Nobel Biocare Global Symposium: Behandlungszeit verkürzen
Schnell, aber vorhersagbar, komplikationsarm, aber ästhetisch – so wünschen sich moderne Patienten ihre Behandlung. Wie sich solche Patientenbedürfnisse realisieren lassen, zeigten mehr als 150 Referenten, 59 Hands-on-Kurse und 71 „Master Classes“ auf dem Nobel Biocare Global Symposium, das vom 23. bis 26. Juni in New York stattfand. Die mehr als 2000 Teilnehmer konnten sich zudem in einer digital vernetzten Praxis über den Stand der Technologie und Innovationen von heute und morgen im Detail informieren.
Mit einem Auftaktsymposium fiel für die Teilnehmer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz der Startschuss bereits einen Tag zuvor. Im Fokus standen die Bedürfnisse und Wünsche des modernen Patienten. Dazu zählen weitere Verbesserungen des bewährten All-on-4-Behandlungskonzepts ebenso wie die Sofortimplantation und die stetige Optimierung des digitalen Workflows.
All-on-4-Versorgungen
Prof. Dr. Paulo Malo, Lissabon, und Dr. Bernd Quantius, Mönchengladbach, zeigten an konkreten Fallbeispielen wie All-on-4-Versorgungen das Selbstwertgefühl zuvor zahnloser Patienten steigern. Für das Thema „Feste Zähne an einem Tag“ steht Nobel Biocare mit langjähriger wissenschaftlicher und klinischer Erfahrung. Eine beeindruckende Zahl an Studien belegt inzwischen den klinischen Erfolg.
Allein 2015 wurden weltweit 32 000 zahnlose Kiefer (Ober- oder Unterkiefer) mit All-on-4 versorgt. Und die Akzeptanz steigt. Denn immer neue Tools reduzieren die Behandlungsdauer, so auch das Multi-unit Abutment Plus, eine Weiterentwicklung des bewährten Multi-unit-Abutments. Damit sinkt die Zeit, die zur Erstellung eines Provisoriums durch Umwandlung der bestehenden Prothese benötigt wird (ein allgemein übliches Verfahren beim All-on-4-Behandlungskonzept), signifikant.
Die Snap-Funktion zwischen den provisorischen Zylindern und dem Abutment macht ein Ein- und Ausschrauben für die Einprobe überflüssig.
Malo-Klinik-Zentrum in Deutschland
Quantius, der in Mönchengladbach das erste und bislang einzige Malo-Klinik-Zentrum in Deutschland führt, hob hervor, dass die Implantatpositionierung im Frontzahnbereich palatinal erfolgen sollte, um einer bukkalen Rezession vorzubeugen. Bei der Prothetik sei unbedingt darauf zu achten, dass Hygienefähigkeit und Spannungsfreiheit gewährleistet seien. Klar kontraindiziert sieht er All-on-4 bei Tumorpatienten unter Bisphosphonatgabe, nicht aber bei Osteoporose¬patienten unter oraler Medikation.
„Neue Zygomas“
Zur Idee von All-on-4 gehören auch die Zygomaimplantate, deren Weiterentwicklung in New York ebenfalls vorgestellt wurde. Das ursprünglich aus der Tumorchirurgie stammende Zygomakonzept erlaubt einen Verzicht auf langwierige Augmentationen bei extremen Atrophien. Diesem Thema widmete sich insbesondere Malo. Er hob die Kürze der All-on-4-Behandlungsdauer (35 Minuten für die gesamte OP) hervor, betonte aber die Wichtigkeit der korrekten Implantatposition.
Nach 25 Jahren Erfolg mit Zygomaimplantaten liefern die neuen Zygomas nun größere chirurgische und prothetische Flexibilität bei der Behandlung hochgradiger Knochenresorption im Oberkiefer ohne Augmentation. Sie verfügen über Implantatkörper ohne Gewinde, die darauf ausgerichtet sind, mit dem Weichgewebe in Kontakt zu sein. Je nach anatomischer Situation können sich Teile des Implantatkörpers auch außerhalb des Sinus maxillaris befinden. Zur Erreichung einer hohen Primärstabilität im evt. weichen Knochen des Jochbeins und einer daraus resultierenden stabilen provisorischen Versorgung wurde ein neues konusförmiges Design der Implantatspitze hinzugefügt.
„Zähne Sofort“
Wie kein zweiter Anbieter ermöglicht Nobel Biocare die implantologische Sofortversorgung auch teilbezahnter Kiefer und Einzellücken. Vor allem das NobelActive-Implantat mit seinem aggressiven Gewinde gilt als ideal für die Sofortimplantation und -belastung. Die Patientenaufklärung nimmt bei solchen Konzepten allerdings immer mehr Zeit in Anspruch. Das machte Prof. Dr. Gabor Tepper, Wien, eindrucksvoll deutlich. Er rede inzwischen eine Stunde über diese Fünfminuteneingriffe, sagte er.
