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Zahnersatz im Zentrum des 6. HTS in Berlin

Präprothetik, Werkstoffe und Schnittstellen: Das waren die Schwerpunkte des 6. Hirschfeld-Tiburtius-Symposiums (HTS) des Dentista e.V. am 28. Juni in Berlin. Der präprothetisch orientierte Block startete mit ebenso grundlegenden wie aktuellen Zusammenhängen von Zahnersatz und Parodontopathien.


Eröffnete das 6. Hirschfeld-Tiburtius-Symposium unter wissenschaftlicher Leitung von PD Dr. Ingrid Peroz: Dentista-Präsidentin Dr. Susanne Fath Foto: Dentista


Dr. Susanne Fath aus Berlin machte dabei deutlich, dass nicht alles, was schön aussieht, auch medizinisch sinnvoll ist.  Zum Beispiel eine tief unter dem Zahnfleischrand sitzende Krone: Folgen können eine erhöhte Sulkusfluidrate sein, Attachmentverlust und Rezessionen. Leider seien solche Nachteile Ästhetik-bewussten Patienten meist schwer vermittelbar.

Ähnlich schwierig zu kommunizieren ist oft auch die Implementierung kieferorthopädischer Expertise, da Patienten Zeit und Geld aufwenden müssen, berichtete OÄ Sylvia Engel von der Charité. Dabei sei die Bandbreite dessen, was KFO heute leisten könne, beeindruckend. Als Beispiele nannte sie die Molarenaufrichtung, Pfeilerverteilung, Bisshebung, die Behebung von Kreuzbiss und Problemen mit verlagerten Zähnen bis hin zur Beseitigung parodontaler Erkrankungen durch optimierte Zahnstellung.

Dem Patienten zuhören

Dass „Zuhören“ ein wichtiger Faktor bei der Patienteninformation ist, wurde bei der Präsentation von ZTM Alexandr Mirankij, Nürnberg, deutlich: Eine bewusst vereinfachte Fotoanalyse visualisiert die Fakten, ein gezielt geführtes Gespräch mit dem Patienten erfühlt dessen Wünsche. Die Kommunikation mit dem Zahnarzt zeigt die medizinischen Möglichkeiten, die zu einem harmonischen Gesamtkonzept führen. Sein Credo: Zu jedem Charakterzug gehört individueller Zahnersatz hinsichtlich Form, Größe und Farbe.

Im Block „Werkstoffe“ entwickelte Dr. Andrea Diehl, Berlin, aus Misserfolgsbeispielen bei Vollkeramiklösungen, die sie in ihrer langjährigen Erfahrung als Gutachterin gesehen hat, Empfehlungen für die Praxis. Per se sei das Material für Bruxismus-Patienten kritisch. Häufig sei die Präparation nicht Keramik-gerecht („Es muss alles rund sein“), zu Fehlern gehöre die falsche Zement-Technik („nicht feucht benetztes Dentin“) und nicht ausreichende Beachtung der Funktion: Bei Problemen mit dem Mundschließermuskel könnten die Zähne ungeführt aufeinanderknallen. 

Werkstoff Komposit wird immer wichtiger

Neben die Keramik stellte ZTM Annette von Hajmasy aus Köln zum Vergleich den auch bei der Prothetik immer wichtiger werdenden Werkstoff Komposit, der manches schlechter und vieles besser könne als Keramik. Beispiel: seine Reparaturfreundlichkeit. Der oft schlechte Ruf des Komposits überrasche und hänge vermutlich mit zu geringem Wissen zusammen. Sie stellte verschiedene Komposite, Füllstoffgehalt und Korngrößen vor und die Unterschiede zwischen Mikrofüller-Kompositen und Hybridkompositen. Komposite seien unterschiedlich wie Äpfel und Birnen. Bei älteren Patienten sei Komposit-Prothetik sinnvoll wegen leichter Reparaturmöglichkeit und bei Bruxern ohnehin das Mittel der Wahl.

Mit einem Blick auf Praxis & Gesellschaft und Daten zum Thema „Gesundheitsausgaben als Kostenfalle“ startete der Block „Schnittstellen“ mit Gerontologe Prof. Dr. Uwe Fachinger aus Vechta. Die Gesellschaft altere, Zahnersatz sei ein großes Thema für die ältere Bevölkerung und für viele mit zunehmendem Alter und abnehmenden wirtschaftlichen Möglichkeit kaum noch finanzierbar.

Erfahrung mit CEREC in einer Einzelpraxis

Dass digitale Lösungen diesbezüglich eine gewisse Potenz haben, ließen die beiden anschließenden Vorträge anklingen. Dr. Sabine Kusche aus Warburg berichtete aus ihrer eigenen 15-jährigen Erfahrung mit CEREC in einer Einzelpraxis und verwies auf die Chancen (kostengünstig und schnell) und Limitierungen des Verfahrens: „Wenn es ästhetisch hochwertig werden soll, gebe ich das an meinen Zahntechniker.“ Ob das Verfahren für die Praxis wirtschaftlich sei, sei relativ: „Ich mag den Komfort für die Patienten!“ Ihre Bilanz: ein klares Ja bei Inlays und Teilkronen, ein Jein bei Einzelkronen und ein Nein bei Tabletops und Brücken mit mehreren Kronen.

Wie sich das Thema „Digitalisierung“ auf Seiten der Zahntechnik darstellt, zeigten ZTM Jacqueline Riebschläger und ZT Nadine Schön aus Berlin unter anderem mit einem selbsterstellten Zeichentrick-Video. Abschließend gab Dr. Astrid Tabellion aus Offenburg den Teilnehmern einen vielfältigen Kanon an Tipps für die Patientenberatung mit – für Praxen, die nicht selbst implantieren, aber Patienten auch über Implantate aufklären müssen. Dabei standen die Unterschiede von Prothetik auf Naturzahn und Prothetik auf Implantat im Mittelpunkt, wie beispielsweise das jeweils anders strukturierte Gewebe und auch die Biomechanik: Implantatkronen sollten wegen der weniger gut aufgefangenen Druckbelastungen niedriger angelegt werden als die Nachbarzahnkronen.

Das 7. HTS findet am 20. Juni 2015 erneut in Berlin statt.