Die Mylandbrücke

Die sichere minimalinvasive und ästhetische Alternative zum Implantat

Die Marylandbrücke stellt eine echte ästhetische Alternative zur implantologischen Versorgung von Aplasien dar. Vor allem für jüngere Patienten eignet sich diese Therapieoption. Der kieferorthopädische Lückenschluss führt dagegen selten zu einem zufriedenstellenden Ergebnis.



Aplasien permanenter Zähne repräsentieren die häufigste kraniofaziale Malformation. Die Prävalenz nicht angelegter oberer lateraler Schneidezähne wird mit einem bis zwei Prozent angegeben. Der Entstehungsmechanismus ist noch nicht vollständig geklärt, aber es gelten zwei Gene als wichtige Faktoren bei der Entstehung nonsyndromaler Hypodontien. Die Lücke muss somit für diese Patienten geschlossen werden. Eine implantatprothetische Lösung scheidet bei jüngeren Patienten mit noch nicht abgeschlossenem knöchernem Wachstum aus. Infolge der Nichtanlage kommt es auch zur Unterentwicklung der Gewebe, sowohl Hart- als auch Weichgewebe. Dies erfordert augmentative Maßnahmen.

Der kieferorthopädische Lückenschluss stellt daher eine therapeutische Option dar, führt aber selten zu einem ästhetischen Ergebnis, da die Eckzähne an die Stelle der seitlichen Inzisiven rücken müssen. Das ideale ästhetische und funktionelle Ergebnis kann nur durch gute Teamarbeit und interdisziplinäre Kommunikation gefunden werden. Die Adhäsivtechnik hat sich in den letzten Jahren stark weiterentwickelt und ermöglicht somit eine minimalinvasive Versorgung unserer Patienten.

Vor gut 20 Jahren stellte Professor Kern die zweiflügelige vollkeramische Adhäsivbrücke vor, im Hinblick auf Ästhetik und Biokompatibilität die bessere Alternative zur metallkeramischen Adhäsivbrücke. Nachdem die zweiflügelige vollkeramische Adhäsivbrücke eine relativ hohe Frakturrate einer der beiden Verbinder zu den Nachbarzähnen aufwies, wurde sie von der einflügeligen vollkeramische Adhäsivbrücke abgelöst.

Fallbeispiel

In unserem dargestellten Patientenfall sehen wir eine attraktive junge Frau im Alter von 26 Jahren, die mit ihrer Versorgung der fehlenden seitlichen Schneidezähnen unzufrieden ist (Abb. 1). Die Ausgangssituation zeigt einen deutlichen Volumenverlust in regio 12 und 22 (Abb. 2). Die aktuelle Versorgung der Patientin war eine einflügelige metallkeramische Marylandbrücke. Zusätzlich wiesen die beiden mittleren Inzisiven im oberen Drittel eine Schmelzabplatzung auf. Es wurde zu Beginn der Behandlung eine funktionelle und ästhetische Analyse im Team durchgeführt. Es wurden Modelle angefertigt und mithilfe des Planefinders von Udo Plaster im Artikulator montiert.

Nach zentrischer Bissnahme und Foto- bzw. Videoanalyse konnte ein Wax-up vom Techniker erstellt werden. Dieses Wax-up enthält bereits alle Informationen, die für das restaurative Behandlungsteam relevant sind. Das Ziel ist somit festgelegt. Ästhetik und Funktion müssen nun mit einem detaillierten Behandlungsplan erreicht werden. Vor einer erneuten prothetischen Rekonstruktion wurden alle Alternativen mit der Patientin besprochen.

