Praxisleitfaden

Diagnose und Behandlung von Malokklusion

Die Malokklusion als potenzielle Ursache von vielen gesundheitlichen Problemen muss stärker ins Blickfeld gerückt werden. So lautet die Schlussfolgerung einer Arbeitsgruppe von zwölf Klinikern und Forschern aus sechs europäischen Ländern – Dänemark, Finnland, Frankreich, Deutschland, Italien und Großbritannien. Im Januar 2020 trafen sich die Experten in Amsterdam, um bewährte Verfahren zur Diagnose und Behandlung von Malokklusionen zu diskutieren. Das Ergebnis: Ein Best Practice-Leitfaden für Allgemeinzahnärztinnen und -zahnärzte.


Malokklusion

Abb. 1 Die Diagnose und Behandlung von Malokklusionen erfordern nach Auffassung der Runde einen ganzheitlichen Behandlungsansatz. © Align


Malokklusionen können vorzeitigen Verschleiß, Zahnverlust sowie Zahnfleischerkrankungen verursachen und den Bakterienbefall erhöhen, wie mehrere Studien belegen [27,32]. Eine systematische Recherche [33] ergab eine Korrelation zwischen bestehender Malokklusion und Parodontitis. Neben ästhetischen Beeinträchtigungen werden auch funktionelle Probleme festgestellt. Sogar ein Zusammenhang zwischen schlechter Mundgesundheit und Herzerkrankungen werde vermutet, [17, 21] warnte die Arbeitsgruppe.

Werden Malokklusionen behandelt, kann sich die mundbezogene Lebensqualität der Betroffenen signifikant verbessern[16, 15]. Die Behandlung von Zahnfehlstellungen wie das Begradigen von Zähnen und das Vermeiden von Engständen sollte daher ein zentraler Bestandteil der Planung und Durchführung einer umfassenden zahnärztlichen Versorgung werden, fordern die Experten. Das helfe, die Okklusion zu stabilisieren und gesundheitliche Probleme zu vermeiden, was sich zudem auch positiv auf die Langzeitprognose restaurativer Behandlung auswirke [13, 22]. „Malokklusion als Ursache von Gesundheitsproblemen muss stärker ins Blickfeld gerückt werden, damit sie besser behandelt werden kann, was zu einer besseren Mund- und Allgemeingesundheit führt“, lautet die Schlussfolgerung der Amsterdamer Arbeitsgruppe. Zahnärztinnen und Zahnärzte müssten in der Lage sein, umfassende orale Beurteilungen einschließlich kieferorthopädischer Untersuchungen durchzuführen und Patienten klinische Empfehlungen geben zu können[5]. Nur nach umfassender Aufklärung könnten Patientinnen und Patienten nachvollziehen, dass auch die Okklusion Teil ihrer Mundgesundheit ist und eine wichtige Rolle für ihr Wohlbefinden spielt. Die Diagnose und Behandlung von Malokklusionen erfordern nach Auffassung der Runde einen ganzheitlichen Behandlungsansatz einschließlich Berücksichtigung der Zahnbewegung. Allgemeinzahnärztinnen und -zahnärzte sollten entsprechend geschult werden.

Vorteile der Invisalign Behandlung für Patientinnen und Patienten
  • Anders als bei festen Zahnspangen [40] sind die Bekämpfung von Plaques und die Reinigung mit Zahnseide leichter.
  • Die Aligner können herausgenommen werden. Das erleichtert die Zahnreinigung und senkt das Risiko von Karies oder einer Zahnentkalkung.
  • Die Invisalign Behandlung bietet vorhersagbarere Ergebnisse [39]
  • Der digitale Behandlungsplan ermöglicht es den Patienten, den Behandlungsablauf und die vorhergesagten Ergebnisse zuvisualisieren [34, 39].
  • Transparente Aligner sind diskret und komfortabel.
  • Wenn Patienten ihre Aligner 20 bis 22 Stunden am Tag tragen, machen sie sich mehr Gedanken über ihre Zähne, washäufig zu besserer Zahngesundheit führt [41].
  • Kontinuität der Behandlung

Quelle: Forscher und Kliniker des Amsterdamer Gipfeltreffens

Hohe Behandlungsbereitschaft

Die Arbeitsgruppe geht von einer hohen Behandlungsbereitschaft der Patientinnen und Patienten aus. Bereits heute seien mehr Patienten als je zuvor bereit, sich einer kieferorthopädischen Behandlung zu unterziehen, von Teenagern bis zu Menschen über 80 Jahren [6]. Laut der American Association of Orthodontists ist jeder vierte behandelte Patient ein Erwachsener. Aber: Feste Zahnspangen lehnten Erwachsene nach wie vor ab, so die Experten [Originalpublikation].

Alternative zu Brackets und Co.

Dank der Fortschritte bei der Clear Aligner-Therapie gebe es nun eine minimalinvasive Alternative zu herkömmlichen festen Zahnspangen [12], unterstrichen die Experten. Die Aligner-Therapie in Kombination mit anderen restaurativen Verfahren, wie z. B. Implantaten, kosmetischen Aufbauten oder Micro-Air-Abrasion, Veneers und Bleaching, stoßen ihrer Erfahrung nach auf eine hohe Patientenakzeptanz.

