Interview mit Studienautor Dr. Martin Koch

Turbineneinsatz unter Corona-Bedingungen

Eine Absaugkanüle mit einem hohen Saugvolumen gewährleistet, dass Aerosole massiv reduziert werden. Wichtig sind auch die Haltetechnik während der Absaugung und die regelmäßige Reinigung und Desinfektion der Anlage. Weitere Tipps für die Praxis gibt Studienmitautor Dr. Martin Koch in unserem Interview.



Herr Dr. Koch, was hat Sie bei Ihrer Studie am meisten überrascht?
Ganz eindeutig der Speichelsauger. Er reduziert die Partikelemission um gerade einmal 13 Prozent. Erst mit der optimalen Anwendung einer Universalkanüle oder einer speziellen Aerosolkanüle drückt man die Partikelzahl unter die Nachweisgrenze. Daher der Tipp: Verlassen Sie sich in puncto Absaugung nie allein auf den Speichelsauger!

Bin ich denn mit einem hohen Vakuum auf der sicheren Seite?
Nein, das scheint zwar intuitiv einzuleuchten. Aber ein hohes Vakuum brauchen Sie beispielsweise in der Chirurgie, wenn es im Gefolge eines kieferchirurgischen Eingriffs zu einer Nachblutung kommt. Dann müssen Sie auf den Punkt mit einem starken Vakuum Blut und Gewebepartikel aufsaugen können.
Dagegen wiegt es Sie im Allgemeinen in falscher Sicherheit, wenn Sie mit dem verbreiteten Daumentest ein kräftiges Vakuum spüren oder wenn Sie einen hohen Wert in Pascal oder Millibar messen könnten. Denn die entscheidende physikalische Größe ist der Volumenstrom in Litern pro Minute! Diesen können Sie allerdings nicht selbst messen, weil es ein spezielles Gerät erfordert. Daher der Tipp: Lassen Sie den Volumenstrom regelmäßig von einem Techniker mit einem Messgerät kontrollieren!

Die schnelllaufende Turbine lässt sich ohne Weiteres auch unter Corona-Bedingungen verwenden, aber wie steht es mit dem Pulver-Wasserstrahl-Gerät für die Zahnreinigung?
Das ist eine wichtige Frage, denn Pulver-Wasserstrahl-Geräte erzeugen die meisten Partikel, beschleunigen die Partikel stärker und bringen sie auf hohe Geschwindigkeiten, sodass sie schwerer abzusaugen sind. Darum schafft es hier die Universalkanüle nicht bis unter die Nachweisgrenze, selbst bei optimaler Anwendung nicht, sondern nur die Aerosolkanüle. Daher der Tipp: Verwenden Sie in der PZR immer eine speziell geformte Aerosolkanüle bei 300 Litern pro Minute Volumenstrom!


Der Autor

Foto: privat

Dr. Martin Koch,
Technische Akademie Dürr Dental SE