Reparaturen mit Komposit



Trotz der Vielzahl an Weiterentwicklungen und der sehr guten Langzeitstabilität von Kompositrestaurationen kann es aus unterschiedlichen Gründen vereinzelt vorzeitig zu einem teilweisen oder kompletten Versagen von Versorgungen kommen. Die Reparatur mit Komposit ist dann eine Alternative zum kompletten Füllungsaustausch – gerade bei kleineren Kompositfrakturen, Infraokklusion, Abplatzungen, freiliegenden Schmelz- oder Dentinrändern, lokalisierter Randkaries, einer unzureichenden anatomischen Form oder Verfärbungen einer ansonsten klinisch noch akzeptablen adhäsiven Restauration. Sie ist substanzschonend, zeitsparend und bewegt sich auf dem aktuellen Stand der Technik.

Minimalinvasives Konzept

Dem minimalinvasiven Konzept trägt die Reparatur Rechnung, indem sie eine weitere Schwächung des versorgten Zahns vermeidet und die intakten Bereiche der Restauration und des adhäsiven Verbunds erhält.
Gegenwärtig empfiehlt die aktuelle Datenlage die Reparatur einer Kompositrestauration bei kleinen, lokalisierten Defekten. Unterschiedliche Faktoren haben jedoch einen großen Einfluss auf den Erfolg solcher Reparaturen. Einerseits spielt das verwendete Komposit eine entscheidende Rolle, andererseits aber auch die Präparation der vorhandenen Komposit- und Zahnoberfläche.

Grundsätzlich ist die chemische Anbindung an die Oberfläche eines „alten“ Kompositinkrements geringer als die Verbindung zu einer neu gelegten mit vorhandener Sauerstoffinhibitionsschicht. Negativ auf die Anbindung wirken zudem die allgemeine chemische und physikalische Alterung, die sich nachteilig auf die vorhandene Wasserabsorption auswirkt, sowie der Verlust reaktiver Monomere in älteren Kompositbereichen. Daher ist es besonders wichtig, dass das vorhandene Komposit vorbehandelt und die Oberfläche für die Anbindung der neuen Versorgung reaktiviert wird. Um bei der Reparatur hochwertige Ergebnisse zu erzielen und die Adhäsion zu verbessern, empfiehlt sich ein validiertes Vorgehen des Zahnarztes mit indikationsbezogenen Materialien. Im vorliegenden Patientenfall wurden daher iBOND Universal und Venus Pearl verwendet – beide Materialien bilden ein für diese Indikation geprüftes System.

Indikationsspektrum

Das Nanohybridkomposit Venus Pearl basiert auf einem speziellen TCD-Urethan-Monomer. Seine innovative Matrix bewirkt gemeinsam mit einem optimierten Füllersystem eine niedrige Schrumpfspannung und eine hohe mechanische Festigkeit. Das eingesetzte Füllstoffsystem besteht aus drei Komponenten: Barium-Aluminium-Fluoridglas sorgt für eine sehr gute mechanische Widerstandsfähigkeit und Röntgensichtbarkeit; die nicht agglomerierten Nanofüller bewirken durch ihre optischen Eigenschaften eine gute Farbanpassung sowie eine natürliche Ästhetik und zuletzt tragen präpolymerisierte Füller zu einem angenehmen weichen Handling des Materials bei. Außerdem lässt sich Venus Pearl gut modellieren und klebt kaum an dem verwendeten Instrument.

Universalkomposit

Als Universalkomposit lässt sich Venus Pearl sowohl in der Front als auch im Seitenzahnbereich anwenden. Besonders zum Tragen kommen seine Eigenschaften jedoch bei anatomisch und ästhetisch anspruchsvollen Frontzahnarbeiten. Zu nennen sind hier beispielsweise Verfärbungen, Schneidekantenfrakturen, Formanomalien und die Reparatur bestehender Restaurationen oder Abrasionen. Darüber hinaus hat Heraeus Kulzer für die Venuskomposite (Venus Pearl, Venus Diamond und Venus Diamond Flow) ein spezielles Farbsystem entwickelt, das drei Transluzenzlevel unterscheidet: Opakes Dentin, Universal und Inzisal. Die Universalfarben orientieren sich am Vita-Farbsystem. Mit HK A2.5 und HKA5 verfügt das System außerdem über weitere ergänzende Farben.

In Kombination mit dem lichthärtenden, selbstkonditionierenden Einkomponenten-Adhäsiv iBOND Universal wird der Anwendungsbereich von Venus Pearl noch einmal wirkungsvoll ergänzt. Das Adhäsiv kann wahlweise in selektiver Schmelzätz-, Etch & Rinse- oder Self-Etch-Technik verwendet werden. Das verwendete Lösungsmittel Aceton sorgt für die Ausbildung einer stabilen Hybridschicht. Die Adhäsion wird bei iBOND überwiegend über die bewährten funktionellen Monomere 4-META und MDP hergestellt. Sie bewirken durch ihre sauren Gruppen eine zuverlässige Demineralisierung von Schmelz und Dentin und stellen so eine optimale Vernetzung und Anbindung an das Komposit sicher. Beide Monomere verhelfen zu einer chemischen Haftung an Hydroxylapatit. MDP sorgt außerdem für eine stabile Haftung an Metall und Oxidkeramik, während 4-META zur Anbindung an das Dentin beiträgt.

So hat man als Behandler selbst die Möglichkeit, darüber zu entscheiden, ob man mit der Etch & Rinse-, der Self-Etch- oder der selektiven Schmelzätz-Technik arbeiten möchte. Aufgrund seiner Materialeigenschaften haftet iBOND Universal auf verschiedensten Werkstoffen, wodurch es sich besonders gut für die Reparatur verschiedenster Restaurationen eignet. Es ist darüber hinaus mit allen licht-, selbst- und dualhärtenden Kompositaufbaumaterialien und -zementen ohne zusätzlichen Aktivator verwendbar – allein für die Anbindung an Silikat-/Glaskeramik muss die Oberfläche zusätzlich mit iBOND Ceramic Primer vorbereitet werden.

