Intensive Diskussionen
Der erste Kongresstag überzeugte mit zahlreichen parallel laufenden Workshops. Deren Themen waren so interessant, dass einige Teilnehmer Probleme hatten, sich für einen Workshop zu entscheiden. Die Lösung für dieses Problem: In den Pausen zwischen den Workshops kamen alle Referenten auf einer kleinen Bühne zusammen und gaben, moderiert von Dr. Jörn Thiemer, eine zusammenfassende Übersicht ihres Themas.
Prof. Dr. Dritan Turhani zeigte nicht nur die Erfolge, sondern auch die Misserfolge seiner Behandlungen – und vor allem, welche Lehren er aus seinen Fehlern gezogen hat. Er empfiehlt, beim Sinuslift länger zu warten, sollte zu Beginn zu wenig Knochen vorhanden sein. „Lieber sechs Monate bis zu einem Dreivierteljahr.“ Sonst könne es bei der Versorgung sein, dass man die Implantate direkt wieder in der Hand habe.
Verletzungen vermeiden
PD Dr. Kristina Bertl, Malmö, erläuterte ihr Konzept gegen die Periimplantitis. Bei der nichtchirurgischen Periimplantitistherapie verfolgt sie ein ähnliches Konzept wie bei Zähnen. „Dabei gilt es darauf zu achten, dass die Implantate nicht verletzt werden.“ Gute Erfahrungen hat sie mit subgingivalen Spitzen beim Pulverstrahlen gemacht. Bei einem etablierten Periimplantitisfall reiche die nichtchirurgische Therapie allein aber nicht aus. Zwei bis vier Wochen danach werde direkt die chirurgische Therapie geplant. Der Vorteil der initialen nichtchirurgischen Periimplantitistherapie sei eine erste entzündungsfreie Phase vor dem nächsten Schritt.
Einen mikrochirurgischen Ansatz zeigte Dr. Frederic Kauffmann. Dazu gehören für ihn dünnes Nahtmaterial, Lupenbrille, Spannungsfreiheit in der Chirurgie, ein möglicher Verzicht auf Augmentation sowie Wundheilbeschleunigung. Generell plädierte er für eine Verlängerung des Versorgungsintervalls durch eine PAR-Therapie bei den PAR-Patienten. „Ich möchte keinen Verzicht auf die Implantation, sondern eine spätere Implantation.“
Drei Ansätze der prothetischen Versorgung unter Berücksichtigung des Parodontalstatus der Patienten erläuterte Dr. Lukas Fürhauser in dem gemeinsamen Workshop mit Dr. Kauffmann: abnehmbare Versorgung mit Zähnen, abnehmbare Versorgung mit Zähnen und Implantaten sowie festsitzende Versorgung auf Implantaten. Positiv sieht Fürhauser Teleskopversorgungen, die evidenzbasiert eine Langzeitstabilität zeigen. Besonderheiten seien die sekundäre Verblockung, körperhafte Fassung sowie Kaukomfort wie bei einer festsitzenden Brücke. Ebenfalls Hands-on hieß es dann auch bei Kauffmann und Fürhauser. Am Modell konnten die Teilnehmer eine Seitenzahnimplantation mit Schablone im Unterkiefer ausprobieren. Dabei wurde einmal mit Access Flaps und einmal ohne operiert.
Stärkung der Marke Zimmer Biomet
ZimmerBiomet-Geschäftsführerin Krista Strauss war sichtlich begeistert vom ersten Kongress nach der Fusion von ZimmerBiomet. Sie freute sich auch über die ersten positiven Feedbacks von Teilnehmern und Referenten. „Eines unser Ziele nach der Fusion ist es, die Marke ZimmerBiomet zu stärken. Das ist uns mit dieser Veranstaltung gelungen“, sagte Strauss. Die Integration beider Unternehmen sei jetzt abgeschlossen; in den kommenden Monaten würden nun einige Produkteinführungen folgen. Sie kündigte diese beispielsweise im regenerativen Bereich sowie im digitalen Workflow an.
Am zweiten Kongresstag gab es einen Ortswechsel. Das Programm fand in den Räumen der Salzburger Residenz statt. Im historischen Flair der fürsterzbischöfliche Palastanlage gab es einen Blick in die Zukunft: Matthias Horx, Zukunftsforscher, Gründer und Inhaber des Zukunftsinstituts, betrachtete in der Festrede die „Macht der Megatrends“. Dabei zeigte sich, dass die Entwicklung der Welt und des Megatrends Globalisierung in den vergangenen Jahren deutlich positiver ausgefallen ist, als wir uns vorstellen. Bei der Digitalisierung empfiehlt Horx, Achtsamkeit gegenüber den Begriffen zu haben. Gesundheit ist für ihn ein weiterer Megatrend. Spannend findet er die ersten Versuche, für Gesundheit statt Krankheit zu bezahlen. Seinen Vortrag fasste er mit dem Motto zusammen „Zukunft entsteht, wenn Beziehungen funktionieren“.
Prof. Dr. Stefan Fickl, wissenschaftlicher Leiter des Kongresses, führte zum Abschluss die „Gladiatoren“ in die Arena. Kontrovers diskutiert wurden verschiedene Therapieansätze anhand von Patientenfällen von Prof. DDr. Werner Zechner, Dr. Kai Fischer, Dr. Konrad H. Meyenberg und Dr. Daniel Engler-Hamm. Die Arena zeigte, dass die Behandlungsoptionen in den Bereichen Augmentation, Socket Preservation, Prothetik und lokale Augmentation doch manchmal sehr unterschiedlich sind.