Weichgewebsaufbau als Basis

Die implantologische Versorgung kann immer noch nach einigen Jahren erfolgen. Bei dem Alter von 26 Jahren müssten die Implantate über 50 Jahre funktionell und ästhetisch prothetisch versorgt bleiben. Diese Alternative kann auch noch zu einem späteren Zeitpunkt gewählt werden. Eine knöcherne Augmentation wäre ebenfalls nötig gewesen. Die Überlebenszahlen der Adhäsivbrücke versprechen sehr gute, voraussagbare Erfolge. Daher haben wir uns für diese Versorgung entschieden. Um ein ästhetisch langfristiges Ergebnis erzielen zu können, musste zunächst das Volumen deutlich vergrößert werden. Die Patientin erhielt einen Weichgewebsaufbau als Basis für die späteren Brückenglieder.

Bindegewebstransplantate wurde von der Tuberregion entnommen und in einen Spaltlappen in der Region der seitlichen Schneidezähne eingebracht (Abb. 3). Zehn Tage nach dem plastischen Parodontaleingriff wurden die Fäden entfernt. Eine deutliche Vergrößerung des Volumens konnte erreicht werden. Die alten Marylandbrücken wurden als provisorische Versorgung verwendet (Abb. 4). Nach einer Heilungsphase von drei Monaten wurde die prothetische Versorgung gestartet. Aufgrund der leichten Verfärbung des Zahns 11 und des Wunsches des Patientin, die Zahnform zu verschönern, wurden die beiden mittleren Frontzähne minimalinvasiv für Veneers präpariert. Die Übertragung der klinischen Situation für den Techniker erfolgte mit der Doppelfadentechnik und einer konventionellen Polyetherabformung (Abb. 5). Anhand des angefertigten Wax-ups konnte ein Provisorium hergestellt werden (Abb. 6).

Versorung der Lücke durch vollkeramische Adhäsivbrücken

Die Versorgung der Lücke erfolgte durch vollkeramische Adhäsivbrücken, die an beiden oberen Eckzähnen befestigt wurden. Es erfolgte keine Präparation der Zähne 13 und 23. Die hauchdünnen Keramikschalen wurden im individuellen Schichtverfahren hergestellt (Abb. 7, 8). Um den korrekten Sitz der Adhäsivbrücken bei der Verklebung sicherstellen zu können, wurden zwei kleine Positionierungsfügel mit Sitz auf den mittleren Schneidezähnen hergestellt. Vor dem definitiven Einsetzen erfolgte eine individuelle Anpassung von Form, Farbe und Oberfläche der Kronen und Brücken durch den Techniker direkt mit der Patientin. Als Erstes wurden die beiden hauchdünnen Veneers angeätzt und mit Variolink Esthetic eingeklebt. Als Farbe wurde Light+ für den Zahn 11 und neutral für den Zahn 21 verwendet (Abb. 9).

Im Anschluss wurden die beiden Adhäsivbrücken ebenfalls mit Variolink Esthetic von Ivoclar eingesetzt (Abb. 10). Die beiden palatinalen Positionierungsflügel wurden nach der Befestigung abgetrennt. Direkt nach adhäsiver Eingliederung der Veneers und Klebebrücken ist das finale ästhetische Ergebnis ersichtlich und zeigt ein sehr schönes und harmonisches Bild (Abb. 11). Die Rekonstruktion des Lächelns zeigt nun eine sehr glückliche Patientin zwei Monate nach prothetischer Versorgung (Abb. 12 und 13). Die keramische Arbeit harmoniert perfekt mit dem Lippenprofil der Patientin (Abb. 14–16).

Fazit

Die Versorgung der Patientin konnte mit minimalinvasiver Präparation, parodontalchirugischem Bindegewebsaufbau und moderner Adhäsivtechnik erfolgen. Die Alternative zur implantologischen Versorgung ist sicher ästhetisch sehr ansprechend und für die Patienten eine echte Verbesserung.

Dr. Paul Leonhard Schuh
studierte Zahnmedizin in Witten/Herdecke,  implaneo clinic, München p.schuh@implaneo.de

ZTM Andreas Schenk
ist Zahntechnikermeister, implaneo Dental Labor, München. a.schenk@implaneo.de