Vorteile der Invisalign Behandlung für Zahnärztinnen und Zahnärzte

Das Invisalign System

  • Ermöglicht es Zahnärzten, die immer anspruchsvoller werdenden Erwartungen der Patienten zu erfüllen, indem sie Alternativen zu traditionellen Behandlungen anbieten können, zum Beispiel feste Zahnspangen [4]
  • Kann in die Behandlungspläne integriert werden, die den Patienten dabei helfen, ihren Behandlungsablauf zu visualisieren
  • Bietet Zahnärzten die Präzision und Kontrolle, um besser vorhersehbare Ergebnisse zu erzielen [39]
  • Ermöglicht es Zahnärzten zu steuern, wie viel Kraft eingesetzt wird und welche Zähne bewegt werden sollen sowie die Zeit der Sequenzierung zu bestimmen [siehe Originalpublikation]
  • Bietet Zahnärzten eine geeignete Option für Patienten mit einem hohen Risiko für Karies oder Zahnfleischerkrankungen, die von einer verbesserten Mundhygiene profitieren würden [40]
  • Erleichtert die Wiederbefestigung des parodontalen Bandes (PDL) [siehe Originalpublikation]
  • Bietet Zugang zu Aufklärung mit einem klaren Schulungsfahrplan, einschlägiger klinischer Weiterbildung und Unterstü

Quelle: Forscher und Kliniker des Amsterdamer Gipfeltreffens

Scan mit enormer Wirkung

Mithilfe einer 3D- oder 5D-Visualisierung der Zähne per Intraoralscanner können die Behandlerinnen und Behandler die Auswirkungen einer anhaltenden Abnutzung aufgrund einer Malokklusion veranschaulichen und beim Patientengespräch zur Unterstützung entsprechende Bilder einsetzen. Die Okklusion sei ein dynamischer Prozess, Zähne bewegten sich lebenslänglich. Das müssten Patienten nachvollziehen und verstehen können. Eine anschauliche und intensive Patientenaufklärung stärke letztlich auch die Patientenbindung [25]. Die Patientenaufklärung gelingt nach Ansicht der Arbeitsgruppe am besten im Team. Wichtig sei es, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entsprechend ihrer Stärken einzusetzen [11,26]. So sollten besonders kommunikationsfähige Praxismitarbeiterinnen und -mitarbeiter in die Patientenaufklärung einbezogen werden. Zum Beispiel könne eine Zahnärztin bzw. ein Zahnarzt zehn Minuten selbst mit einem Patienten sprechen und dann einen Behandlungskoordinator beauftragen, den Rest des Gesprächs zu übernehmen. Wichtig sei es, die Okklusion bei jeder Routineuntersuchung zu überwachen und die Befunde mit den Patienten zu besprechen.

Malokklusion

Abb. 2 Wichtig ist es, die Okklusion bei jeder Routineuntersuchung zu überwachen und die Befunde mit den Patienten zu besprechen © Align

Fazit zur Malokklusion

Der Malokklusion kommt nach Auffassung der Experten eine ganz entscheidende Bedeutung hinsichtlich der Patientenbeurteilung, -behandlung und Bereitstellung einer ganzheitlichen Zahnheilkunde zu [27], die Patientinnen und Patienten anschaulich erklärt werden müsse. Die Arbeitsgruppe empfiehlt deshalb, die Definition einer Malokklusion sowie die Beschreibung minimalinvasiver Behandlungen, einschließlich der Verwendung transparenter Aligner, in allen Sprachen, insbesondere online, zu überprüfen und zu verbessern. Ziel müsse die frühzeitige Korrektur von Malokklusionen sein: „Die Behandlung ist dann planbarer und erzielt bessere Ergebnisse, auch durch kostengünstigere Optionen für den Patienten.“ Die Arbeitsgruppe war sich einig, dass Zahnbewegungen die erste Stufe einer ganzheitlichen/restaurativen Behandlung sind und dass die Aligner-Therapie die beste Wahl für Patienten ist, bei denen das Risiko von Karies oder Parodontitis besteht. Die Arbeitsgruppe empfahl, dass Zahnärzte Zahn- oder Zahnfleischprobleme nicht isoliert behandeln, sondern den Mund des Patienten ganzheitlich betrachten sollten. Eine entsprechende Ausbildung in Behandlungsplanung sollte sie dabei unterstützen, sich auf die endgültigen Behandlungsergebnisse zu konzentrieren.

Gipfeltreffen „Malokklusion“
  • Im Januar 2020 traf sich eine Gruppe von zwölf Klinikern und Forschern aus Dänemark, Finnland, Frankreich, Deutschland, Italien und Großbritannien, um bewährte Verfahren zurDiagnose und Behandlung von Malokklusionen zu diskutieren. Für Deutschland waren die Aligner-Experten ZA Jan Kurtz-Hoffmann, Leipzig, und Dr. Mark T. Sebastian, München, dabei.
  • Ziel des „Gipfeltreffens“ war es, eine Art Praxisleitfaden zu entwickeln, um Allgemeinzahnärztinnen und -zahnärzte anzuregen, ihre Anamnesegespräche um den Aspekt der Okklusion zu erweitern. Die Bedeutung von Prävention war während der eintägigen Diskussionen stets ein wichtiger Punkt. Das Gipfeltreffen wurde von Align Technology organisiert und finanziert. Die Teilnehmer erhielten ein Honorar. Weitere Infos unter https://www.invisalign-go.de/learning
Originalpublikation

The diagnosis and treatment of malocclusion; Best practice statement. Arising from a summit of key opinion leaders Amsterdam January 10, 2020. Alle Fußnoten beziehen sich direkt auf die Veröffentlichung.

Hinweis: Dieser Beitrag wurde mit freundlicher Unterstützung von Align Technology anhand des Protokolls des Gipfeltreffens angefertigt.