Parodontitis: Grenzen der modernen Therapie
Mehr eigene Zähne auch im hohen Alter erhöhen das Parodontitisrisiko. Grund genug, sich damit auseinanderzusetzen, was die moderne Parodontitistherapie leisten kann – und was zu tun ist, wenn sie allein nicht mehr ausreicht. Welche Zähne lassen sich erhalten, welche nicht?
Lange Zeit war eine Parodontitis‧erkrankung gewissermaßen das Todesurteil für die von ihr betroffenen Zähne. Heutzutage ist ein parodontal erkrankter Patient aber glücklicherweise längst kein hoffnungsloser Fall mehr. Vielmehr ist es so, dass mittlerweile einem großen Teil von ihnen die Extraktion erspart bleibt. Dazu haben sowohl die verbesserten Möglichkeiten der modernen Parodontitistherapie als auch die Fortschritte auf dem Gebiet der häuslichen Mundhygiene beigetragen.
So kann der Behandler heute beispielsweise auf minimalinvasive Techniken und adjuvant angewendete mikrobielle Substanzen zurückgreifen, während der Patient etwa mithilfe elektrischer Zahnbürsten mit oszillierend-rotierendem Putzsystem seinen Beitrag zu einem effektiven Biofilmmanagement leisten kann. Beide Seiten, Patient und Zahnarzt, haben somit in den vergangenen Jahren neue Technologien an die Hand bekommen, mit denen sich die Erfolgsquote moderner Parodontitisbehandlungen positiv beeinflussen lässt.
Erfolgsquoten in der Parodontitistherapie
Was jedoch ist genau gemeint, wenn man im Zusammenhang mit der Parodontitistherapie von Erfolgen und Erfolgsquoten spricht? Grundsätzlich lässt sich sagen, dass es parodontal erkrankten Patienten in erster Linie um den Erhalt ihrer Zähne geht. Dementsprechend gilt es zunächst zu klären, bis zu welchem Grad sich von einer Parodontitis betroffene Zähne erhalten lassen. Im Anschluss daran muss danach gefragt werden, welche Techniken dafür zur Verfügung stehen, wie gut bzw. wie traumatisch sie sind und was sich an ihnen gegebenenfalls verbessern lässt – insbesondere bei Zähnen mit Furkationsbeteiligung ist noch einiges Verbesserungspotenzial vorhanden.
Bei allen Fortschritten, die die Parodontaltherapie in den vergangenen Jahren gemacht hat, gibt es aber immer noch jene Fälle, in denen sie an ihre Grenzen stößt. Dann scheint der Griff zum Implantat das Mittel der Wahl zu sein. Bei Parodontitis‧patienten ist dies aber mit einem gewissen Risiko verbunden, da die Wahrscheinlichkeit, dass sich bei ihnen eine Periimplantitis entwickelt, höher ist. In diesem Kontext stellt sich ebenfalls eine Reihe von Fragen: Können überhaupt Implantate gesetzt werden? Welche Voraussetzungen müssen dafür gegeben sein? Auf welches System kann dabei zurückgegriffen werden? Letztere Frage zielt weniger auf ein bestimmtes Implantatsystem eines konkreten Herstellers ab, sondern vielmehr auf die Fähigkeit, ein geeignetes System zu erkennen. Kurzum: Der Behandler sollte sein Implantat genau kennen und sich über Punkte wie die Oberflächenrauigkeit oder die Reversibilität im Klaren sein.
Mit der Frage nach der langfristigen professionellen Betreuung eines Paro- und Implantatpatienten kommt ein weiterer entscheidender Aspekt hinzu. Schließlich ist der Paropatient an sich bereits ein „Patient auf Lebenszeit“. Die Implantation stellt einen zusätzlichen langfristigen Faktor dar, den es bei der Behandlungsplanung zu berücksichtigen gilt. So muss das oberste Ziel sein, periimplantäre Erkrankungen wie z. B. Periimplantitis zu vermeiden oder früh zu erkennen, denn die therapeutischen Möglichkeiten sind bei diesen „Implantat‧erkrankungen“ häufig nur unzureichend.
Fazit
Mit Blick auf die Parodontitis verbergen sich hinter der vermeintlich einfachen Frage „Welche Zähne können wir erhalten, welche eher nicht?“ viele klärungsbedürftige Faktoren, die für nahezu jeden Zahnarzt von Interesse sind. Schließlich ist ein erheblicher Teil der Bevölkerung von parodontalen Erkrankungen betroffen. Die Wahrscheinlichkeit, sich mit dieser Problematik auseinandersetzen zu müssen, ist dementsprechend hoch. Auch wenn man selbst nicht das Implantat setzt, ist es doch von Vorteil, sich einen Überblick über die Möglichkeiten von Parodontologie und Implantologie verschafft zu haben, um im Fall der Fälle die nötigen Maßnahmen einleiten zu können.
Webinar zur Parodontitistherapie
Das Oral-B Webinar „Moderne Parodontitistherapie – Welche Zähne können wir erhalten, welche eher nicht?“ (18. Februar 2015, 18 Uhr) unter der Leitung von PD Dr. Stefan Fickl gibt Antwort auf die im Text formulierten Fragen und zeigt ein perio-implantologisches Behandlungskonzept mit dem Ziel eines langfristigen Therapieerfolgs auf. Die kostenfreie Anmeldung kann auf der Website www.dentalcare.com vorgenommen werden. Im Anschluss an das Webinar bietet sich den Teilnehmern die Möglichkeit, dem Referenten im Chat Fragen zum Thema zu stellen. Des Weiteren kann die Online-Fortbildung durch das Ausfüllen eines Multiple-Choice-Fragebogens abgeschlossen werden; dafür winken den Teilnehmern zwei Fortbildungspunkte*. Wer sich in der Zwischenzeit bereits intensiver mit dem Thema Parodontitis beschäftigen möchte, hat bei den Webinaren von Prof. Dr. Georg Gassmann, PraxisHochschule Köln, und PD Dr. Adrian Kasaj, Universitätsklinikum Mainz, die Möglichkeit dazu. Sie finden am 26. November 2014 bzw. am 10. Dezember 2014 jeweils um 18 Uhr statt. Die Anmeldung dafür ist ebenfalls auf www.dentalcare.com möglich.
* Gilt nur für Teilnehmer aus Deutschland.
PD Dr. Stefan Fickl
Abteilung für Parodontologie und Implantologie an der Universitätsklinik Würzburg, Spezialist für Parodontologie, Tätigkeitsschwerpunkt Implantologie
Kontakt: Fickl_S@ukw.de