Implantatprothetische Versorgung leicht gemacht

Ein Implantatsystem für alle Indikationen

Nicht nur die Ästhetik, auch die Funktion muss stimmen. Wie das mit einem einzigen Implantatsystem ganz einfach gelingt, beschreibt Zahnarzt Marcel Westerich im Interview.


Präoperative Panoramaschichtaufnahme aus DVT mit prothetisch ausgerichteter Implantatplanung 046 ©Westerich


Auf dem Dentalmarkt gibt es inzwischen sehr viele Implantatsysteme. Wie wurden Sie auf das Implantatsystem Microcone von Medentika aufmerksam?

Westerich: Zum ersten Mal habe ich im Rahmen des Curriculums Implantologie der Deutschen Gesellschaft für Orale Implantologie (DGOI) 2018 davon gehört. Namhafte Referenten stellten damals Implantatsysteme unterschiedlicher Hersteller vor. Fasziniert hat mich speziell das Microcone-System. Das Indikationsspektrum ist einfach immens, die prothetische Versorgung lässt sich gut und einfach umsetzen. Kein anderes System hat so viele Alleinstellungsmerkmale. Als Beispiel nenne ich das Mikro-Makro-Gewinde in Kombination mit dem Innenkonus.

Als ich mich vor knapp zwei Jahren mit der Frage auseinandersetzen musste, welches Implantatsystem ich für unsere Praxis wähle, habe ich mir mehrere Systeme live vorstellen lassen, doch mein erster Eindruck von 2018 wurde bestätigt. Insofern fiel mir die Wahl leicht.

Medentika denkt von der prothetischen Seite, wird vielfach betont. Was genau heißt das?

Westerich: Das Microcone arbeitet nach dem „One-fits-all-Prinzip“. Der Innenkonus fällt bei allen Implantatgrößen gleich aus. Egal welches Durchtrittsprofil in welcher Situation erreicht werden soll, die jeweiligen Gingivaformer passen auf jede Implantatgröße.


Was ist der Vorteil?

Westerich: Dass beispielsweise auf einem 4,0er-Implantat sowohl ein 4,5er als auch ein 6,5er Gingivaformer funktioniert. Je nach Lückensituation kann das für die Ausformung eines ästhetischen Emergenzprofils den entscheidenden Unterschied machen. Das Implantatsystem lässt dem Behandler ein hohes Maß an Flexibilität und Entscheidungsfreiheit bei gleichzeitiger Reduzierung der Komponenten.

Auf welche Komponenten verzichtet das Implantatsystem konkret?

Westerich: Abformpfosten gibt es beispielsweise nur in einer Größe. Damit lässt sich auf allen Implantatengrößen und -durchmessern offen oder geschlossen abformen. Ich bevorzuge die geschlossene Abformung, appliziere also ein Kunststoffkäppchen auf den Abformpfosten, das im Abdruck „hängen“ bleibt. Damit habe ich super Ergebnisse, sehr unkompliziert.

Insofern ist das Implantatsystem besonders einsteigergerecht?

Westerich: Definitiv, es ist anwenderfreundlich und sehr simpel zu handhaben, nicht nur für den Behandler, sondern auch für den Zahntechniker. Wir haben ein Praxislabor und arbeiten mit einem externen Fräszentrum zusammen – das Feedback ist sehr positiv. Obwohl wir ausschließlich mit individuell gefrästen Abutments arbeiten, klappt alles reibungslos.

Zudem ist die Chirurgie-Kassette ausgesprochen übersichtlich aufgebaut und intuitiv zu bedienen. Das Bohrprotokoll richtet sich nach den Kriterien:

  • Kochenqualität
  • Implantatdurchmesser

Entsprechend gibt es kurze und lange Bohrer für weichen und harten Knochen: den Standardbohrer für Oberkieferknochen (Knochenqualität D3/D4) und den Kortikalisbohrer für den Unterkieferknochen (Knochenqualität D1/D2). Die Bohrergrößen reichen von 2,5 bis 4,8 mm. Jeder Bohrer hat eine eigene Farbe, das ist sehr einfach, sicher und angenehm in der Behandlung.

Orientieren Sie sich bei der Implantatpositionierung vor allem an der geplanten prothetischen Versorgung oder am Knochen?

