Hart umkämpfter Wettbewerb

Werbung in eigener Sache

Niedergelassene Zahnärzte müssen im Wettbewerb nicht nur durch ein zielorientiertes Leistungs- und Serviceangebot überzeugen – relevante Alleinstellungsmerkmale, die eine Praxis zur Marke machen, sollten für potenzielle Patienten auch sichtbar sein.


Die Digitalisierung als ein Merkmal, sich von anderen Praxen abzuheben Nestor/Fotolia


Ein Großteil der Praxisbetreiber nutzt deshalb das Internet für eine wirksame Außendarstellung. Die professionelle Praxiswebsite als Visitenkarte ist Pflicht. Darüber hinaus entdecken immer mehr Zahnärzte Social-Media-Dienste wie Facebook als Instrument zur Patientenbindung. Umso erstaunlicher, dass Praxischefs das Potenzial von Website oder Fanpage auf einem weiteren wichtigen Gebiet meist ungenutzt lassen: dem Recruiting. Dabei gehört Personalmangel heute zu den größten Herausforderungen der Praxisführung.

Der Fachkräftemangel ist in der Dentalbranche allgegenwärtig. Deshalb sind Zahnärzte, die händeringend qualifiziertes Personal suchen, leider die Regel. Die Gründe, warum das Interesse an Berufen, wie dem der ZFA, nicht mit dem herrschenden Bedarf Schritt hält, sind vielfältig. Gemessen an der ständig wachsenden Zahl verantwortungsvoller Aufgaben ist die Vergütung vergleichsweise niedrig. Das gilt auch für andere Ausbildungsberufe im dentalen Bereich. Eine sehr gut ausgebildete Zahnmedizinische Verwaltungsassistentin an der Rezeption ist, was ihr Jobprofil betrifft, mit einer Chefsekretärin in einem mittelgroßen Betrieb vergleichbar. Die Gehälter, die Arbeitgeber an die beiden Berufsgruppen zahlen, unterscheiden sich jedoch wesentlich. Dennoch wäre eine Betrachtungsweise allein aus diesem Blickwinkel zu eindimensional, um zu erklären, warum sich immer weniger Arbeitnehmer dafür entscheiden, ihren Lebensunterhalt in einer Zahnarztpraxis zu verdienen.

Der demografische Wandel aus dem Zusammenspiel von niedriger Geburtenrate und steigender Lebenserwartung stellt in der Dentalbranche ebenso eine Herausforderung für die Anwerbung neuer Mitarbeiter dar wie in anderen Berufsgruppen. Parallel zu diesem Trend gewinnen am Gesundheitsmarkt neue Technologien an Bedeutung. Sei es, um die Produkte selbst weiterzuentwickeln, oder um durch verbesserte Abläufe Vorteile gegenüber den Wettbewerbern zu erlangen. Dies gilt auch für die Zahnarztpraxis. Innovationen im Zusammenhang mit der Behandlung selbst oder die Diagnostik betreffend erfordern spezielle Kenntnisse. Gleiches gilt für moderne Entwicklungen in der Praxisverwaltung.

Qualifiziertes Fachpersonal

Elektronische Terminplanung oder Dokumentation sind nur wenige Beispiele für die Notwendigkeit, qualifiziertes Fachpersonal im Praxisalltag einzusetzen. Hinzu kommt, dass viele der Tätigkeiten durch klassische „Frauenberufe“ besetzt sind. Das heißt, Zahnärzte als Arbeitgeber müssen mit einer hohen Fluktuation rechnen, wenn ihre weiblichen Angestellten eine Familie gründen oder mit ihren Ehemännern umziehen.

Praxisbetreiber auf der Suche nach neuen Mitarbeitern klagen oft darüber, dass die Resonanzen auf Stellenausschreibungen dürftig sind. Wer kompetente Verstärkung für sein Team sucht, muss deshalb selbst aktiv werden und dabei möglicherweise auch ungewöhnliche Wege in Betracht ziehen. Tage der offenen Tür, um potenziellen Mitarbeitern Einblicke in ihr mög‧liches Arbeitsumfeld zu gewähren, sind eine Option. Solche Veranstaltungen kann man beispielsweise auf der Praxiswebsite, der Fanpage oder am schwarzen Brett in Berufsschulen bewerben.

Die Anzeige in einer Tageszeitung ist zwar ein probates Mittel bei der Personalsuche – wer sich jedoch Angestellte wünscht, die besonders engagiert sind, sollte ein Stellengesuch in einer zahnmedizinischen Fachzeitschrift in Betracht ziehen. Denn eine ZFA, die bereit ist, ihr Wissen zu vertiefen, wird gewiss auch bei ihren täglichen Aufgaben in der Praxis nicht nur Dienst nach Vorschrift verrichten. Eine weitere Möglichkeit ist der Blick über den Tellerrand. Bestimmte Aufgabenbereiche bieten sich für Quereinsteiger an, zum Beispiel die Rezeption. Hotelfachkräfte sind stressresistent und mit den Herausforderungen am Empfang vertraut. Es lohnt sich für niedergelassene Zahnärzte, Spezialisten aus anderen Branchen eine Chance zu geben.

