Finanzen

Alles wird anders

Das Gesundheitswesen wird sich in den kommenden Jahren drastisch verändern. Professionelle Managementkompetenzen sind zunehmend gefragt. Ein exzellentes Behandlungsangebot allein reicht heute nicht mehr.


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The end of Healthcare … as we know it? So lautet der Titel einer Studie zum Gesundheitsmarkt 2020 und den Auswirkungen auf Arztpraxen und Kliniken [Bain Company: The end of Healthcare … as we know it? Teil 5/5, 2011]. Die Autoren prognostizieren drastische Veränderungen für Ärzte und Kliniken und fassen ihre Ergebnisse folgendermaßen zusammen:

  • Bis 2020 ändert sich das Gesundheitswesen stärker als in den vergangenen 50 Jahren.
  • Ärzte und Krankenhäuser müssen rechtzeitig Partnerschaften bilden und neue Geschäftsmodelle entwickeln.
  • Ärzte werden von Entscheidern zu Ausführenden.

Konträre Meinungsbilder

Die Analyse und Bewertung derartiger Studienergebnisse führt in Deutschland zu konträren Meinungsbildern. Sie reichen von Aussagen wie „ausschließlich auf US-amerikanische Verhältnisse übertragbar“ bis zu „wir befinden uns bereits mitten in diesem Prozess“. Die Wahrheit liegt, wie so oft, vielleicht auch hier irgendwo in der Mitte. Realität ist, dass aktuelle und zukünftige Gesundheitsreformen die Gesundheitslandschaften national wie international sehr viel schneller und grundlegender verändern werden als die Reformen der Vergangenheit. Im Gegensatz zu den Reformen der Vergangenheit liegt das Ziel aktueller und zukünftiger Reformen parteienübergreifend nicht nur auf Kostensenkungen, Kürzungen usw., sondern es stehen grundsätzliche strukturelle, organisatorische, finanzielle und medizinisch-inhaltliche Veränderungen im Zentrum der Reformen. Zielsetzung ist, eine fragmentierte Versorgungslandschaft und unterschiedliche Anbieterstrukturen der Leistungserbringer durch gesundheitspolitische Leitlinien in Richtung einer wettbewerbsorientierten Dienstleistungsindustrie zu gestalten.

Die zunehmende Ökonomisierung, neue Versorgungsstrukturen, neue Geschäftsmodelle etc. erfordern nun von Medizinern und Zahnmedizinern, dass Managementkompetenz aufgebaut und professionalisiert wird. „Gerade zahnärztliche Existenzgründer sollten im Sinne einer strategisch angelegten Praxisführung die Möglichkeiten des systematischen Einsatzes von betriebswirtschaftlichen Managementverfahren (Kostenmanagement, Qualitätsmanagement etc.) und Steuerungsinstrumenten (Controllingverfahren, Soll-Ist-Vergleiche etc.) verstärkt nutzen.“ [Klingenberger, D., Becker, W.: Entwicklung und wirtschaftlicher Erfolg von zahnärztlichen Existenzgründungen – Ergebnisse empirischer Analysen auf der Basis von Paneldaten. Zeitschrift Gesundheitsökonomie Qualitätsmanagement (Gesund ökon Qual manag) 15, 2010, S. 91–98] Im Rahmen der universitären Ausbildung werden Management-Skills kaum beziehungsweise nicht vermittelt. Das Angebot an entsprechender Fort- und Weiterbildung deckt dieses Defizit bisher nur lückenhaft ab.

Professionelles Praxismanagement

Zahnärztliche Praxen sind hoch qualifizierte und komplexe Dienstleistungsunternehmen. Ein exzellentes Behandlungsangebot ist eine der Grundvoraussetzungen für den Erfolg einer Praxis – doch dies allein genügt längst nicht mehr. Die nachhaltige Sicherung des wirtschaftlichen Erfolgs steht an erster Stelle. Professionelles Praxismanagement wird zur Conditio sine qua non einer zukunftsorientierten Berufsausübung.

Dr. Gerhard Brodmann ist Zahnarzt mit Schwerpunkten Change Management, Gesundheitsökonomie und Managed Care. Erfahrung als Niedergelassener und fundiertes Wissen in Gesundheitspolitik, Krankenversicherungssystemen und Gesundheitsmarkt. Stellv. Vorsitzender der Gesellschaft für Statistik und Analyse im Gesundheitswesen.