PZR: Remineralisieren nach Instrumentieren
Die Professionelle Zahnreinigung (PZR) stellt einen Eckpfeiler der Prophylaxe dar. Sie kann jedoch mikros‧kopische Schäden an den Zähnen hinterlassen. Die Verabreichung einer hydroxyapatithaltigen Paste in derselben Sitzung im Anschluss an die PZR verspricht Abhilfe und ist durch ein Fundament wissenschaftlicher Veröffentlichungen untermauert.
Was wirkt, kann Nebenwirkungen haben. So verhält es sich auch mit einer Professionellen Zahnreinigung und möglichen mikroskopischen Rissen auf der Zahnoberfläche. Wie lassen sich diese wieder beseitigen? Nachdem sich Hydroxyapatit in Japan bereits seit den 1980er Jahren bei der Remineralisierung von Zahnhartsubstanz und als anerkannter Anti-Karies-Wirkstoff (mHAP) bewährt hatte, verfolgten Forscher den folgenden Ansatz: Durch die Applikation von Hydroxyapatit direkt nach der PZR, das heißt in derselben Sitzung, könnten die betroffenen Zähne sofort remineralisiert und ihr ursprünglicher Zustand wiederhergestellt werden.
Nach PZR Zahnschmelz wieder aufbauen
Vor allem japanische Wissenschaftler haben diese Strategie über die vergangenen zwanzig Jahre konsequent verfolgt. Bereits 2004 veröffentlichten Nishio et al1 dazu eine aussagekräftige In-vitro-Studie. Die Arbeitsgruppe polierte dazu extrahierte Frontzähne ohne Schädigungen mit einem in der PZR üblichen abrasiven Poliermittel. Anschließend wurden die Zähne mit einem speziellen, hydroxyapatitbasierten Mittel poliert (Professional Restorative Treatment Paste [PRTC], Sangi). Die Zahnoberflächen wurden zu drei unterschiedlichen Zeitpunkten untersucht, und zwar vor der In-vitro-PZR, nach der In-vitro-PZR und nach dem Polieren mit dem hydroxy‧apatitbasierten Mittel. Dabei kamen sowohl ein Rastersondenmikroskop (SPI4000, Seiko Instruments) als auch ein Rasterelektronenmikroskop (S-4500, HITACHI) zum Einsatz. Die Zahnoberflächen wiesen vor der In-vitro-PZR eine gewisse Rauheit auf. Diese ließ sich, wie die Forscher annahmen, auf Spuren vom Zähneputzen und andere übliche Abrasionen zurückführen. Nach der In-vitro-PZR waren die Oberflächen deutlich rauer, offenbar eine Schädigung durch die Maßnahme. Nach dem Polieren mit dem hydroxyapatitbasierten Präparat ähnelten die Oberflächen aber wieder stark dem ursprünglichen Zustand. Die Wissenschaftler schlossen daraus, dass das verwendete Mittel den Zahnschmelz nach der PZR wieder bis fast zu seinem ursprünglichen Zustand aufbauen kann.
Nach Bleaching Remineralisierung
Zahnaufhellungen mit Bleichmitteln können ebenfalls mikros‧kopische Schäden am Zahnschmelz verursachen, was zu Symptomen von Überempfindlichkeit führt. In einer klinischen Studie zum Bleichen von Zähnen verwendeten die Probanden (21 pro Gruppe) 14 Tage lang zweimal täglich ein Gel mit 7 % Wasserstoffperoxid, gefolgt von einer fünfminütigen Anwendung einer Nano-Hydroxyapatit-Paste (PRTC) oder einer Placebo-Paste. Probanden, welche die Nano-Hydroxyapatit-Paste anwendeten, berichteten während des Untersuchungszeitraums über ein signifikant geringeres Auftreten von Zahnempfindlichkeit als die Probanden, die die Placebo-Paste verwendeten2.
Bei einer Bewertung der Rauheit der Zahnoberfläche während derselben klinischen Studie3 stellten die Forscher fest: Nach zwei Wochen täglichem Bleichen mit demselben Gel, gefolgt von einer fünfminütigen Anwendung einer Nano-Hydroxyapatit-Paste (PRTC) oder einer Placebo-Paste, zeigten, im Vergleich zum Ausgangswert, Probanden in der Nano-Hydroxyapatit-Gruppe signifikant glattere Zahnoberflächen als die Probanden in der Placebo-Gruppe. Die Forscher kamen auch zu dem Schluss, dass die Wiederherstellung von Oberflächendefekten nach dem Bleichen in der Nano-Hydroxyapatit-Gruppe zur Linderung der beobachteten bleachingbedingten Überempfindlichkeit beitrug.
Diese Ergebnisse wurden durch eine frühere In-vitro-Studie4 bestätigt. Sie zeigte, dass die Nachbleichbehandlung extrahierter menschlicher Zahnproben unter Verwendung der PRTC-Paste die Schmelzglätte bis auf fast ihren ursprünglichen Zustand vor dem Bleichen wiederherstellt.
Remineralisierende Pflege-Creme mit hoher Hydroxyapatit-Konzentration
Auf der Basis dieser und verschiedener anderer Studien, die in dieselbe Richtung weisen, wurde eine remineralisierende Pflege-Creme mit einer hohen Hydroxyapatit-Konzentration eigens für die professionelle Anwendung nach der PZR und anderen professionellen Behandlungen, zum Beispiel der Entfernung orthodontischer Apparaturen, entwickelt (Apapro, Sangi). Denn die mit kieferorthopädischen Maßnahmen möglicherweise einhergehenden Demineralisierungen (Stichwort: White-Spot-Läsionen) lassen sich ebenfalls durch Hydroxyapatit-Anwendung zurückführen. In allen Fällen geht es um die Wiederherstellung von mikroskopisch geschädigtem und demineralisiertem Zahnschmelz.
Die Applikation der Pflege-Creme auf die Zähne erfolgt direkt im Anschluss an die Behandlung, ganz nach der Maßgabe der Wissenschaftler, entweder mit einem langsam rotierenden Gumminapf oder – in Fällen, in denen eine Oberflächenreparatur besonders notwendig ist – mit einer Schiene. Diese eignet sich danach auch für den Einsatz in der häuslichen Mundpflege. Der Zahnarzt sollte den Patienten mit einer speziell angefertigten Schiene ausstatten und Anweisung zur Anwendung geben.
Die Anwendung der hydroxyapatithaltigen Pflege-Creme im häuslichen Badezimmer erfolgt zusätzlich zu den üblichen Mundpflegeroutinen, am besten abends vor dem Schlafengehen. Wenn der Patient den Wirkstoff mHAP auch als Bestandteil seiner Zahnpasta verwenden möchte, kann der Zahnarzt ihm dafür zwei Produktlinien empfehlen (Apadent, Apagard, Sangi).