Tepper hat die Sofortimplantation zu seinem Praxiskonzept erhoben. Er implantiert und belastet in 30 bis 50 Prozent seiner Behandlungsfälle sofort. „Die Sofortimplantation ist da, ob das nun jedem gefällt oder nicht“, unterstreicht er mit Blick auf die noch immer zahlreichen Skeptiker. Wer sich dem Thema nicht widme, ignoriere die Patientenbedürfnisse. Er warnte in New York übrigens vor „zu schönen Provisorien“. So mancher Patient verzichte dann auf die definitive Versorgung; breche das Provisorium, beschwere er sich.
Gap Auffüllen oder nicht?
Die Sofortimplantation mit Blick auf die Gewebe- und Knochenregeneration nahmen sich Dr. Peter Randelzhofer, München, und Dr. Bastian Wessing, Aachen, vor. Klar wurde auch hier: Bei der richtigen Indikationsstellung lassen sich Augmentationen mithilfe der Sofortimplantation vermeiden. Ein ausreichendes Knochenangebot sei aber der Schlüsselfaktor für den Erfolg, betonten beide, die im Gegensatz zu Tepper auch das Auffüllen der jumping distance (Spalt zwischen Implantat und der bukkalen Lamelle) befürworten.
Wessing: „Aufgrund der Studienlage gehe ich diesen Weg nun noch überzeugter.“ Unter der Marke creos bietet Nobel Biocare ein Portfolio regenerativer Lösungen für Verfahren der geführten Knochen- und Weichgewebsregeneration, das nun mit creos xenogain, einer deproteinisierten mineralisierten Rinderknochenmatrix, erweitert wurde.
creos xenogain
Wessing hat das in New York erstmals vorgestellte Knochenersatzmaterial creos xenogain bereits im Vorfeld testen können. Die längere Standzeit ermögliche es, dass der Druck auf den Augmentationsbereich absorbiert werde, was letztlich die Regeneration des natürlichen Knochens begünstige. Wie auch Tepper empfahlen Wessing und Randelzhofer durchmesserreduzierte Implantate, die palatinal/lingual versetzt kompressionsfrei inseriert werden, ohne Druck auf die bukkale Knochenlamelle.
Digitaler Workflow
Wie sich mithilfe der digitalen Implantologie höchste Behandlungserfolge erzielen lassen, skizzierten Prof. Dr. Georg Mailath-Pokorny und Dr. Rudolf Fürhauser, beide aus Wien, im Teamvortrag. Im Mittelpunkt stand auch hier wieder der Patientennutzen der digitalen Planung und der geführten Implantologie. Vor allem stellten sie die Vorteile des sogenannten Copy-Abutments bzw. der Copy-Krone (Wiener Konzept) bei Sofortimplantation heraus.
Das Nobel Biocare Global Symposium zeigte in allen Veranstaltungen, welchen Einfluss die digitale Technologie nimmt, wenn es um die Erhöhung der Effizienz und der diagnostischen Genauigkeit, um Behandlungsplanung und schablonengeführte Chirurgie geht.
On1-Konzept
Passend dazu konnten sich die Teilnehmer in der digital vernetzten Ausstellungspraxis über die Optimierung des Praxisalltags informieren, zum Beispiel über das neue On1-Konzept. Die On1-Basis bildet die prothetische Verbindung auf Gewebeniveau für Nobel-Biocare-Implantate mit konischer Verbindung. Sie bleibt von der Implantatinsertion bis zur endgültigen Versorgung in Position und sorgt durch Schutz des Weichgewebes für eine optimale Einheilung.
Zur Auswahl stehen eine zementierte Lösung mit dem On1 Esthetic Abutment (Titan oder Zirkondioxid) oder eine verschraubte Lösung mit dem On1 Universal Abutment. Nobel Biocare präsentierte außerdem die Weiterentwicklung von NobelProcera, unter anderem die Markteinführung der neuen NobelProcera-FCZ-Krone aus hochtransluszentem mehrschichtigem vollanatomischem Zirkondioxidmaterial.
Sofort-Konzept für den Unterkiefer
Last but not least stellte Dr. Kenji Higuchi, USA, am letzten Kongresstag mit dem neuen Konzept eine kostengünstige festverschraubte Versorgung für zahnlose Unterkiefer vor. Es handelt sich um ein präfabriziertes Gerüst für drei bereits vorab festgelegte Implantatpositionen. Das Vorfabrizieren für ein solches Unterkiefergerüst biete sich an, weil die anatomischen Strukturen im interforaminalen Bereich bei vielen Patienten sehr kongruent sind, hieß es. Beim All-on-4-Konzept lassen sich die Implantatpositionen frei wählen.