Prognose von Zähnen
Die Prognose von Zähnen ist ein viel diskutiertes Thema nicht nur im Bereich der Parodontologie. Dabei gehen die (Lehr-)Meinungen oft weit auseinander beziehungsweise werden kontrovers diskutiert.
Viele Behandler kennen prognostische Einschätzungen noch aus ihrer Zeit an der Hochschule; doch sind diese prognostischen Einschätzungen heute noch aktuell?
Welche Typen von Prognose gibt es? Wann sollte eine prognostischen Einschätzung der Zähne und des Parodonts erfolgen? Von welchen Faktoren ist eine solche Prognose abhängig?
Privatdozent Dr. Stefan Fickl hat sich in seiner aktuellen Publikation im Dental Online College mit diesem Thema umfangreich auseinandergesetzt. Dabei diskutiert er, welche Befunde und Modelle des Patienten zu Behandlungsbeginn vorliegen sollten und welche Aussagekraft diese Parameter letztlich für die klinische Relevanz besitzen. Häufig ist die prognostische Einschätzung von der Erfahrung des Behandlers abhängig. Um diese persönliche Erfahrung zu erweitern, bespricht Fickl die in diesem Zusammenhang wichtigsten Publikationen der vergangen Jahre und zeigt, wie es gelingt, den Parameter Zahnverlust richtig zu interpretieren.
Oberste Priorität: Erhalt der geschlossenen Zahnreihe
Generell wird zwischen einer initialen und einer tatsächlichen Prognose unterschieden. Dabei ist immer zu bedenken, dass sich letztlich beide Prognosen in großen Teilen decken sollten. Fickl stellt in seinem Beitrag auch vor, wie man eine falsche initiale Prognose umgehen kann, um somit keinen unnötigen prothetischen Behandlungsbedarf zu generieren.
Oberste Priorität sollte zunächst immer der Erhalt der geschlossenen Zahnreihe haben, da hierdurch vorläufig die prothetische Notwendigkeit umgangen werden kann.
Schaut man sich aktuelle Literatur an, so fällt auf, dass zahlreiche Autoren dafür plädieren die Prognose erst später zu stellen, um einerseits zu ermöglichen, das erste Zusammentreffen zwischen Zahnarzt und Patient erfreulicher zu gestalten und auf der anderen Seite Patientenfaktoren wie beispielsweise die Heilungstendenz besser in die individuelle Prognose integrieren zu können. Notgedrungen muss bei der Prognose auch zwischen einwurzligen und mehrwurzligen Zähnen unterschieden werden. Dabei spielt auch die Höhe des Wurzelstocks eine nicht zu verachtende Rolle.
Fazit
Werden alle diese Parameter richtig interpretiert, gelingt es dem Behandler, eine sehr gute Prognose zu stellen, diese gegenüber dem Patienten auch fundiert begründen zu können, um so die folgende prothetische Notwendigkeit geplant und langzeitstabil durchführen zu können.
Dr. Marus Bechtold studierte Zahnmedizin in Würzburg und ist seit 2009 Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie in Würzburg und Prüfarzt für klinische Studien. 2011 begann er als Redakteur und Referent beim Dental Online College, seit 2012 ist er Chefredakteur.