Leser fragen - wir antworten (Teil 7)

Dokumentation bei der Siegelnahtkontrolle

Die Medizinprodukteaufbereitung in Zahnarztpraxen gewinnt an Bedeutung. Nach Medizinprodukte-Betreiberverordnung ist die Aufbereitung von Medizinprodukten mit geeigneten Verfahren durchzuführen. Die DIN-Norm EN ISO 11607-2 beschreibt diese Prozesse.



Da zahnärztliche Instrumente auch Haut und Schleimhäute von Patienten berühren oder durchdringen, stufen die Richtlinien des Robert Koch-Instituts (RKI) einen Teil davon als „kritisch“ ein. Das heißt, die Instrumente müssen dem Zahnarzt vor jeder neuen Behandlung in sterilisierter Form zur Verfügung stehen. Bereits seit 2006 sind Praxen rechtlich verpflichtet, zu diesem Zweck gemäß DIN EN ISO 11607-1 ein entsprechendes Sterilbarrieresystem einzurichten. Fest steht: Bei der Verpackung von sterilisierten Instrumenten ist ein Höchstmaß an Sorgfalt geboten. Als Schlüsselfaktor in der Kette der hygienischen Aufbereitung birgt dieser Arbeitsschritt einige Risiken und potenzielle Fehlerquellen.

Jeder Schritt überprüfbar

Die RKI-Empfehlung (KRINKO/BfArM) fordert, dass das Verpackungssystem kompatibel zum Sterilisationsverfahren sein muss und die Sterilität der Instrumente bis zur Anwendung am Patienten gewährleistet werden muss. Eine Rekontamination des Medizinprodukts nach seiner Aufbereitung muss im Sinne des Patientenschutzes bis zur Anwendung ausgeschlossen werden, um behandlungsbedingte Infektionen abzuwenden.

Das Thema kann für den Zahnarzt und sein Team unter anderem bei einer Praxisbegehung relevant werden, denn diese behördlichen Überprüfungen nehmen jährlich zu. Entscheidend ist es, dass jeder Schritt des Verpackungsvorgangs im Rahmen der Prozesskontrolle überprüfbar ist. Anwenderfreundlichkeit ist in diesem Zusammenhang ein zentrales Stichwort – auch weil es die Fülle dieser Pflichten erfordert, dass die zusätzlichen Aufgaben zeitökonomisch sinnvoll ausführbar sind. Gerade im stressigen Praxisalltag dürfen gewohnte Abläufe nicht behindert werden.

Dokumentation mit Softwareunterstützung

Innovative Softwareentwickler arbeiten deshalb ständig daran, ihre Programme um Funktionen zu erweitern, die Praxen bei der Dokumentation im Bereich Hygiene unterstützen. Dies gilt auch für die Prozesse bei der Verpackung steriler zahnärztlicher Instrumente. Entsprechende Schnittstellen mit der Software moderner Versiegelungsgeräte eröffnen Praxisbetreibern neue Möglichkeiten, wichtige Daten innerhalb eines Qualitätsmanagementsystems weiterzuverarbeiten.

Fragen und Antworten

Fragen zu diesem Thema beantworten Zahnarztberater Christian Henrici, Geschäftsbereichsleiter Markt und Kooperation bei der DAMPSOFT GmbH, und Dietmar Hermann, zahnärztlicher Produktmanager bei Dampsoft.

Was sind die wichtigsten zu dokumentierenden Schritte bei der Verpackung zahnärztlicher Instrumente?
Hochentwickelte Verpackungssysteme führen den Anwender Schritt für Schritt durch den Prozess, denn die Siegelbeutel müssen nachweislich korrekt verschlossen werden. Die wichtigsten Punkte sind dabei Siegeltemperatur, Anpressdruck und Dauer sowie die Siegelgeschwindigkeit. Diese Daten sollten sich leicht nachvollziehen, erfassen und überprüfen lassen. Optimiert durch Schnittstellen mit einer vielseitigen Praxissoftware können die Prüfprotokolle über das Netzwerk oder mithilfe einer SD-Karte übertragen und gespeichert werden, je nachdem, ob sich ein PC in der Nähe des Verpackungsgeräts befindet oder nicht. So stehen die Werte für das Qualitätsmanagement oder im Fall einer Praxisbegehung schnell und zuverlässig zur Verfügung.

Inwiefern spielt die Zahl der Siegelnähte eine Rolle bei der Dokumentation?
Die Siegelnähte, die beim Verschließen der Verpackungen entstehen, müssen ohne Fehlstellen und durchgehend sein. Für eine lückenlose Dokumentation muss gewährleistet sein, dass jeder Naht ein Protokoll zugeordnet werden kann. Eine geeignete Software enthält deshalb Funktionen, die es ermöglichen, dass der Nutzer die Zahl der Siegelnähte einstellen kann, wenn verschiedene Verpackungsformen zur Anwendung kommen. Einschweißfolien, die von einer Rolle abgeschnitten werden, benötigen beispielsweise immer mindestens zwei Siegelnähte. Im Siegelnahtkontrollbuch der Firma Dampsoft werden Verpackungen, die an zwei Seiten gesiegelt werden, als Vorgang mit zwei Kästchen angezeigt. Dies ist eine Möglichkeit der Darstellung für die Protokolle.

Weichen die Siegelnähte vom voreingestellten Standardwert ab, ist es wichtig, die Zahl der Siegelnähte für die nächste Beutelnummer anzupassen.

Ist es möglich, den Siegelbeutel in der Dokumentation dem mit den Instrumenten behandelten Patienten zuzuordnen?
Es gibt einige Gründe, warum es bedeutend sein kann, dass ein Siegelbeutel konkret einem Patienten zugeordnet werden kann. Muss ein Praxisbetreiber im Arzthaftungsprozess nachweisen, dass die Instrumente, die er bei einem bestimmten Eingriff verwendet hat, einwandfrei sterilisiert und verpackt wurden, kann ein entsprechendes Protokoll materiellen und immateriellen Schaden abwenden. Eine moderne Software bietet idealerweise die Möglichkeit, über die Sitzungsdaten zu hinterlegen, welche Instrumente, Trays oder Siegelbeutel bei der Behandlung benutzt wurden. Der Anwender wählt dann eine Option aus.

Können die Mitarbeiter mithilfe der Software gezielt nach bestimmten Informationen in den Protokollen suchen?
Das Gesetz schreibt vor, dass der zuständige Mitarbeiter bei jedem Sterilisationsgang ein handschriftliches oder EDV-gestütztes Chargenprotokoll führen muss. Dabei sind folgende Angaben festzuhalten: Datum, im Fall mehrerer Chargen pro Tag die Uhrzeit, das Programm, das verwendet wurde, das Sterilgut, die Freigabe und der dazu autorisierte Mitarbeiter.

Der Vorteil einer digitalen Dokumentation ist die Möglichkeit, Daten schnell und unkompliziert zu finden. Bei der Suche nach einer konkreten Information kann nach bestimmten Vorgaben gefiltert werden. Beispielsweise kann der Anwender nach Versiegelungsvorgängen innerhalb eines bestimmten Zeitraums suchen oder eine Chargennummer ins Programm eingeben.

Christian Henrici
Zahnarztberater und Leiter des Geschäftsbereichs Markt & Kooperation der DAMPSOFT GmbH

Dietmar Hermann
Zahnärztlicher Produktmanager beim Softwareunternehmen DAMPSOFT GmbH