„Die Darstellung der eigenen Persönlichkeit sollte Priorität haben“
Viele denken darüber nach, aber nur wenige trauen sich, das Thema Social Media für die Zahnarztpraxis aktiv anzugehen. Dabei sind die meisten Kollegen auch privat bei Facebook, Instagram und Co. unterwegs. Warum die Plattformen dann nicht für den beruflichen Erfolg nutzen? Dr. med. dent. Jürgen Bosch aus Mannheim betreibt mittlerweile mehrere Kanäle in den sozialen Netzwerken. Worauf es seiner Meinung nach dabei ankommt und wie er das Ganze umsetzt, erzählt er im Interview.
Herr Bosch, Sie haben vor Kurzem eine neue Praxiswebsite online gebracht, einen Imagefilm für Ihre Praxis gedreht und sind mit Ihrer Praxis in diversen sozialen Medien präsent. Wie wichtig ist generell das Online-Marketing für Sie?
Dr. Jürgen Bosch: Die Zeiten ändern sich. Während früher Patienten hauptsächlich über Mundpropaganda von der Praxis erfahren haben, können wir heute auf viel mehr Möglichkeiten zugreifen, um neue Patienten zu gewinnen. Millionen Menschen sind erreichbar im Netz – warum sollten wir das nicht nutzen? Es ist für uns eine neue Art der Patientenakquise.
Seit wann verfolgen Sie das Thema Social Media und wie sind Sie dazu gekommen?
Dr. Jürgen Bosch: Das Thema Social Media verfolgen wir schon länger. Unsere Facebook-Seite existiert bereits seit einiger Zeit. Richtig aktiv geworden und intensiviert haben wir die Bemühungen aber erst seit Anfang 2020. Darauf gebracht hat mich mein Sohn Marvin Bosch. Er ist Firmengründer von der Malix Filmproduktion, die sich auf Imagefilme, Werbefilme und Social Media Content spezialisiert hat.
Welche Kanäle betreiben Sie in den sozialen Netzwerken?
Dr. Jürgen Bosch: Im Fokus stehen bei uns Instagram und Facebook für den täglichen Content. Als Videoplattform nutzen wir YouTube, hier posten wir die aufwendigeren Filmproduktionen. Um im Google Ranking zu steigen, nutzen wir außerdem Google My Business. Hier posten wir Neuigkeiten und besondere Beiträge.
Worauf legen Sie bei der Kommunikation Wert?
Dr. Jürgen Bosch: Hohen Wert legen wir auf Authentizität und Seriosität. Wir möchten ein gewisses Niveau vermitteln und nicht aufdringlich wirken. Patienten sollen Spaß am Konsumieren unseres Contents haben. Wir bemühen uns quasi um „Social Entertainment“.
Können Sie uns ein paar Beispiele geben, was Sie normalerweise so posten?
Dr. Jürgen Bosch: Wir posten in der Regel Einblicke in den Praxisalltag, Impressionen von unserer Praxiseinrichtung, Aufklärungsvideos zu verschiedenen sinnvollen Themen auf Instagram-TV (IGTV), Vorher-Nachher-Bilder von Behandlungen und Einblicke aus unserem Privatleben (wie Hobbys und Familie).
Wir planen außerdem in Zukunft, Erfolgsstorys mit und von unseren Patienten zu zeigen, das heißt, die Erfahrungen der Patienten und ihre Vorher-Nachher-Entwicklung darzustellen. Und auch das Thema Mitarbeiterakquise über Social Media wollen wir stärker in den Fokus nehmen.
Woher kommen die Ideen für die Inhalte? Werden Sie selbst kreativ oder haben Sie professionelle Unterstützung?
Dr. Jürgen Bosch: Die Ideen entstehen aus meiner persönlichen Kreativität heraus oder aus Teammeetings. Für die Umsetzung haben wir dann jedoch professionelle Unterstützung durch die Firma meines Sohnes (Malix). Vor allem auf technischer Ebene, wenn es um Dinge, wie das Videoschneiden oder die Bildbearbeitung geht.
Warum haben Sie sich für die Produktion eines Imagefilms entschieden und welche Botschaft wollten Sie mit dem Video rüberbringen?
Dr. Jürgen Bosch: Mit unserem Imagefilm möchten wir einerseits unsere moderne Praxiseinrichtung präsentieren. Andererseits gebe ich Einblicke in meinen privaten Alltag. Damit möchten wir die Werte und Einstellung der Praxis Bosch vermitteln und Vertrauen zu unseren Patienten aufbauen. Ich bin der Meinung, man kann über Bewegtbild mehr Emotionen und mehr Informationen transportieren. Ein Bild sagt schließlich mehr als tausend Worte und ein Video besteht aus tausend Bildern. Das Video hat für mich im Vergleich zur Webseite eine ganz andere Dimension der Persönlichkeitsdarstellung.
Haben Sie zum Abschluss noch Tipps für Kollegen, die sich gern intensiver mit dem Thema Social Media für die Zahnarztpraxis auseinandersetzen wollen?
Dr. Jürgen Bosch: Meinen Kollegen empfehle ich, sich Unterstützung von Dienstleistern im Social-Media-Bereich zu holen. So spart man Zeit, vermeidet Fehler und der Erfolg stellt sich schneller ein. Generell sollte der alte Spruch gelten: „Man muss mit der Zeit gehen, sonst geht man mit der Zeit“. Das heißt, sich an dem aktuellen Nutzungsverhalten der Patienten zu orientieren und sich auch auf neue Technologien einzulassen. Unserer Erklärvideos produzieren wir zum Beispiel mit einer Teleprompter-App über Handy oder iPad.
Außerdem sollte die Darstellung der eigenen Persönlichkeit Priorität haben, denn Menschen folgen Menschen. Gleichzeitig muss man einen Mehrwert für die Patienten bieten: Der Content muss unterhaltend, informativ und persönlich sein. Wenn ich damit Patienten zur Interaktion bewegen kann und sie anderen über ihren Besuch in meiner Praxis berichten, ist das für mich kostenlose Werbung. Diese positiven Aussagen erhöhen unsere Glaubwürdigkeit in den Netzwerken, unseren sogenannten „Social Proof“.
Der Interviewpartner
Dr. med. dent. Jürgen Bosch
Zahnarzt und gelernter Zahntechniker mit eigener Praxis in Mannheim