Vor dem großen Ansturm auf Nummer sicher gehen
Zum 14. Januar 2020 stellt Microsoft den Support für sein Betriebssystem Windows 7 ein. Praxisinhaber sollten sich frühzeitig um eine Aktualisierung ihrer Software kümmern, um den sonst drohenden Gefahren aus dem Weg zu gehen. Welche das sind und wie die Praxen reagieren sollten, erklärt Christian Beckefeld, IT-Systemadministrator bei GERL. Dental, im Interview.
Welche Services fallen weg, wenn Microsoft Anfang 2020 den Support für Windows 7 einstellt?
Beckefeld: Alle. Es wird keine Sicherheitsupdates, Fehlerbehebungen oder ServicePacks mehr geben. Die technische Entwicklung von Windows 7 wird komplett eingestellt. Wer sich dann bei der Support-Hotline mit einem Problem meldet, wird gebeten, sein System auf Windows 10 zu aktualisieren.
Mit welchen Konsequenzen müssen Praxisinhaber rechnen, die trotzdem weiterhin mit Windows 7 arbeiten?
Beckefeld: Wer personenbezogene Daten wie Patientendaten verarbeitet, muss der Sorgfaltspflicht nachkommen, siehe DSGVO. Ein veraltetes Betriebssystem ist nicht als sicher einzustufen. Neben den rechtlichen Aspekten gibt es auch einen ganz offensichtlichen: Sollte ein Virus die Daten verschlüsseln, weil es sich auf einem Windows-7-Rechner einnisten konnte, wird die gesamte Praxis lahmgelegt. Wenn nur noch mit Stift und Papier gearbeitet werden kann, wird der wirtschaftliche Schaden schnell ersichtlich.
Was müssen die Praxen vor Erreichen der Frist tun?
Beckefeld: Im Vorfeld sollte abgeklärt werden, ob die verwendete Hardware wie PC, Drucker, Scanner unter Windows 10 lauffähig ist. Dies gilt genauso für die Software: Laufen das Abrechnungsprogramm oder der alte Virenscanner noch unter dem neuen Betriebssystem? Die Hersteller beschreiben oft auf ihren Internetseiten, welche Systeme kompatibel mit dem neuesten Windows sind. Wer eine Bestandsaufnahme Hardware/Software macht, ist auf der sicheren Seite. Darauf aufbauend kann die Praxis mit dem EDV-Dienstleister einen einfachen oder einen komplexen Umstellungstermin vereinbaren.
Ab welchem Alter muss man mit einem kompletten Austausch der Hardware rechnen?
Beckefeld: Die PCs sind weniger das Problem als alle weiteren Produkte, die sonst noch auf dem Tisch stehen: Laufen der Kartenleser oder der Dokumentenscanner unter Windows 10? Je exotischer die Hardware, um so größer die Chance, dass etwas schiefgeht. Was die Rechner selbst betrifft, sollten alle Geräte, die jünger als drei oder vier Jahre sind, auch unter Windows 10 laufen – aber: Auch hier bestätigt die Exoten-Ausnahme die Regel.
Wie lange dauert die Umstellung in der Regel?
Beckefeld: Der große Run auf neue Komponenten wird ab Oktober bzw. November erwartet. Dann kann es zu längeren Lieferfristen kommen, gerade was PCs betrifft. Die Umstellung auf Windows 10 ist gar nicht mal der entscheidende Zeitfaktor, sondern eher die Installation von Spezialsoftware, Datenübernahme, Testablauf und Feinabstimmung der Programme. Wird das Zeitfenster für die Planung und Umstellung etwas größer gewählt und nicht genutzt, umso besser.
Der Experte
Christian Beckefeld
ist IT-Systemadministrator bei GERL. Dental, Köln.