Westerich: Sowohl als auch. Ich arbeite wie gesagt ausschließlich mit individuellen Abutments. Weil sich die Angulation damit so korrigieren lässt, wie es die prothetische Versorgung verlangt, kann man sich stärker am Knochen orientieren.

Aber nur, wenn man zementiert …

Westerich: Korrekt, wer okklusal verschrauben möchte, muss die Achse natürlich gezielter ausrichten. Das gilt auch für Sofortversorgungen mit Sofortbelastung.


Das Implantatsystem Microcone nutzen Sie also auch für die Sofortimplantation?

Westerich: Ganz genau, aus dem Grund habe ich mich ja für das Microcone-System entschieden, für ein Implantatsystem, das quasi alles kann.

Die meisten Hersteller bieten spezielle Implantate für spezielle Indikationen, warum?

Westerich: Das frage ich mich auch. Die Praxen, in denen ich vor meiner Niederlassung gearbeitet habe, hatten unterschiedliche Implantatsysteme im Sortiment. Mich hat das nicht überzeugt. Wollte man etwa bei einem atrophierten Kiefer eine Augmentation vermeiden, musste stets das ‧Implantatsystem gewechselt werden, weil das System für Standardindiktionen für diese Indikation nichts im Portfolio hatte. Bei Microcone passiert das nicht.

Für mich ist ein Hersteller-Mix jedenfalls keine Option. Ich favorisiere ein einziges System, das möglichst alle Indikationen abdeckt. Und das schafft das Microcone mit dem Mikro-Makro-Gewinde, der dadurch vergrößerten Kontaktoberfläche für die Osteozyten und dem aggressiven Gewinde im apikalen Bereich.

Beim Sinuslift und in Regionen mit geringer Knochenhöhe besteht zudem die Option, durch die großen und kleinen Gewindegänge auch dort eine gute Primärstabilität zu erzielen.

Die Microcone-RI-Linie, die ich nutze, bietet fünf Implantatdurchmesser und sechs Implantatlängen. Das erlaubt eine optimale Dimensionierung der Implantate für jede Indikation. Der Implantatdurchmesser 3 mm (zweiteilig) ermöglicht die Insertion in den engen Zahnlücken der oberen seitlichen und unteren seitlichen und mittleren Schneidezähne.

Ist eine Flach-zu-flach-Verbindung nicht noch einfacher prothetisch zu versorgen als eine konische? Es heißt, ein Konus habe keinen definierten Anschlag. Die Übertragung vom Mund auf das Modell und vom Modell in den Mund können aufgrund vertikaler Diskrepanzen insofern schwierig sein …

Westerich: Das kann ich nicht bestätigen. Klar, bei Flach-zu-flach-Verbindungen trifft eine Fläche auf die andere – es kann keine Diskrepanz entstehen. Aber wir arbeiten ja mit vorgegebenen Drehmomenten, an die ich mich halte. Das heißt, wenn mein Zahntechniker im Labor das Abutment mit einem bestimmten Drehmoment festzieht und ich das in der Behandlung am Patienten genauso mache, habe ich auch in etwa die gleiche Höhe des Abutments.

Und es gibt tatsächlich keine Abweichungen bei den prothetischen Versorgungen?

Westerich: Wenn überhaupt, dann nur sehr minimal. Ich hatte zumindest bislang noch nicht das Problem einer Non-Okklusion oder starker Vorkontakte. Dabei spielt sicherlich auch ein guter Zahntechniker ein wichtige Rolle.

Also ist das eher eine theoretische Diskussion?

Westerich: Ich denke ja. Deutlich wichtiger war und ist mir die Dichte der Verbindung, für die aus meiner Sicht der Innenkonus steht.

Auch da gibt es zwei Lager …

Westerich: Richtig, ich bin überzeugter Fan des Innenkonus, der eine aus meiner Sicht höhere Dichtigkeit und geringere Beweglichkeit aufweist als zwei glatte Flächen, die aneinander aufgesetzt sind. Die bakterien- und flüssigkeitsdichte Verbindung reduziert aus meiner Sicht das Entzündungsrisiko erheblich, sorgt für gesundes und reizfreies Gewebe und vermeidet Knochenabbau. Zudem kann ich die Ergebnisse zahlreicher Studien bestätigen, dass insbesondere bei subcrestaler Implantatpositionierung durch die sich verjüngende Konusverbindung eine Knochenauflagerung auf der Implantatschulter begünstigt wird, was zu einer optimalen Weichgewebsunterstützung beiträgt.

