Dentsply Sirona World 2017
7500 Zahnärzte und 110 Referenten aus 50 verschiedenen Ländern trafen sich in Las Vegas. Highlight des komplett ausverkauften Events: eine Live-Implantatbehandlung. Operateur Dr. Neal Patel aus Powell, Ohio, ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und kommentierte völlig gelassen jeden OP-Schritt.
Das war schon faszinierend: Nur wenige Meter vom Publikum entfernt – in einem abgetrennten Bereich der Industrieausstellung – führte Dr. Neal Patel aus Powell, Ohio, eine Sofortimplantation durch, die über den Live-Stream von den 7500 Teilnehmern in der General Session mit verfolgt wurde. Patel zeigte, wie sich in weniger als einer Stunde ein nicht mehr erhaltenswerter Zahn extrahieren und temporär sofort versorgen lässt. Spannend: Die Jumping-Distanz füllte Patel dabei nicht mit herkömmlichem Knochenersatzmaterial, sondern mit der fein gemahlenen Wurzel des frisch extrahierten Zahns. Ganz wichtig dabei sei aber die sorgfältige Entfernung des Ligaments, betonte er.
Für viele der Teilnehmer war erstaunlich, wie gelassen Patel die OP durchführte und gleichzeitig jeden Schritt erklärte. Dazu beigetragen haben dürfte die Tatsache, dass die Insertion „guided“ erfolgte, mittels Bohrschablone, die direkt vor Ort hergestellt wurde.
One Visit Implantology
Patientenberatung, Implantatplanung, Implantatinsertion und provisorische Versorgung in einer Sitzung – was in den USA gang und gäbe ist, etabliert sich auch in Deutschland mehr und mehr. Alle Arbeitsabläufe sind durchgeplant und bauen aufeinander auf. Für Dentsply Sirona ist die „One Visit Implantology“ bereits heute Realität. Auch wenn am Ende „nur“ eine provisorische Versorgung erfolge, „dem Patienten wurde in einer Sitzung geholfen, er geht versorgt nach Hause“, bringt es Holger Emmert, Director Global Marketing CEREC, auf den Punkt. Natürlich ziehe die Chairside-Implantologie die größten Veränderungen des Praxisablaufs nach sich, räumte er in Las Vegas im Gespräch mit dem DENTAL MAGAZIN ein. „Doch es ist einfach die patientengerechteste Lösung.”
Guided Surgery
Das geführte Vorgehen hilft bei der „One Visit Implantology“ immens, wie die Live-Op von Patel zeigte. In Kombination fungieren dabei 3D-Daten und die Daten der digitalen Abformung für die virtuelle Implantatplanung sowie für das Einsetzen des Implantats mithilfe von Bohrschablonen. Die Daten werden „gematcht“. Um den individuellen Anforderungen der Behandler gerecht zu werden, bietet Dentsply Sirona dabei unterschiedliche Arbeitsabläufe an:
- Der mySimplant-Service steht für Zahnärzte, die sich schon bei der Planung von externen Experten unterstützen lassen möchten, bereit.
- SICAT-Bohrschablonen oder Simplant-Schablonen eignen sich für Zahnärzte, die zwar selbst planen, aber die Schablonen zentral herstellen lassen wollen.
- CEREC Guide 2 ermöglicht es Zahnärzten, den gesamten Arbeitsablauf in Eigenregie in der Praxis umsetzen.
CEREC offen
Als „Service am Kunden“ bezeichnet Emmert die mit der Software 4.5. eingeführte Öffnung von CEREC. „Die Digitalisierung 2017 hat heute ein ganz anderes Niveau als noch vor fünf Jahren“, sagt Emmert. Weil die Zahl der digitalen Anwendungen in den Praxen stetig steige, biete Dentsply Sirona mit der CEREC-Öffnung die Möglichkeit, offene STL-Daten zu exportieren und so zu nutzen, wie es im jeweiligen Praxisablauf am sinnvollsten sei. Für den reinen CEREC-Ablauf war diese Öffnung dagegen nicht notwendig. Emmert: „Der CEREC-Workflow ist komplett durchdacht.“ Ein weiteres Beispiel für integrierte Abläufe ist die Endodontie: Diagnose und Behandlungsplanung werden durch DVT-basierte 3D-Endo-Software unterstützt.
Wie das funktioniert, demonstrierten Jörg Haist, Director Product Management Imaging, und Franziska Riversa, Senior Product Manager 2D/3D Extraoral Imaging, im Workshop „Endo and Conebeam“. Für die Therapie selbst entwickelte Dentsply Sirona eine integrierte Behandlungslösung von der Wurzel bis zur Krone: R2C („Root to Crown“) inklusive innovativer Feilenkonzepte sowie direkter und indirekter Restaurationskonzepte. Der Behandler profitiert zudem von der Endo-Funktion, die ein integrierter Bestandteil in den Behandlungseinheiten Teneo und Sinius ist. Sie sind die einzigen Behandlungseinheiten auf dem Markt, die über integrierte reziproke Feilensysteme verfügen.
TypiscHe US-Praxen
„Dee for Dentist“ heißt die 2011 in Las Vegas gegründete Praxis der Zahnärztin Dr. Rewadee D. Meevasin. Sie war die erste Zahnärztin, die beim Dentsply Sirona 3D Summit 2015 Implantatchirurgie live am Patienten durchgeführt hat – in weniger als 15 Minuten; erfolgreich und ohne nervös zu sein, wie sie berichtet. Denn Implantate binnen maximal einer Viertelstunde zu setzen „ist Standard in unserer Praxis“.
Wichtig dafür seien neueste und patientengerechte Technologien, wie das DVT-System Galileos Comfort Plus. Die Pluspunkte: einfache Positionierung, geringe Strahlendosis, breites Sichtfeld (FoV mit 15 cm Durchmesser) und Softwarelösungen, die zur Erweiterung der Behandlungsleistungen beitragen. Dank des großen Sichtfelds ist Meevasin zum Beispiel auch in der Lage, die Atemwege zu untersuchen, was ihr beim Diagnostizieren von Schlafapnoe hilft.
„Dee for Dentist“ ist typisch amerikanisch konzipiert. Geschlossene Behandlungszimmer existieren nicht und werden offenbar auch vom Patienten nicht erwartet. Zwei Ärzte, zwei Dentalhygieniker, zwei Assistenten, ein Rezeptionsangestellter und ein Praxisleiter zählen zum Team. Es gibt insgesamt sieben Behandlungsplätze, die zwar getrennt, aber zum Flur hin offen sind.
Vier Plätze werden für Zahnarztbehandlungen genutzt, die anderen drei für Hygienebehandlungen. Fünf Behandlungsbereiche wurden mit Sirona C8+-Behandlungseinheiten ausgestattet. Die Praxis ist gut 200 Quadratmeter groß. Mit 1200 aktiven Patienten und im Durchschnitt der vergangenen drei Jahre etwa 32 neuen Patienten pro Monat wächst die Zahl der Patienten in der Praxis stetig. Freitags ist die Praxis übrigens geschlossen. An den übrigen Tagen steht das „Dee for Dentist“-Team dafür bis in die Abendstunden zur Verfügung.