Zahnerhaltung auf Gemeinschaftstagung im Fokus
Auf der 5. Gemeinschaftstagung Zahnerhaltung, die von den vier wissenschaftlichen Verbundgesellschaften DGZ, DGET, DGR2Z und DGPZM ausgerichtet wurde, informierten sich Ende November 2023 über 700 Teilnehmer in München über Neuigkeiten aus Forschung und Klinik. Zudem stellten beim Tag der Wissenschaft vor dem Hauptkongress junge Forscher aus dem deutschsprachigen Raum ihre Projekte vor.
Eines der Schlaglichter war die digitale Zahnerhaltung sowie die erfolgreiche Nachwuchsförderung. Die Digitalisierung der Zahnmedizin schreitet auch im Bereich der Zahnerhaltung voran. In seinem Vortrag erläuterte der Diplomphysiker und Zahnarzt Prof. Dr. Dr. Albert Mehl aus Zürich, dass Intraoralscanner in Zukunft mehr und mehr mit weiteren Diagnostik-Tools wie Karies-Detektion und optischer Kohärenztomographie (OCT) ausgestattet werden könnten. Der KI-Experte Professor Dr. Falk Schwendicke aus Berlin sieht in der Anwendung von künstlicher Intelligenz (KI) zur Verarbeitung von großen Datenmengen einen Vorteil. Nach seinen Worten ein Bereich, an dem diese Systeme weiter „lernen“ und stetig besser werden würden.
Auf die Zukunft ausgerichtet zeigt sich auch die Deutsche Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ) als sich stetig verjüngende wissenschaftliche Fachgesellschaft. Auf der Verbundjahrestagung wurden 23 DGZ-Juniorspezialisten nach bestandenem strukturiertem Curriculum ausgezeichnet.
Das Nachwuchsförderprogramm liegt DGZ-Präsidentin Professor Dr. Annette Wiegand aus Göttingen besonders am Herzen. „Wir möchten gerade die Nachwuchs-Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterstützen, sich in unserer Fachgesellschaft zu engagieren und zu vernetzen. Dadurch wird nicht zuletzt der Knowhow-Transfer zwischen den Standorten gefördert.“
Endodontologie: Lernen von den Besten
Die Deutsche Gesellschaft für Endodontologie und zahnärztliche Traumatologie (DGET) hatte eine Reihe namhafter Referenten eingeladen, auf der Verbundjahrestagung ihr Know-how mit der Zuhörerschaft zu teilen. „Share your knowledge, experiences and failures“ lautete folgerichtig die Empfehlung der niederländischen Endodontologin Dr. Marga Ree aus Purmerend, die ihre Lernkurve aus zahlreichen Patientenfällen vorstellte. Der in Neustadt an der Weinstraße niedergelassene Zahnarzt Dr. Holm Reuver, der für seine transparenten Zahnpräparate bekannt ist, stellte im Kurzvortragsblock der DGET einen seiner Patientenfälle vor, bei dem er einen extrahierten oberen Molaren strukturiert analysierte. Vermutlich war eine Wurzelfraktur die Ursache einer spät aufgetretenen apikalen Entzündung 22 Jahre nach erfolgreicher Wurzelkanalbehandlung.
Reparaturen sind auch Zahnerhaltung
Ein minimalinvasives Vorgehen im Sinne der Zahnerhaltung ist es, vorhandene Restaurationen zu reparieren. Studien aus dem Kurzvortragsblock der Deutschen Gesellschaft für Restaurative und Regenerative Zahnerhaltung (DGR2Z) hatten verschiedene Modi der Reparatur von Kompositrestaurationen untersucht. Sandstrahlen verbesserte die Reparaturhaftwerte auf Komposit und das Auftragen eines Universaladhäsivs nach Anrauhung/Silikatisierung führte zu einer signifikanten Steigerung der Verbundwerte.
Prävention mit Visier und Mundschutz
Ein Schwerpunkt bei Vorträgen der Deutschen Gesellschaft für Präventivzahnmedizin (DGPZM) war die Anwendung oraler Antiseptika. Priv.-Doz. Fabian Cieplik aus Regensburg betonte die Wirkung einer präprozeduralen Mundspülung gegen Bakterien im Speichel. Cetylpyridiniumchlorid (CPC) zeigte sich gegenüber SARS-CoV-2 wirksam. Eine Arbeitsgruppe um die diesjährige DGZ-Publikationspreisträgerin Oberfeldarzt Dr. Madline Gund aus Homburg/Saar zeigte auf, dass Chlorhexidin als präprozedurale Mundspülung die bakterielle Kontamination des Mundnasenschutzes des Behandlers signifikant reduzieren kann. Ganz verhindern konnte auch ein Gesichtsvisier die Kontamination der Op-Maske nicht, denn die Hauptlast stammte aus während der Behandlung aufsteigenden Bioaerosolen.
Aktuelle Forschung aus 20 universitären Standorten
Am DGZ-Tag der Wissenschaft informierten sich 165 Teilnehmer bei insgesamt 20 Kurzvorträgen im Hörsaal der Münchner Zahnklinik über die Forschungsaktivitäten der Kliniken für Zahnerhaltung aus dem deutschsprachigen Raum. Der ausgebuchte Fortbildungsblock für das zahnärztliche Fachpersonal hatte die Besonderheiten der endodontischen Assistenz im Fokus.
Die nächste Jahrestagung wird erneut ein Gemeinschaftskongress. Die Verbundgesellschaften DGZ, DGR2Z und DGPZM tagen gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Prothetische Zahnmedizin und Biomaterialien (DGPro) vom 13. bis 15. Juni 2024 in Leipzig (www.dgpro-dgz-tagung.de). Die 13. Jahrestagung der DGET findet vom 21. bis 23. November 2024 in Hamburg statt (www.endo-kongress.de).
Quelle: DGZ Deutsche Gesellschaft für Zahnerhaltung e.V.