Freiendsituation im Oberkiefer

Ein Klassiker digital unterstützt gelöst

Die Freiendsituation nach Zahnverlust gehört sozusagen zu den Klassikern der implantologischen Versorgung. Am Beispiel des nachfolgenden Falls zeigt Dr. Eric Noack MSc., Göttingen, wie man diese Indikation in einem digital unterstützten Workflow mit aufeinander abgestimmten Behandlungs- und Laborschritten implantat-prothetisch lösen kann.


11 – Finale klinische Situation nach Eingliederung der Kronen


Die implantologische und prothetische Versorgung zahnloser Kieferbereiche im Seitenzahnbereich ist heute eine anerkannte und bewährte Therapie zur Wiederherstellung von Funktion und Ästhetik. Die Verwendung individuell gefertigter Abutments unterstützt hierbei die Ausformung eines idealen Emergenzprofils. Solche 
patientenindividuell gefertigten Abutments lassen sich optimal nach einem intraoralen Scan mit einer entsprechenden Planungssoftware designen. Im vorliegenden Fall wird die Versorgung einer Freiendsituation im 2. Quadranten mit zwei Implantaten (DS OmniTaper EV-Implantat, Dentsply 
Sirona, Bensheim), individuellen Abutments und Vollkeramikkronen beschrieben.

Ausgangssituation
Eine 50-jährige Patientin stellte sich mit einer Freiendsituation im zweiten Quadranten in unserer Praxis vor. Die Zähne 23 und 24 waren mit einer Extensionsbrücke mit distalem Anhänger 25 provisorisch versorgt. Die Patientin wünschte eine definitive festsitzende Versorgung zur Wiederherstellung 
einer besseren Kaufunktion.

Planung und Chirurgie
Nach eingehender klinischer und röntgenologischer Untersuchung planten wir zwei Implantate in regio 25 und 26 und die Versorgung mit Vollkeramikkronen (Abb. 1). Nach Abnahme des Kunststoffprovisoriums wies die Schleimhaut leichte Entzündungserscheinungen auf (Abb. 2). Nach papillenschonender Schnittführung mit reduzierten Entlastungsinzisionen erfolgte die ablative Implantatbettaufbereitung und die Insertion eines neuen OmniTaper EV-Implantats (D3,4 /L11) an Position 25 (Abb. 3). Das Makrodesign des OmniTaper EV-Implantats entspricht dem des Xive-Implantats (Dentsply Sirona, Bensheim). Dadurch konnten bei Knochenqualität D4 in regio 26 BoneCondenser des Xive Systems genutzt werden, um zusätzliche Primärstabilität zu generieren* (Abb. 4). Anschließend wurde ein OmniTaper EV- Implantat (D3,8/ L9,5) an Position 26 inseriert (Abb. 5).
Im vorliegenden Fall haben wir uns für eine gedeckte Einheilung entschieden, da in der Freiendsituation von der Patientin ein Provisorium nicht erwünscht war und wir uns aufgrund der Knochenklasse D4 gegen eine Sofortversorgung entschieden (Abb. 6). Das postoperative OPG zeigte eine lage- und 
achsengerechte Positionierung der Implantate (Abb. 7).


Prothetische Versorgung
Beim Re-entry nach 10 Wochen wurden die Nachbarzähne nachpräpariert. Nach Einbringen der Atlantis Scanbodies wurde der Oberkiefer mit der DS Primescan gescannt (Abb. 8). Die Scandaten wurden in den Atlantis Editor übertragen und das Labor nahm die Planung der Atlantis Abutments vor. Abbildung 9 zeigt den Designvorschlag des Atlantis Abutments. Gingivahöhe, Emergenzprofil, Präparationsdesign, Breite und Höhe, sowie Angulation der Abutments können patientenindividuell justiert werden.
Die Scandaten wurden an das Dentallabor (Deerberg Dentaltechnik, Northeim) übermittelt. Dort wurde ein Kontrollmodell zur Herstellung der finalen prothetischen Versorgung gedruckt. Auf diesem Modell wurden Lithiumdisilikat verstärkte Vollkeramikkronen gefertigt (Abb. 10). Nach Eingliederung der finalen Kronen stellte sich ein funktionell und ästhetisch ausgezeichnetes Ergebnis dar mit dem die Patientin ausgesprochen zufrieden war (Abb. 11).


Diskussion
Der dargestellte Behandlungsablauf zeigt, wie ein digital unterstützter Workflow mit gut aufeinander abgestimmten Behandlungs- und Laborschritten zu einem hervorragenden funktionellen und ästhetischen Behandlungsergebnis führt. Die digitale Unterstützung führt dabei sowohl zu einer verkürzten Behandlungsdauer wie auch zu einem hohen Patientenkomfort.


Foto: privat

Frank Deerberg
ist Zahntechnikermeister und
Geschäftsführender Gesellschafter des Dentallabors
Deerberg Dentaltechnik in Northeim.
www.deerberg-dental.de

 


Foto: privat

Dr. Eric Noack M.Sc.
implantiert seit mehr als 20 Jahren. Er hat erfolgreich ein
Implantologie-Aufbaustudium absolviert und den
Master of Science in oral implantology and parodontology erlangt.
Seit 2002 ist er in Göttingen niedergelassen.
www.zahnaerzte-am-papenberg.de