Der konkrete Fall

Der Patient stellte sich mit einer durch Überlastung und palatinale Abrasion frakturierten Inzisalkante mesial an Zahn 11 vor. Die Labialfläche war bereits mit einer Kompositrestauration versorgt, und die Fraktur reichte bis in die bestehende Kompositfüllung hinein (Abb. 1) – die labialen Restaurationen in der Front wurden vor Jahren zur Korrektur dysplastischer Schmelzareale hergestellt. Der Patient wünschte sich eine minimalinvasive Versorgung, die die bestehende Restauration nach Möglichkeit erhalten sollte.

Es zeigte sich, dass die Übergänge zwischen Komposit und Schmelz und die farbliche Adaptation aus ästhetischer Sicht nicht mehr optimal waren, aber weder Randspalten noch Sekundärkaries aufwiesen. Dem Patienten wurde eine Reparatur vorgeschlagen, da sie die natürliche Zahnhartsubstanz bei minimalem Präparationsbedarf maximal schont und die kombinierte Anwendung von iBOND Universal und Venus Pearl dabei alle Voraussetzungen für stabile und ästhetische Ergebnisse bietet. Eine besondere Herausforderung bei der Reparatur lag darin, eine möglichst ästhetische Adaptation von Venus Pearl an die Zahnhartsubstanz sowie die alte Restauration zu erreichen; eine weitere bestand darin, den Verbund zwischen den bestehenden Oberflächen und dem appliziertem Komposit sicherzustellen. Die Materialwahl fiel aufgrund seiner guten Modellier- und Adaptierbarkeit und seiner „cremigen“ Konsistenz auf Venus Pearl. Außerdem sprachen die hervorragende Farbadaptation an die Umgebung und die natürliche Ästhetik für das Material.

Farbschlüssel aus Originalmaterial

Die Farbauswahl erfolgte mithilfe des Venus-Pearl-Farbschlüssels, der aus dem Originalmaterial besteht. Anschließend wurden die Schneidekante sowie die bestehende Kompositrestauration mit einem Gelbringdiamanten geglättet und die Oberflächen angeraut (Abb. 2).

Beim bestehenden Komposit wurde so Platz für neues Material geschaffen und die Oberfläche für die Applikation von Adhäsiv und Komposit angefrischt. Unter Schutz des Nachbarzahns und Trockenlegung mit Kofferdam wurde nun iBOND Etch 35 Gel für ca. 30 Sekunden appliziert und anschließend gründlich mit Wasser abgespült (Abb. 3). In diesem Fall wurde die Schmelzätztechnik mit Phosphorsäuregel angewandt, da die Phosphorsäurekonditionierung – im Vergleich zu dem selbstkonditionierenden Effekt von iBOND Universal allein – ein ausgeprägteres mikroretentives Muster am Schmelz erzeugt, was eine langanhaltende Stabilität begünstigt.

Auf die getrocknete Schmelz- und Kompositoberfläche wurde im nächsten Schritt iBOND Universal aufgebracht (Abb. 4). Nach einer Einwirkzeit von 20 Sekunden wurden die Lösungsmittel verblasen, bis sich der Adhäsivfilm nicht mehr bewegte und durchgehend eine glänzende Adhäsivschicht zu sehen war (Abb. 5). Diese wurde anschließend für zehn Sekunden polymerisiert. Nun wurde Venus Pearl zunächst in der Farbe A2 dünnflächig auf das bestehende Komposit und die Inzisalkante des Zahns 11 aufgebracht, für 20 Sekunden polymerisiert und anschließend mit der Inzisalfarbe Venus Pearl CL überschichtet (Abb. 6).

Nach dem Finieren war der farbliche Übergang zwischen den beiden Komposits noch zu erkennen (Abb. 7). Dieser lässt sich jedoch mit fortschreitender Ausarbeitung und Politur mit Venus Supra Polierern kaschieren (Abb. 8). Das Abschlussfoto veranschaulicht gut die farbliche Adaptation der Venus-Pearl-Restauration an die natürliche Zahnfarbe und die alte Kompositrestauration (Abb. 9). Der Patient zeigte sich mit dem Ergebnis der Behandlung äußerst zufrieden.

Fazit

Es lässt sich konstatieren, dass die intraorale Reparatur von Restaurationen indikationsbezogen eine gute und einfach durchführbare Behandlungsoption ist. Die Zahnhartsubstanz wird maximal geschont und der „Kreislauf des wiederkehrenden Restaurationsaustausches“ wird durchbrochen. So wird verhindert oder zumindest verlangsamt, dass sich die gesunde Zahnhartsubstanz stetig weiter reduziert. Die kombinierte Anwendung von iBOND Universal und Venus Pearl unterstützt den Zahnarzt in dieser Indikation perfekt und schafft für den Patienten ästhetische und stabile Ergebnisse.

Dr. Janine Schweppe,
seit 2008 als Global Scientific Affairs Manager Direct Restorations bei Heraeus Kulzer, Gastzahnärztin in der Poliklinik für Zahnerhaltungskunde, Universitätsklinik Mainz.
janine.schweppe@kulzer-dental.com

Dr. Marcus Holzmeier,
seit 2007 als Kieferorthopäde in freier Praxis tätig, Lehrbeauftragter an der Uni Würzburg, weitere Schwerpunkte: Adhäsivtechnik und die ästhetische Zahnheilkunde.