CAD/CAM

Intraoralscan: Wann delegierbar?

Wer den digitalen Scan nicht delegiert, verschenkt Geld, heißt es. Doch das Thema wird kontrovers diskutiert. Was darf man delegieren? Was muss der Zahnarzt in Eigenregie durchführen? Oliver Poppe, ConnectDental-Spezialist bei Henry Schein Dental, beantwortet die wichtigsten Fragen rund um die Delegation der digitalen Abformung.


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Während Experten, zum Beispiel Prof. Bernd Wöstmann, Gießen, das Delegieren des digitalen Scans empfehlen, raten Landeszahnärztekammern eher ab. Welche Tipps geben Sie Ihren Kunden in diesem Zusammenhang?

Poppe: Jede Zahnarztpraxis hat ihre eigenen Anforderungen, deshalb kann diese Frage nicht pauschal beantwortet werden. Aufgrund der technisch einfachen Handhabbarkeit der digitalen Abformung kann eine Arbeitsteilung zwischen Zahnarzt und entsprechend geschulter ZFA – natürlich unter Berücksichtigung der geltenden Regelungen – durchaus sinnvoll sein, damit dem Zahnarzt mehr Zeit für die eigentliche Behandlung bleibt. Letztlich sind zwei Aspekte gleichermaßen zu beachten: Das gleichbleibend hochwertige Ergebnis und ein optimaler und effizienter Ablauf. Wer letzten Endes den digitalen Scan vornimmt, hängt unter anderem von den Praxisabläufen ab – eine Delegation bei entsprechender Vorbereitung kann durchaus sinnvoll sein. Viel wichtiger für eine erfolgreiche digitale Abformung ist allerdings die gut vorbereitete Mundsituation.

Wie einfach ist die Handhabung der Scanner? Gibt es Unterschiede, ist die Anwendung selbsterklärend?

Poppe: Die einfache Handhabung eines „Mundscanners“ hängt von der Größe des Handstücks und der digitalen Erfassungsmethode ab. Da gibt es durchaus Unterschiede zwischen den Geräten, die zurzeit auf dem Markt angeboten werden. So benötigen einige Geräte eine Mattierung der Mundsituation, andere kommen bequem ohne diesen Zwischenschritt aus. Die Bedienung der Scanner ist aber generell sehr intuitiv. Außerdem sind die Scanner in der Anwendung intraoralen Kameras nachempfunden, die in den meisten Zahnarztpraxen schon benutzt werden.

Wie lange müssen der Zahnarzt und sein Team „üben“?

Poppe: Wer sich für die digitale Abformung entscheidet, möchte diese auch recht schnell erfolgreich umsetzen. Natürlich braucht der Behandler eine Einweisung und einige Übung. Deshalb bietet Henry Schein neben der kompetenten Einweisung durch unsere Spezialisten auch verschiedene Fortbildungsangebote und Anwendertreffen an, so dass der Zahnarzt sehr bald sicher in der digitalen Abformung ist. Von meinen Kunden bekomme ich meist die Rückmeldung, dass sie sich viel schneller eingearbeitet haben, als anfangs befürchtet. Auch die Ausbildung zur zertifizierten CAD/CAM-Assistenz bei Henry Schein dauert nur 1,5 Tage und bringt den Teilnehmern die wichtigsten Arbeitsschritte an den Geräten bei.

In welchem Umfang sollten/müssen sich die ZfAs zum Beispiel weiterbilden, bevor sich die Frage des Delegierens überhaupt stellen kann?

Poppe: Die digitale Abformung benötigt einige wenige, jedoch wichtige Grundvoraussetzungen. Werden diese beachtet, kann die digitale Erfassungstechnologie ihr Potenzial voll entfalten. So ist es sicher ratsam, wenn die Assistenz neben dem eigentlichen Scan zum Beispiel auch über Hilfsmittel zur Trockenlegung und guten Zugänglichkeit informiert ist. Bei unserer Ausbildung zur CAD/CAM-Assistenz geht es deshalb neben dem Handling der Kamera zur Erstellung eines optimalen digitalen Abdrucks auch um die Vorbereitung des Systems, die Eingabe von Patientendaten sowie die Nachbereitung einschließlich Reinigung und Pflege der Geräte. Die Investition in eine gute Ausbildung der ZFA rentiert sich schnell, denn erst eine erfolgreiche Arbeitsteilung in der Zahnarztpraxis ermöglicht einen wirtschaftlich sinnvollen Einsatz der Geräte.

Welche Fortbildungskurse empfehlen Sie?

Poppe: Ich empfehle grundsätzlich ein Beratungsgespräch mit einem Spezialisten, um den konkreten Fortbildungsbedarf in der Praxis zu identifizieren und so die individuell passenden Kurse auszuwählen. Neben der allgemeinen Einweisung durch die Spezialisten und der schon genannten Ausbildung zur zertifizierten CAD/CAM-Assistenz sind gerade für den Behandler Anwendertreffen und Hospitationen bei Anwendern extrem hilfreich. Die Gespräche gehen über das Erlernen der einzelnen Schritte hinaus und ermöglichen einen Erfahrungsaustausch und persönliche Gespräche unter Kollegen – und das ist eine wichtige Ergänzung zur fachlichen Ausbildung. Auch nach der erfolgreichen Einführung sollten die Kenntnisse natürlich auf dem neuesten Stand gehalten werden. Deshalb bietet Henry Schein Dental regelmäßig Kurse zu aktuellen Entwicklungen bei der digitalen Abformung an.

Wie viele Zahnärzte delegieren die digitale Abformung? Gibt es Zahlen?

Poppe: Konkrete Zahlen gibt es dazu meines Wissens nicht. Nach meiner Erfahrung wird die Anwendung der oralen Scanner in den meisten Praxen von Zahnarzt und Zahnmedizinischer Fachangestellter gemeinsam durchgeführt. Dabei bieten sich einige Arbeitsschritte besonders zur Delegation an, etwa die Eingabe der Patientendaten, das Scannen von Gegenkiefer und Biss, das Eintragen der Auftragsdaten sowie die Übermittlung der Scans an das Partnerlabor.

Wo sehen Sie die wirtschaftlichen Vorteile im Praxisalltag?

Poppe: Das Ziel einer digitalen Abformung ist immer höchste Präzision mit maximalem Patientenkomfort, aber auch eine Optimierung des Workflows in der Praxis und eine verbesserte Handhabbarkeit. Ein gutes Zusammenspiel von Zahnarzt und ZFA bei der digitalen Abformung wird sich immer positiv auf den Praxisalltag und damit auf den Praxis‧erfolg auswirken. Die digitale Abformung als Baustein der digitalen Zahnheilkunde führt bei richtiger Anwendung zur Steigerung der Qualität und damit zu deutlichen Vorteilen im Praxisalltag sowie in allen beteiligten Bereichen.

Oliver Poppe
CAD/CAM- und ConnectDental-Experte bei Henry Schein Dental Deutschland. Poppe steht im regelmäßigen Austausch mit Zahnarztpraxen und Laboren.
Kontakt: oliver.poppe@henryschein.de