Das Schaufenster der Praxis

Die Praxiswebsite ist das ideale Medium, um Patienten ein individuelles Spektrum an zahnmedizinischen Leistungen und ein darauf abgestimmtes Servicekonzept zu präsentieren. Denn immer mehr Menschen suchen online nach einem Zahnarzt, der zu ihnen passt. Ausschlaggebend für die Entscheidung ist jedoch nicht nur der fachliche Leistungskatalog, sondern vielmehr ob der Internetauftritt die Besucher der Seite emotional anspricht. Deshalb gibt es bestimmte Schwerpunkte des Interesses, wenn ein Nutzer die Website gefunden hat. Der erste Click führt meist auf die Teamseite, dicht gefolgt von Fotos, die Impressionen der Praxis liefern, und der Seite mit den Kontaktdaten. Das liegt auch daran, dass Patienten die Fachkompetenz eines Behandlers nur schwer einschätzen können. Deshalb orientieren sie sich an anderen Entscheidungskriterien. Sympathie, Ausstrahlung und Freundlichkeit spielen dabei eine große Rolle. Gelungene Fotos auf der Teamseite zeigen im wörtlichen Sinn das „Gesicht“ der Praxis und geben oft den Ausschlag, ob sich Patienten gut aufgehoben fühlen. Relevant sind Faktoren, die das Unterbewusstsein ansprechen, weil nur auf diese Weise Vertrauen aufgebaut wird.

Viele Praxen verfügen bereits über einen Internetauftritt zur Patientenneugewinnung und -bindung. Diesen ebenso zu nutzen, um sich als attraktiver Arbeitgeber in den Blickpunkt potenzieller Mitarbeiter zu rücken, ist eine naheliegende Möglichkeit. Unternehmen, die in den verschiedensten Branchen angesiedelt sind, werben auf den Karriereseiten ihrer Firmenwebsites aktiv mit den Vorteilen, die sie ihren Angestellten bieten. Die Bandbreite reicht von Gleitzeitmodellen, Fortbildungsprogrammen, dem Angebot einer betrieblichen Altersvorsorge bis hin zu Home-Office-Plätzen und flachen Hierarchien.

Von der besten Seite zeigen

Besonders im Hinblick auf die vergleichsweise niedrigen Gehälter, die zahnmedizinische Angestellte üblicherweise beziehen, sollten sich Praxisbetreiber ebenfalls nicht scheuen, sich zukünftigen Mitarbeitern von ihrer besten Seite zu zeigen. Tatsächlich gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten, wie Zahnärzte ihre Praxis als vielversprechenden Arbeitsplatz präsentieren können. Das fängt schon mit einer überzeugenden Praxisphilosophie an. Denn damit überzeugt der Betreiber nicht nur seine Patienten. Er signalisiert auf diese Weise, dass er nicht irgendeine ZFA sucht, sondern Mitarbeiter anspricht, denen er etwas zutraut und auf die er sich bei der Umsetzung seines Praxiskonzepts verlässt.

Das Angebot spezieller Fortbildungen und regelmäßiger Mitarbeitergespräche zeigt, dass der Zahnarzt ernsthaft an der Entwicklung seines Teams interessiert ist. Vielleicht hat er sogar noch mehr zu bieten: Zahnärzte, die ihr Personal leistungsgerecht entlohnen, sollten dies ebenfalls kommunizieren. Ganz gleich, ob es sich um einen monetären Bonus für besondere Leistungen handelt oder um andere Belohnungssysteme, wie zusätzliche Urlaubstage, Gutscheine oder mehr Verantwortung im Beruf. Auf den Seiten „Über die Praxis“, „Jobs“ oder „Karriere“ sind solche Inhalte gut positioniert. Grundsätzlich sollte ein Zahnarzt mit Personalverantwortung seine eigenen Qualitäten als Arbeitgeber kennen. Im Zweifel könnte er bei der nächsten Teamsitzung seine Mitarbeiter bitten, anonym zu notieren, was sie an ihrem Arbeitsplatz besonders schätzen.

Fazit

Das Internet spielt auch in der dentalen Welt eine immer größere Rolle. Findige Zahnärzte nutzen dies nicht nur zur Patientenbindung, sondern auch zur Personalsuche. Die eigene Praxisweb‧site ist eine naheliegende Möglichkeit, sich als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren.