleichgewicht in ihm hin zu einem verstärkten Auftreten pathogener Bakterien.

Die Praxis hält Schritt

Gegen die krank machende Wirkung der Plaque werden Gegenmaßnahmen ergriffen. Zu Hause verwendet der Patient dazu Zahnbürste und Zahncreme und in der zahnärztlichen Praxis erfolgt die regelmäßige „Inspektion“ der Mundgesundheit. Dafür stehen neben lang bewährten diagnostischen Parametern wie klinische Befunde, Sondierungstiefen, Entzündungsparameter, Hygienestatus etc. auch neue innovative Verfahren zur Verfügung – dazu gehören unterschiedliche mikrobiologische Testverfahren, genetische Diagnostik und Entzündungsdiagnostik mithilfe der Bestimmung der MMP8 (Matrixmetalloproteasen).

Eine professionelle Zahnreinigung kann empfehlenswert sein, sollte aber durch eine entsprechend auf das Individuum abgestimmte Diagnostik begleitet sein. Der therapeutische Nutzen wird vor allem durch die Situation des Patienten bestimmt. Ein parodontologisch behandelter Patient braucht eine andere Nachsorge als z. B. konventionell prothetisch oder implantologisch versorgte Patienten. Ob die Reinigung der Zähne inklusive der erreichbaren Wurzeloberflächen wirklich notwendig erscheint, lässt sich erst nach einer gründlichen Inspektion (Diagnostik) entscheiden. Üblicherweise werden bei der PZR die Zahnoberflächen mittels Ultraschall, Pulverstrahl (Airflow) und/oder mechanischer Instrumente gereinigt. Es folgen Politur und Fluoridierung und eventuell medikamentöse Einlagen zum Schluss. Welche Maßnahmen im Rahmen der Reinigung konkret ergriffen werden, orientiert sich an der individuellen Situation. Die wissenschaftliche Datenlage zeigt auch, dass maschinelle Verfahren zur PZR und manuelle Behandlung hinsichtlich ihrer Effizienz gleichwertig sind.

Eine professionelle Zahnreinigung kann beispielsweise durch weitere neue Therapieverfahren ergänzt und/oder begleitet werden. Sowohl in der parodontologischen Nachsorge als auch bei prothetisch und implantologisch versorgten Patienten gibt es inzwischen eine stabile Datenlage für die photodynamische Therapie (aPDT von Helbo). Neuere Stu‧dien zeigen z. B. bei beginnender Periimplantitis, dass die photodynamischen Therapie die gleiche Effizienz aufweisen kann wie eine lokale Antibiose [1]. Als begleitende Maßnahme bei der nichtchirurgischen Therapie konnten ebenfalls signifikant bessere Ergebnisse erreicht werden [2].

Patientencompliance

Trotz aller Vorsorgemaßnahmen in der Praxis gilt freilich weiterhin: Ohne die engagierte Mitarbeit des Patienten ist auf Dauer kein zufriedenstellender Mundhygienestatus zu erreichen. Konkret heißt das, dass auch weiterhin auf Zahnbürste und Zahncreme vertraut werden muss. Schon die Auswahl der passenden Hilfsmittel spielt hier eine wichtige Rolle. Schließlich steht dem Patienten inzwischen eine breite Vielfalt unterschiedlicher Produkte zur Verfügung. Und so wie er durch individuell auf ihn abgestimmte Maßnahmen in der Praxis unterstützt wird, sollte er auch eine „maßgeschneiderte“ Pflege am heimischen Waschbecken durchführen. In beiden Bereichen gilt schließlich: Oralprophylaxe ist Präzisionsarbeit.

Der vermehrte Griff zur elektrischen Zahnbürste belegt den wachsenden Wunsch nach einer gründlichen und schonenden Mundhygiene zu Hause. Immerhin bietet die elektrische Mundpflege Vorteile gegenüber der manuellen. Insbesondere die überlegene Reinigungsleistung von Modellen mit oszillierend-rotierender bzw. oszillierend-rotierender und pulsierender Reinigungstechnologie (3D-Putzsystem) ist durch klinische Studien und Meta-Analysen klar belegt [3, 4]. Sie lässt dabei auch die inzwischen ebenfalls weit verbreitete sogenannten Schalltechnologie hinter sich, wie eine zwölfwöchige klinische Studie [5] aus dem Jahr 2012 beweist. Wie in der zahnärztlichen Praxis gilt auch für die häusliche Oralprophylaxe, dass sie immer mehr zur Präzisionsarbeit wird. Elektrische Zahnbürsten verfügen dazu je nach Ausführung über spezielle Extras. Diese reichen von verschiedenen Timerfunktionen, die zur ausreichend langen Reinigung insgesamt und systematisch pro Kieferabschnitt motivieren, über visuelle und sensitive Andruckkontrollen zur zuverlässig sanften Pflege bis zu einem separaten Display, das Feedback in Echtzeit aus dem Mundraum gibt (z. B. Oral-B Triumph 5500 mit SmartGuide). Dazu kann der Patient unter verschiedenen indikationsgerechten Reinigungsmodi und Aufsteckbürsten wählen.

Ergänzend zur Zahnbürste kommt Zahncreme zum Einsatz. Sie unterstützt, das belegt die Forschung, maßgeblich die mechanische Biofilmkontrolle. Dazu stehen inzwischen auch fortschrittliche Varianten mit Zinnfluorid (SnF2) und Natriumhexametaphosphat (NHMP) zur Verfügung – erst durch die besondere Formulierung dieser neuen Zahncreme-Generation konnten die überlegenen kariesprotektiven, antimikrobiellen und desensibilisierenden Vorteile von Zinnfluorid ohne Nebenwirkungen erschlossen werden. Und wie bei der elektrischen Mundpflege kann auch bei diesen modernen „Hightech“-Zahncremes (z. B. Oral-B/blend-a-med PRO-EXPERT) unter indikationsgerechten Ausführungen etwa für hypersensible Zähne oder zur Zahnaufhellung gewählt werden.

Ausblick

Neben Zahnbürste und Zahncreme kommen schließlich – am besten nach Empfehlung und idealerweise auch nach Instruktion durch die Praxis – noch zusätzliche häusliche Pflegeprodukte wie Zahnseide, Interdentalbürstchen oder Mundspüllösungen zum Einsatz. Wie oben beschrieben, ergänzen eine regelmäßige Inspektion und ggf. Folgemaßnahmen in der Praxis die Biofilmkontrolle. Und die Entwicklung schreitet weiter voran. Es bleibt dabei abzuwarten, inwieweit eventuelle neue Optionen wie zum Beispiel Impfungen die Prophylaxe der Zukunft beeinflussen werden.

 Dr. Ralf Rößler
studierte Zahnmedizin in Hannover und Gießen und ist seit Juni 2004 in einer Gemeinschaftspraxis (Prof. Dr. Dhom und Partner, Ludwigshafen/Rhein) niedergelassen. Seine Tätigkeitsschwerpunkte liegen in der plastisch-ästhetischen und regenerativen Parodontalchirurgie, Implantologie (DGI) und Prophylaxe.
Kontakt: dr.ralf.roessler@t-online.de

5. Oral-B Symposium

Dr. Ralf Rößler moderiert am 21. März 2014 in Frankfurt am Main das 5. Oral-B Symposium unter dem Motto „Biofilm-Management – Schlüssel zur Mundgesundheit“. Renommierte Experten berichten dort von den aktuellen Entwicklungen der Biofilmkontrolle sowohl aus professioneller als auch aus häuslicher Sicht.
Infos auf www.oralbsymposium.de.