In welchen prothetischen Situationen stößt das Implantatsystem an seine Grenzen?

Westerich: Mir sind bislang keine Limitationen bekannt.

Inserieren Sie schablonengeführt, zum Beispiel mit dem Straumann-Komplett-Service Smile in a Box?

Westerich: Situationsbezogen, aber nicht immer. Der Komplett-Service ist schon angenehm, vor allem für Einsteiger, die erst wenige Implantatfälle behandeln und insofern kein umfassendes Implantatsortiment auf Lager haben. Man plant den Fall, bespricht ihn mit dem Zahntechniker und bekommt dann das gewünschte Equipment in einer Box geliefert. Diese Box kann entweder nur die Bohrschablone mit den Außenhülsen beinhalten oder eben auf Wunsch auch alle weiteren fallbezogenen Komponenten wie Reduzierhülsen, Implantate, Gingivaformer, provisorische Versorgungen etc.. Da ich die meisten Teile in der Praxis habe, ist so ein Komplettpaket bei mir eher etwas für die exotischen Fälle.

Smile in a Box

Smile in a Box ist ein digitaler, modularer, integrierter Planungs- und Fertigungs-Service für das gesamte chirurgische und prothetische Indikationsspektrum.

Der Behandler wählt die gewünschten Services und erhält alles, was er für Ihre Behandlung benötigt, in einer Box.

Vorteile: Man profitiert vom digitalen Workflow, ohne in Software investieren zu müssen. Die Behandlungsplanung ist einfacher und kalkulierbarer.

Nutzen Sie „Smile in a Box“ vor allem für Sofortversorgungen?

Westerich: Nein, auch für Spätversorgungen, aber stets situationsbezogen. Eine schablonengeführte OP ist immer dann sinnvoll, wenn Nachbarstrukturen gefährdet werden könnten.

Zum Beispiel?

Westerich: Zum Beispiel, wenn wir einem Risikopatienten keine Augmentation zumuten können oder möchten, wir uns aber in unmittelbarer Nähe der Kieferhöhle oder des N. alveolaris inferior befinden. Wenn sich dadurch aufwendige Maßnahmen vermeiden lassen und der vorhandene Knochen ideal ausgenutzt werden kann, ist eine schablonengeführte Implantation daher sicherlich auch bei Spätversorgungen sinnvoll.

Es gibt zylindrische und konische Varianten der Implantate Microcone, wann ist welche Variante indiziert?

Westerich: Ich benutze bislang ausschließlich die zylindrische Variante. Die konische Variante ist indiziert, wenn die Primärstabilität besonders schwer zu erreichen ist, etwa aufgrund einer sehr weichen Knochenqualität oder einer reduzierten Knochenkontaktfläche. Der Fächer im Schulterbereich, im oberen Drittel des Implantats, überträgt ein bisschen mehr Kraft auf den Knochen. Das lässt sich mit speziellen Aufsätzen steuern.

Ist die Versorgung mit Medentika für den Patienten kostengünstiger als mit anderen Implantatlinien? Sprich: Erschließen Sie andere Patientengruppen mit dem Implantatsystem?

Westerich: Medentika bewegt sich im mittleren bis unteren Preissegment. Das bedeutet aber auf keinen Fall eine Qualitätseinbuße. Microcone betrachte ich auch nicht als Alternative für Patienten, die sich kein „teures“ Implantat leisten können. Ich habe das Microcone-System nicht aus Gründen der Kostenersparnis gewählt, sondern weil es – aus meiner Sicht – ein System für alle Indikationen ist, das mit keinem anderen System vergleichbar ist. Am Ende des Tages freut sich natürlich der Patient, wenn er 100 oder 200 Euro sparen kann. Dass Medentika zur Straumann-Group gehört, hebt natürlich das Image und gibt mir vor allem mit Blick auf den Support in der Zukunft ein gutes Gefühl.


Der Experte

Foto: Privat

Marcel Westerich
seit Januar 2020 niedergelassen in eigener Praxis „Zahnrath“ in Köln-Rath, Schwerpunkte: Implantologie, Parodontologie, ästhetische Zahnheilkunde. info@zahn-rath.de